Clemens Fässler
«Wie in einem Bienenhaus» sei es, meint der Leiter der Appenzeller Holzfachschule Thomas Meier, als sich am letzten Donnerstag über 50 Mädchen und Knaben in Teufen einfanden. 20 davon kamen vom Bad Sonder, um neue Einblicke in zwei mögliche Berufe zu gewinnen. Die vielen Erfahrungen des Tages würden den Jugendlichen bei ihrer Berufswahl sehr helfen, bestätigt der Klassenlehrer Marc Rechsteiner.
Einblicke ins Berufsleben
Während er im Theorieraum den Teilnehmern aus Herisau den Schreinerberuf erläutert und Fragen zum Bewerbungsprozess beantwortet, leitet sein Mitarbeiter Felix Brühwiler die Schüler der Realschule Appenzell bei der praktischen Arbeit an: «Schaut genau hin, wie ich es mache. So verschmiert ihr beim Ölen weder Hände noch Kleider, wofür ihr und Eure Eltern später froh seid.»
Das Ölen der Bilderrahmen ist fast der letzte Arbeitsschritt, danach heisst es, zügig die Werkbank aufräumen, «damit wir zeitig nach Hause gehen können». Sauber arbeiten, den Arbeitsplatz aufräumen oder den Feierabend nicht an der Schulglocke, sondern am fertigen Arbeitsstück ausrichten: das sind alles Selbstverständlichkeiten eines Handwerkerberufs, die den Schülern hier in Teufen vermittelt werden.
Start des Berufswahlprozesses
Wie viel davon bewusst oder unbewusst aufgenommen wird, ist von Klasse zu Klasse und von Person zu Person unterschiedlich. Bei den einen oder anderen wird auch einiges schnell wieder vergessen sein, denn es ist ein voller Arbeitstag in Teufen; viele Informationen, langes Stehen, Maschinenlärm und neue Eindrücke. Und doch hinterlässt der Berufstag seine Spuren, wie auch Benedict Schawalder von der Sekundarschule Herisau weiss: «Das Resultat ist, dass viele kurz nach den Berufstagen schnuppern gehen, egal ob in einem hölzigen Betrieb oder anderswo. Und auch Ehemalige berichten regelmässig, dass die Berufstage ein erster wichtiger Anlass im Berufswahlprozess dargestellt hätten.»
Weniger Handfertigkeit
Mit der Mischung von Theorie und Praxis sei es ein super Angebot, sagt Schawalder, gerade auch für die Schüler der ersten Oberstufe, mit denen er regelmässig an den Berufstagen der Hölzigen teilnimmt. Denn die Erstklässler seien zugänglicher für die praktischen Arbeiten, während ein ganzer Tag Theorie sie überfordern würde. Zudem würden Mädchen und Knaben heute in ihrem Alltag viel weniger mit handwerklichen Arbeiten in Berührung kommen als früher. Die Handfertigkeit habe im Durchschnitt klar abgenommen und so sei der Besuch bei den Schreinern und Zimmerleuten für viele eine ganz neue Erfahrung.