Unwetter oder Waldbrände?

27.07.2024 | Timo Züst

Es sind Sommerferien. Und in Teufen ist wie jedes Jahr die Ruhe eingekehrt. Aber nicht alle sind in den Ferien. Feuerwehrkommandant (Teufen Bühler Gais) Dominik Krummenacher ist bereits wieder im Depot. Die TP hat ihn dort zum Kaffee getroffen und über Unwetter, Waldbrände und «Feuerwehr-Saisons» gesprochen.

Dominik Krummenacher ist Kommandant der Feuerwehr Teufen Bühler Gais – und stellt die Bereitschaft auch während der Sommerferien sicher.

Grosse Unwetter-Schäden im Tessin und im Wallis. Ganze Brücken oder Strassenabschnitte werden weggespült, Häuser unter Geröll- oder Schlammlawinen begraben. Was denkt ein Feuerwehrkommandant, wenn er sich diese News ansieht?

Im ersten Moment vor allem: Zum Glück wohne ich nicht in einem Berggebiet.

Verständlich. Diese Naturgewalt ist beängstigend.

Wir waren kurz nach den schlimmsten Unwettern Anfang Juli für ein paar Tage in einer Ferienwohnung im Tessin. Auf dem Nachhauseweg wurden wir wegen eines Unfalls umgeleitet. Dabei kamen wir an diversen Bergtälern vorbei. Überall dasselbe Bild: kahle Hänge, ausgewaschene Flussbette und riesige Mengen an Schwemmholz und Geröll unten im Tal. Das war wirklich eindrücklich zu sehen.

Spielst Du bei sowas im Kopf auch gleich ein ähnliches «Teufner Szenario» durch?

Nicht unbedingt. Solche Wetterphänomene gibt es zwar auch bei uns. Aber ein richtig heftiges Unwetter mit langem Starkregen würde bei uns keine vergleichbaren Schäden anrichten. Das geht gar nicht. Dafür haben wir schlicht zu wenig steile – und lange – Hänge.

Trotzdem richten Unwetter auch hier grossen Schaden an.

Natürlich. Sie beschäftigen uns ja auch immer wieder. Und ein Szenario wie kürzlich im Gebiet Rorschacherberg wäre bei uns auf jeden Fall denkbar.

Wie sieht heuer bis jetzt die Einsatzbilanz diesbezüglich aus?

Allgemein können wir sagen: Bisher hatten wir Glück. Kürzlich ist mir die alte (Bauern-)Regel «Wo das erste Unwetter des Jahres durchzieht, ziehen sie alle durch» wieder eingefallen. Gefühlt habe ich heuer schon in paar Mal in den Himmel geschaut, als es links und rechts schwarz war, wir aber verschont blieben. Trotzdem sind wir schon ein paar Mal ausgerückt. Zum Beispiel damals Ende Mai / Anfang Juni. Da hatten wir rund 15 Einsätze. Meist wegen Wasser im Keller. Aber auch wegen eines drohenden Hangrutsches.

Was ist der schlimmste Unwetter-Schaden, an den Du Dich erinnerst?

Puh, schwierig. Vielleicht dieser grosse Hangrutsch damals im Gebiet Waldegg 2017. Oder als es Altstätten so heftig erwischt hatte. Das war glaubs 2014. Im Jahr 2012 wurde bei uns ein Auto vom Wissbach mitgerissen. Und dann gab es natürlich noch den Erdrutsch im Stosswadweg/Rütiberg, 2006 oder 2007, der direkt vor einem Wohnhaus stoppte. Aber auch während der vergangenen Jahre haben uns Unwetter immer etwas auf Trab gehalten. Zum Beispiel der Hagel in Bühler und Gais 2021 – das war wie im Winter.

Gerade dieses Jahr ist in Verbindung mit solchen Ereignissen oft über eine Häufung in Verbindung mit der Klimaveränderung zu lesen. Was sagt Dein Gefühl?

Darüber habe ich auch mit einem Ur-Tessiner geredet. Er meinte, dass es solche Unwetter-Phase schon immer gegeben habe. Auch in dieser Heftigkeit. Aber nie so häufig. Früher sei das vielleicht alle zwei bis drei Jahre passiert. Inzwischen erleben wir eigentlich jedes Jahr eine Periode mit heftigen Wetterereignissen. Diese Beobachtung deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Fast schon ironisch: Im vergangenen Sommer sassen wir hier uns sprachen über Dürre und die Gefahr von Walbränden. Jetzt ist zu viel Wasser das Thema.

