Diesen Winter fielen einige Bäume den Wind zum Opfer. Foto: tiz
Der Wind zieht um das Haus. Diese Situation schien diesen Winter oft aufgetreten zu sein. Ungewöhnlich oft? Die TP hat bei Revierförster Thomas Wenk nachgefragt.
Herr Wenk, ist die «Sturmsaison» mittlerweile eigentlich vorbei?
Stürme gibt es klimatisch bedingt meist im Winterhalbjahr. Somit ist dann Sturmsaison. Wenn wir zurückschauen aber längst nicht jedes Jahr. In unseren Breitengraden kann der Föhn aber auch in der warmen Jahreszeit fallweise kräftig stürmen.
Im vergangenen Winter machte der Sturm «Vaia» Schlagzeilen. Gab es in den vergangenen Monaten einen ähnlich starken Sturm?
Nein, «Petra» und «Simone» diesen Winter waren weniger stark als «Vaia» Ende Oktober 2018 und Burglind Anfang Januar 2018. Burglind Anfang 2018 war für unsern Forstbetrieb etwa gleich stark wie Vaia. Es kommt immer auch auf die kleinräumigen, topographischen Gegebenheiten an. Die Exposition, auf Kuppen oder Muldenlagen, die Windrichtung und die Böenstärken. Gleichbleibende konstante Windgeschwindigkeit stellen für die Bäume weniger ein Problem dar als stossweise Orkanböen.
Wie gross waren in diesem Winter die Schäden im Vergleich zu «Vaia»?
Das Schadenausmass von Petra und Sabine diesen Winter beträgt im Forstrevier Teufen bzw. Speicher rund einen Drittel der Menge von Vaia oder Burglind. Der Zeitpunkt von Petra und Sabine, im letzten Drittel der Holzerntesaison ist aber ungünstig. Gefrorener Boden für die Holzbringung ist nicht mehr zu erwarten. Bei der Holzabfuhr sind fallweise Engpässe möglich. Fallweise muss eine Holzbringung über Landwirtschaftsland direkt nach der Heuernte in Betracht gezogen werden.
Was in den vergangenen Monaten besonders auffiel: Es schien immer wieder sehr stark zu winden. Täuscht dieser Eindruck?
Nein, dieser Eindruck täuscht gar nicht. Nicht nur wir, auch andere Kollegen, stellen in den letzten zwei Jahren häufig Perioden mit viel Wind fest. An vielen Tagen mussten wir die Arbeit in den Holzschlägen darum einstellen und auf andere Arbeiten ausweichen.
Also immer wieder sehr starker Wind aber nicht immer ein «Sturm»?
Genau, noch kein Sturm, aber trotzdem wegen nicht mehr gewährleisteter Arbeitssicherheit immer wieder ein Problem.
Was ist eigentlich besser für das Forstamt: Ein einzelner, sehr heftiger Sturm oder solche wiederkehrenden Sturmböen?
Besser wären gar keine Stürme oder möglichst geringe. Aber das ist Wunschdenken. Stürme gab es schon immer – auch bevor die Klimaerwärmung einsetzte. Also, wenn wir denn in solch einer Situation überhaupt „auswählen könnten oder müssten“, dann kurz und schnell und möglichst wenig und nachher Aufräumen. Aber, wir müssen das so nehmen wie es kommt. Für den Wald und das Waldbild sind Streuschäden weniger gravierend als flächige Schäden. Erstere sind aber deutlich aufwändiger zum Aufarbeiten.
Nach einem Sturm wird die Räumung bei Strassen und Wegen priorisiert. Sind derzeit eigentlich alle Wanderwege wieder frei?
Begehbar ist alles. Fallweise muss ein liegender Stamm überstiegen werden oder ein Wurzelstock mit einem kleinen Umweg umgangen werden. Der Vita Parcours sollte bis ca. Ende März auch wieder offen sein. Im Rahmen der Aufarbeitung kann es zu Behinderungen kommen. Infotafeln weisen auf die Situation hin.
Wie lange wird sie die Aufräumarbeit in den Wäldern noch beschäftigen?
Bis ca. Mitte Mai. Wir müssen im April einen Moment unterbrechen, um schon länger geplante, nicht verschiebbare Arbeiten aus zu führen. Mit dem Forstbetrieb Gais pflegen wir einen regen Personalaustausch. Dieser wird uns fallweise noch unterstützen. Vor allem im Privatwald für die Räumung spezieller, kleinerer Objekte an denen private Eigentümer von Ausbildung und Technik her überfordert sind.
Wo waren die Schäden in diesem Jahr am grössten?
Birtwald Gemeinde Speicher und Steineggwald Teufen.
Sie sind schon lange für das Forstamt tätig: Haben sie so einen windigen Winter schon einmal erlebt?
Ich arbeite seit 1978 im Wald. An so windige Zeiten wie von Januar 2018 bis dato mag ich mich nicht erinnern.
Glauben Sie, dass sie das Forstamt für die Zukunft auf «stürmerische Zeiten» einrichten muss?
Schwer zu sagen. Schauen Sie, der letzte grosse Sturm war Lothar Ende 1999. Seither herrschte bis Anfang Januar mit Burglind „Ruhe“. Also 18 Jahre. Veränderte klimatische Bedingungen mit starken Druckgegensätzen im Winterhalbjahr begünstigen eine Häufung von Sturmereignissen aber wohl schon.