Vernarrt in schöne Stoffe - und in Paris

05.06.2017 | Félice Angehrn
anis rusch (1) komp
Félice Angehrn «Als kleines Mädchen frisierte ich die Puppenköpfe im Coiffeurgeschäft meiner Eltern in Teufen (Tonio). Viel lieber aber zeich­nete und bastelte ich. Eigentlich wollte ich Grafikerin werden. Dass ich in der Textilbranche landete, ist ein Glücksfall», lacht die junge Verkaufsleiterin Anis Rusch. Zehn Jahre sind vergan­gen, seit Anis Rusch die Lehre bei Jakob Schläpfer in St. Gallen begann. Bis heute ist sie der Branche treu geblieben. Wenn man der 26-jäh­rigen Frau zuhört, spürt man sofort ihre positive Einstellung und ihre Begeisterung. «Als Ver­kaufsleiterin für Frankreich und Belgien muss ich von meinem Produkt überzeugt sein und voll hinter der Firma stehen», erklärt sie mit einem wachen Blick. Während der Lehrzeit war sie von den Aussendienstmitarbei­tenden beeindruckt, wie sie je­weils ihre Koffer mit feinen Spit­zen und edlen Stoffen füllten und sich für ein paar Tage ins Ausland verabschiedeten. «Das möchte ich auch, wenn ich mit der Leh­re fertig bin», dachte sie. So kam es, dass sie von der Firma für ein Praktikum nach Paris geschickt wurde. In erster Linie, um Fran­zösisch zu lernen und Erfahrun­gen im Verkauf einer Accessoire-Linie zu machen. Das lief so gut und machte ihr grosse Freude, dass sie ab 2012 die Aufgabe von ihrem Chef erhielt, kleine Märkte in Tschechien, der Ukraine und der Türkei zu betreuen. Die Geschäftssprache ist Eng­lisch und das meiste lernte sie durch «learning by doing». In Pa­ris besuchte sie Französischkur­se und kann sich inzwischen gut verständigen. Weitere sechs Monate folgten in New York. Diese Grossstadt gefiel ihr nicht besonders. Durch Zufall lernte sie an einer Mode­messe eine einflussreiche Dame der «Modeszene» kennen, die sie als Mitarbeiterin für ihr Geschäft in Paris sah. Diese Chance liess sie sich nicht entgehen. Sie kün­digte kurzerhand ihre Stelle bei der Firma Jakob Schläpfer und ging zurück in die Stadt der Lie­be. (Die Liebe hat sie übrigens nicht in Paris, sondern viel spä­ter in Speicher gefunden.) An der neuen Arbeitsstelle lernte sie ei­niges dazu. «Leider war das eine befristete Stelle, aber ich wollte unbedingt in Paris bleiben.» Sie dachte an eine Weiterbil­dung und besuchte einen 9-monatigen Lehrgang zur Vermark­tung von Uhren und Schmuck. Nach diesem Abschluss zog es Anis Rusch zurück in die Schweiz, nach Niederteufen. Berühmte Kunden Seit Sommer 2015 ist Anis Rusch mit Freude und Begeisterung für das Familienunternehmen Forster Rohner tätig. Das Sticke­reiunternehmen für Damenoberobekleidung und Haute Couture führen Emanuel und Caroline Forster in der 4. Generation. Das Stammhaus St. Gallenbeschäftigt seit der Übernahme der Firma Ja­kob Schläpfer 160 Mitarbeitende. Standorte der Hauptproduktion sind in der Schweiz, Rumänien und China. Ihre Kunden, die Anis Rusch in Frankreich und Belgien betreut, sind Akris, Louis Vuitton, Prada, Dior, Chanel, um nur die Bekanntesten zu nennen. Wie läuft das Geschäft? «Wir sind sehr zufrieden. Im Ausland ist Forster Rohner ziemlich be­kannt. Die Designer schätzen vermehrt den tollen Service, die ausgezeichnete Qualität der Stof­fe und die Zuverlässigkeit der Schweizer Mentalität. Die ent­sprechenden Preise sind viele be­reit zu zahlen», sagt Anis Rusch. Zeitdruck Die Branche ist sehr schnell­lebig. «Wir haben einen enor­men Zeitdruck und müssen sehr flexibel sein. Kaum ist eine Modenschau vorüber, müssen neue Muster entworfen und Stoffe kreiert werden für die nächste Saison. Im Schnitt produzieren wir sechs Kollektionen im Jahr. Es gibt viele Chaoten unter den Designern. Es sind Künstler. Da kommt es oft vor, dass du zwei, drei Tage an einem Muster mit Rosen arbeitest. Nach drei Tagen ruft der Designer an und möch­te lieber Tulpen auf den Stoffen. Dann sind wir alle gefordert und müssen schnell reagieren, um den Auftrag nicht zu verlieren», lacht Anis Rusch. Das grösste Ereignis dieses Jahres ist die Modenschau in Los Angeles. Die neue Chefdesig­nerin von Dior hat einige Meter Stoff bestellt. Es können bis 1000 Meter sein. Forster Rohner ist gespannt auf die Roben, die Ma­dame Maria Gracia Chiuri daraus kreiert hat. Verkaufsleiterin ist ein hektischer Job. «Morgen pa­cke ich meine Koffer und fliege für zwei Tage in mein geliebtes Paris. Dann komme ich kurz zu­rück und bin gleich wieder weg.» Da bleibt nicht viel Freizeit. «Frü­her machte ich in einer Theater­gruppe mit. Am besten erhole ich mich im überschaubaren, ruhi­gen Appenzellerland mit der gu­ten Luft. Mein Lieblingsspazier­gang ist von Niederteufen aus über die Schäflisegg zur Waldegg bis Speicher und zurück mit dem Zug.»

Anis Rusch

Geboren: 1990 in St. Gallen Familie: Barbara und Heinz (Coiffeur Tonio Teufen) Freundin: meine gleichaltrige frühere Nachbarin, die wie eine Schwester für mich war Wohnort: untere Böhlstrasse, Niederteufen Lieblingsfarbe: Rot Für Fitness: Piloxing Motto: Mache das, was dir Freude macht, und es kommt gut

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