Sepp Zurmühle
Zufrieden sitzt Ruedi Lanker vor seinem Holzhaus am Schlättliweg in Niederteufen. Nach 36 Dienstjahren in Teufen beendet er seine geliebte Lehrertätigkeit. Auf der faulen Haut liegen ist jedoch nicht sein Ding. Zu Beginn der Sommerferien startet er sein jüngstes Abenteuer.
Nach Martin Hofstetter (2006), Fritz Müller (2007), Peter Rupp (2008), Max Moesch (2009) und Peter Elliker (2011) verlässt ein weiterer «Stamm-Vater» die Oberstufe Teufen in seinem 65. Altersjahr.
«Ich gehe heute noch jeden Tag mit grosser Freude zur Schule», unterstreicht Ruedi Lanker. Und diese Begeisterung für seinen Beruf und für seine Schülerinnen und Schüler ist unüberhörbar. «Gerade die Jugendlichen mit ‹schwereren Rucksäcken› oder in turbulenten Lebensphasen haben mich immer speziell interessiert …». Es habe ihn motiviert, ja förmlich herausgefordert, den jeweils passenden Zugang zu den einzelnen Menschen zu finden.
«Mein Ziel war es, die Jugendlichen zu motivieren, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken. Viele erlebten bisher vor allem, dass sie nicht viel können und sich auch nicht viel zutrauen …» Sicher halfen ihm dabei sein geduldiges Wesen, die Freude an kleinen Schritten, seine Liebe zu den Menschen und zur Natur im Allgemeinen und nicht zuletzt seine vielseitigen Lebenserfahrungen.
Vom Flugzeugmechaniker zum Pädagogen
Ruedi Lanker wuchs zusammen mit zwei Geschwistern in Speicher auf. Nach der Sekundarschule entschied er sich für eine Lehre als Flugzeugmechaniker in Altenrhein. Danach arbeitete er als Berufsmann ein Jahr in Genf, machte einen Sprachaufenthalt in England und ging zwei Jahre zur Swissair nach Kloten. Er bildete sich in Winterthur weiter und absolvierte die Meisterprüfung als Mechanikermeister.
Sein Weg führte ihn 1973 zur Textilmaschinenfirma Heberlein in Wattwil. Dort baute er eine Abteilung für die Endabnahmekontrolle auf und hatte Lehrlinge zu betreuen.
«Diese Erfahrungen mit Jugendlichen haben in mir die Faszination für die Arbeit mit jungen Menschen geweckt. Gleichzeitig bekam ich immer mehr Mühe mit Hundertstelmillimetern und Nullfehlertoleranz».
Auf dem zweiten Bildungsweg liess sich Ruedi Lanker in Rorschach zum Lehrer umschulen und betreute während der zweijährigen Studienzeit das Internat. «Diese Studienzeit erlebte ich als eigentliches Erwachen. Ich fühlte mich in der Pädagogik am richtigen Platz.»
Nach einem Glas Wein in der Stube des damaligen Schulpräsidenten Diener wurde Ruedi Lanker 1977 als Oberstufenlehrer in Teufen eingestellt und blieb. Es folgten Weiterbildungen zum Berufswahllehrer, zum Reallehrer und ein Studium zum Schulischen Heilpädagogen.
«Mich zieht es hinaus, immer wieder …»
So unterrichtete er, wechselnd zwischen Niederteufen und Teufen, als Berufswahllehrer (77–81, 83–87, 93–97), Reallehrer (81–83), Sonderklassenlehrer (87–93) und ab 1997 als Sekundarlehrer im Hörli.
Schon als Lehrling machte Ruedi Lanker das Flugbrevet und lernte viel über Meteorologie und Geographie. Mit seiner Frau und der Familie bewegt er sich oft in den Bergen, zu Fuss und mit Skiern, macht Veloferien mit Zelt und Lagerfeuer.
Auch das Wasser interessiert ihn. «Wir segelten auf einem Katamaran auf dem Bodensee, und schon als Knabe hatte ich den Traum vom Matrosen …».
Mit 49 Jahren konnte er 6 Monate Bildungsurlaub beziehen und heuerte beim Verein Plus auf dem Jugendschiff an. Ruedi Lankers Augen leuchten, wenn er von seinen vier Monaten unterwegs auf hoher See erzählt, rund um die Uhr mit sechs verhaltensschwierigen Jugendlichen, per Dreimastersegelboot von Barcelona in die Karibik. «Dies war Lebensschule pur.»
Dann fällt das Stichwort Alicudi, eine kleine, kreisrunde Vulkaninsel im Norden Siziliens mit 70 Dauerbewohnern. Dort besitzt die Familie Lanker seit 2001 ein Haus, 400 m über dem weiten Meer. Hier will Ruedi Lanker den Rest seiner Familie im Herbst 2013 besuchen, zu Fuss. Nach rund 75 Tagesetappen über die Via Alpina (Triest–Nizza) mit über 65‘000 Höhenmetern wird er anschliessend per Schiff via Genua nach Alicudi reisen und sich selber neu begegnen …
Ruedi Lanker
Geboren: 4. 3. 1949
In Teufen seit: 1980, am Schlättliweg in Niederteufen
Familie: Seit 1978 verheiratet mit Katharina (Fitzi), 3 Töchter, 1 Sohn, 1 Pflegetochter
Lieblingsessen: Fisch vom offenen Feuer
Lieblingsgetränk: Wein und Wasser
Musikvorlieben: Oldies, Evergreens
Lektüre: Zen im Bogenschiessen
Hobbys: viele …, u.a. jeden Samstag Malen in St.Gallen