Aline Auer
Auf Einladung des Seniorenteams der evangelischen Kirche um Erika Bänziger berichtet der Germanist und Weltreisende Vladimir Poperetschenko am Seniorentreff über „das Leben älterer Menschen in der Ukraine.“ Er selbst, wohl auch in der zweiten Lebenshälfte steckend, bittet die Anwesenden, ihn der Einfachheit mit Vladimir anzusprechen.
Auf zwei Weltreisen hat er sich vor Jahren Freunde in der Schweiz und in Deutschland geschaffen. Heute hält er sich alljährlich während einiger Monate hier auf und spricht auf Einladung über die Lebensbedingungen der Senioren in der Ukraine. Dass er dabei die heutige politische Situation weitestgehend ausklammert, mag Zufall oder allenfalls auch Absicht sein. Nur ganz kurz wird die „Orange Revolution“ erwähnt. Auch sie allerdings schon 14 Jahre vorbei, hat sie doch im Jahre 2004 stattgefunden.
Malerische Dias
Untermalt von stimmungsvollen Dias erfahren die Teufnerinnen und Teufner, dass die heutigen Altersrenten ihrer Altersgenossen in der Ukraine 60 bis 70 Franken pro Monat betragen, während sie noch vor wenigen Monaten bei 150 Franken gelegen haben. Die Abwertung der Währung sowie die steigenden Preise haben zu diesem unerfreulichen Effekt geführt. Heute reiche dieses Einkommen kaum, um die Heizkosten zu tragen, weshalb viele es vorzögen, zu einer Art „Wohnsharing“ zu greifen. So könne allenfalls ein Raum geheizt werden. Das Klima in der Ukraine soll im Sommer heiss und trocken sein, aber im Winter halt eben doch recht kalt.
Die Wohnsituation der älteren Menschen
Die älteren Menschen hätten zwar eine Wohnung, die sie noch zu kommunistischen Zeiten vom Staat erhalten haben. Und der Staat bemühe sich auch, insbesondere den Städtern, etwas Land zu Verfügung zu stellen. Die Senioren versuchen, sich mit Gartenbau und Kleintierhaltung sowie dem Verkauf ihrer Produkte über Wasser zu halten. Unterstützt werden sie dabei meist von jüngeren Familienangehörigen. So sind viele Bilder von draussen arbeitenden Seniorinnen und Senioren zu sehen: Von der Verarbeitung der Ernten sowie deren Aufbewahrung in Form von sich biegenden Gestellen mit eingemachten Produkten in Gläsern, wie zu unserer Gross- oder sogar Urgrossmutterzeiten.
Besonders berührend
Allein die Tatsache, in der heutigen multimedialen Zeit einen Diavortrag zu sehen, berührt auf nostalgische Art und Weise. Nicht nostalgisch, sondern gänsehauterregend dagegen die gezeigte Erinnerung an Tschernobyl, eine der bis anhin schwersten Katastrophen in der auf heutigem ukrainischen Staatsgebiet liegenden Atomanlage im Jahr 1986. Alljährlich fahren gegen Ende April viele Angehörige von weit her auf die Friedhöfe von Tschernobyl, um dort im völlig verlassenen Gebiet ihren Angehörigen zu gedenken. Und weil viele Familien heute weit verstreut leben, wird dieser Anlass zum berührenden Familienpicknick auf dem Friedhof.