Stimmt. Letztes Jahr brannte es gefühlt überall in Europa.

Wenn Du wählen müsstest: Unwetter- oder Waldbrand-Gefahr?

Natürlich am liebsten keins von beidem. Vermutlich müsste ich das Wasser wählen. Zwar verursacht das bei uns deutlich häufiger Schäden als grosse Brände bzw. Waldbrände. Aber deshalb sind wir auch daran gewohnt. Anders gesagt: Das Wasser haben wir als Feuerwehr im Griff. Die Waldbrandgefahr ist ein eher neues Thema für uns.

Heuer war es das aber noch nicht, oder? Also ein Thema.

Nein. Aber das kann sich rasch ändern. Vielleicht reden wir in einem Monat nicht mehr über Starkregen, sondern über Dürre.

Glaubst Du, auch das Appenzellerland wird in Zukunft mit Waldbränden zu kämpfen haben?

Das Risiko wird uns sicher beschäftigen. Dürre-Perioden häufen sich schliesslich genau so wie die Unwetter. Aber wir haben auch hier Vorteile gegenüber den Berggebieten. Wir haben deutlich mehr Mischwald und kaum Schutzwälder. Bei einem Mischwald ist die Gefahr eines grossflächigen Brandes etwas geringer als bei einem reinen Nadelwald. Und wir sind weniger auf den Schutz des Waldes vor Lawinen und so weiter angewiesen.

Aber als Feuerwehr müsst ihr solche Szenarien inzwischen auch trainieren, vermute ich.

Ja. In meinem Büro liegt auch ein entsprechendes Lehrbuch – zum Thema Bekämpfungs-Taktiken bei Waldbränden. Gut möglich, dass das in den kommenden Jahren noch wichtiger wird.

Apropos Feuer: Man las ja kürzlich nicht nur von Unwettern. Da war beispielsweise dieser Vollbrand eines Bauernhauses in Hundwil.

Stimmt. Aber das ist ein anders Thema. Da geht es um den Blitzschutz. Das betrifft vor allem sehr alte Gebäude. Davon gibt es in unserem Einsatzgebiet zwar auch einige. Aber nicht allzu viele. Einen Hausbrand hatten wir heuer zum Glück noch nicht. Mit Ausnahme des «Böhli» in Appenzell, wo wir mitgeholfen haben.

Wie sieht die Einsatz-Bilanz bisher generell aus?

Wir hatten seit dem 1. Dezember 2024 – da beginnt jeweils unsere «Buchhaltung» – 48 Einsätze. Das ist viel. Normalerweise sind es pro Jahr zwischen 50 und 100. Gut möglich also, dass es ein intensives Einsatz-Jahr gibt.

Apropos Intensität: Die Sommerferien-Zeit ist in Teufen jeweils eher ruhig. Spürt die Feuerwehr davon etwas?

Nein. Leider machen Notfälle keine Ferien. Das bestätigen auch unsere Einsatz-Zahlen der vergangenen Jahre. Man kann nie wissen, was, wann kommt. Wir müssen deshalb auch immer in Bereitschaft sein.

Prüfung der Atemschutz-Geräte

Zwar kennt die Feuerwehr keine «Betriebs-Saison». Es gibt aber durchaus Sommer-Arbeiten. Eine davon ist die jährliche Prüfung der Atemschutz-Geräte. Dafür erhält das Depot jeweils Besuch von Hannes Hemmi von der «Foppa AG». Er prüft alle Atemschutz-Geräte der Feuerwehr Teufen Bühler Gais (TBG) auf Herz und Nieren. Dafür benutzt er ein Gerät, das die Realbelastung der Atemmasken mithilfe einer künstlichen Lunge simuliert. «Die Maschine enthält eine Lunge, wie sie auch in Spitälern eingesetzt wird. Entsprechend realistisch sind die Tests», erklärt Hemmi. Im Unterschied zu den «statischen» Prüfungen, die bei der TBG sowieso nach jedem Einsatz durchgeführt werden, kann Hemmi «dynamisch» prüfen. Das bedeutet: Jedes Atemschutz-Gerät wird von der Maschine «probegeatmet». «Dabei sehe ich, ob die Maske wirklich dicht ist, ob genug Frischluft mit dem richtigen Druck zugeführt wird und das Ausatem-Ventil richtig funktioniert.»

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