Mägi Bischof
Obwohl das Wetter nicht schmetterlingsfreundlich war, trafen sich am vergangenen Sonntag zwanzig Personen für die Insektenexkursion im Gelände zwischen Fröhlichsegg und Schäflisegg.
Nach der informativen Einführung durch Lucia Andermatt, Mitglied der Biodiversitätsgruppe, erklärte Andreas Kuster, Besitzer des von ihm erschaffenen Paradieses für Artenvielfalt, einige Grundsätze zur Entstehung von Lebensräumen, Futter- und Brutplätzen unserer Insektenwelt.
Als er das Land vor 25 Jahren übernommen hatte, war nur grüne Wiese und dichter Wald vorhanden. Zuerst beschloss er nur noch zweimal jährlich die Wiesen zu mähen. Durch dieses der «Natur überlassen» verbreiteten sich Pflanzen wie Oregano, Disteln, Labkraut, Johanniskraut, die ihrerseits Futterplätze und Lebensräume für Schmetterlinge und diverse Insekten schufen. Oregano, Thymian, Nachtkerzen, Hohlzahn bieten Nahrung und Lebensraum für tausende von Insekten. Die ebenfalls auf dem Gelände angebrachten Bienenkasten unterstreichen die Vielfalt, leben doch in einem einzigen Kasten bis zu 50‘000 Bienen. Da der Standort auch von Mäusen durchwühlt wird, der Boden durchlöchert ist, finden unzählige Erdhummeln ihren Unterschlupf. So hat sich bis heute auf der Lindenwiese, wie sie Andreas nennt, eine Hochstaudenflur gebildet, die in der Landwirtschaft Streuwiese genannt wird.
Nach und nach verwandelte er den dichten Waldrand unterhalb der Straße in einen lichtdurchfluteten Grünplatz oder Krautsaum. Hohe alte Bäume wurden durch Ringeln und stehen lassen zum Absterben gebracht. Zudem pflanzte er Holunder, Marronibäume, Speierling, Blumenesche (um nur einige zu nennen) und diverse Waldpflanzen wie Waldmeister und Immergrün. Dieser Ort bietet nebst Insekten und Vögeln auch Fröschen und Kröten Unterschlupf.
Die eigentliche Attraktion der Exkursion bot den TeilnehmerInnen Yannic Schrepfer aus Stein an. Der erst 25-jährige Umweltingenieur vermittelte den Anwesenden auf sehr sympathische und professionelle Weise sein Wissen über Tag- und Nachtfalter und Heuschrecken. Dieses Wissen hatte er sich anhand einer Semesterarbeit und der abschliessenden Bachelorarbeit angelegt.
Insekten und Schmetterlinge sind wichtige Bioindikatoren, wenn es darum geht, eine Landschafts- oder Klimaveränderung wahrzunehmen und zu erörtern. Schmetterlinge werden in Tag- und Nachtfalter eingeteilt. Wobei diese Unterteilung sehr schwierig ist und auch nicht wissenschaftlich belegt werden kann, so die Ausführung von Yannic. Tagfalter besitzen einen dünnen, gleichmäßigen Körper, Nachtfalter sind vorne dick und hinten auslaufend. Ihr meist farbenfrohes Flügelkleid (Tagfalter) besteht aus Schuppen, die das Sonnenlicht reflektieren und so Ihre Feinde warnen. Die Entwicklung des Falters beginnt mit dem befruchteten Ei, das das Weibchen abgelegt hat. Nach ca. 10 Tagen beginnt das Raupenstadium. Während dieses Stadiums verzehnfacht sich die Größe der Raupe. In ca. 3 bis 8 Häutungen entsteht die nun erwachsene Raupe, die sich ausschließlich von Blattgrün und ihrer verlassenen Haut ernährt. Danach verpuppt sie sich. Die Dauer des Puppenstadiums ist sehr unterschiedlich. Schmetterlinge überwintern zu 40 % als Falter, zu 55 % als Puppe und zu 5 % als Ei.
Die «Heugümper», wie sie Yannic liebevoll nennt, werden in Kurz- und Langfühlerschrecken eingeteilt. In der Entwicklung durchleben die Heuschrecken ebenfalls mehrere Häutungen. Heuschrecken zu erfassen und bestimmen, ist sehr schwierig. Der geübte Entomologe erkennt sie an ihrem Gesang. Dieser wiederum hängt ab von der Temperatur. Je wärmer die Umgebungstemperatur, desto mehr Energie kann die Heuschrecke für ihren schönen und intensiven Gesang aufwenden. Damit ist geklärt, warum bei Hitzetemperaturen, im Süden oder bei uns an Südhängen die Wiesen voller Gesang sind. In einer Schaumstoffbox konnten die TeilnehmerInnen einen am Standort gefangenen Tagfalter, das Ochsenauge, sowie eine Heuschrecke bewundern. Auf diverse Fragen gab der junge Ökologe, der zurzeit als Praktikant bei der Gemeinde Degersheim arbeitet, breitwillig und kompetent sein Wissen weiter.
Am Ende der Veranstaltung zeigte Andreas Kuster seine angelegte Riedwiese mit Tümpel, die von typischen Pflanzenarten, wie Schwertlilien, Kohldisteln, Mädesüß, Schachtelhalm, Weideröschen durchwuchert werden. Dieser Ort bietet Brut- und Futterplatz für diverse Insektenarten, Frösche, Unken, Molche und viele Vogelarten.
Die TeilnehmerInnen erlebten einen eindrücklichen, interessanten Nachmittag. Er nährt zudem die Hoffnung, das mit Hilfe von motivierten Menschen, die bereit sind biodiverse Flächen anzulegen und «Unordnung» zuzulassen, dass Futterplätze und Lebensräume für Insekten, Kleinlebewesen entstehen. Das ist das übergeordnete Ziel, das sich die Gruppe BiodiversiTAT setzt und versucht mit ihren Anlässen umzusetzen.
Herzlichen Dank Yannic Schrepfer, Andreas Kuster, Lucia Andermatt und allen TeilnehmerInnen der 5. BiodiversiTAT.
Nächste BiodiversiTAT: (Nutzgarten, Tierhaltung)
5. September 14.00 – 16.00 Uhr
Besichtigung von einem Permakultur- und Biohof in Teufen, alte Speicherstrasse, Stephanie und Paul Manser