





















Treffpunkt ist der Bahnhof in Gais. Wanderleiterin Rosy Rechsteiner aus Haslen begrüsst die 24 Teilnehmenden herzlich und gibt erste Informationen. Die Verschiebung um eine Woche, auf den heutigen 15. Mai hat sich gelohnt. Es ist bedeutend wärmer und die Wege sind trocken. Die Sonnenstrahlen zwischen den Wolken wärmen unsere Körper und unsere Gemüter. Dagegen kann auch die zeitweise auffrischende Bise nichts ausrichten.
«Über die Böden» geht es ab Gais Richtung Meistersrüte. Einige Wiesen stehen noch in prächtiger und bunter Blüte, während andere bereits eingefahren sind. Auf wieder andern sind die Bauern mit ihren Maschinen fleissig am Heuen. Der Wetterbericht schliesst einzelne Tropfen ab ca. 15 Uhr nicht aus.
620 Jahre Stosswallfahrt
Wanderleiterin Rosy Rechsteiner informiert: «Genau hier, wo wir jetzt stehen, sind vor vier Tagen (Muttertag 11. Mai) rund 400 bis 500 Personen in die entgegengesetzte Richtung gewandert. Nach der siegreichen Schlacht am Stoss im Juni 1405 gelobten die damals noch vereinten Appenzeller, immer am Fest des heiligen Bonifatius (14. Mai, dannzumal ‘vor dem Heuet’), zum ehemaligen Schlachtfeld zu wallfahren. Man wollte für die errungene Freiheit danken und den Gefallenen gedenken. Die Stosswallfahrt gehört zu den ältesten und urtümlichsten Traditionen im Appenzellerland. In 620 Jahren fiel sie nur zwei Mal aus; einmal während dem Weltkrieg und einmal während Corona». Rosy Rechsteiner liest den Teilnehmenden die Beschreibung der gelebten Tradition vor. Nachzulesen unter: https://www.appenzell.ch/de/kultur-und-braeuche/braeuche-und-traditionen/stosswallfahrt.html

























Appenzeller Kapellenweg
Praktisch geradeaus geht die Wanderung über die Wiesen Richtung Süden. Wir überqueren das Mendlebächli, dann die Strasse zum Hohen Hirschberg und wandern hinunter bis zum Ende der kleinen Mendlestrasse. Dort geht’s rechts bis zum Bleichenwäldlibach. Hier beginnt das anspruchsvollste kurze Wegstück für diejenigen, die den Extra-Abstecher machen möchten. Im Wäldchen geht es über Wurzeln hinauf und dann wieder steil hinunter. Und plötzlich stehen wir vor der einfachen, alten Kapelle «St. Johannes bitt für uns» aus dem Jahr 1845, welche sogar offen ist.
Den steilen Anstieg wieder hinauf geht’s zurück auf Weg in Richtung Steinegg und schon bald stehen wir vor der romantischen Waldkapelle St. Ottilia im Guggerloch.
«Im festen Glauben an die Kraft des Wassers zur Heilung von Augenleiden schöpfen noch heute Gläubige mit der hohlen Hand Wasser vom Brunnen bei der Kapelle und benetzen ihre Augen.» So machen es heute auch einige Teilnehmende.
Nach dieser zweiten Kapelle sind es nur wenige hundert Meter bis die Gruppe links in ein kleines Wäldchen einbiegt und den idyllisch gelegenen, sehr gepflegten Platz des Waldkindergartens von Meistersrüte erreicht. Einen idealeren Picknickplatz kann man sich kaum vorstellen. Er ist schattig, windgeschützt und bietet reichlich Sitzplätze. Selbstverständlich verlässt die Wandergruppe die beinahe heimeligen Örtlichkeiten so sauber und gepflegt, wie angetroffen und wandert weiter in Richtung Steinegg. Die Aussicht auf den Alpstein und in Richtung Weissbad ist herrlich, auch wenn sich dunklere Wolken über dem Säntis zusammenziehen.
Noch einmal führt der Weg hinunter über blühende und gemähte Wiesen, vorbei an emsig arbeitenden Bauernfamilien. In Steinegg angekommen, nehmen die einen den gerade einfahrenden Zug nach Appenzell und die anderen besichtigen die dritte Kapelle: Sankt Magdalena. Eine kleine Kapelle stand bereits im Jahr 1550 an dieser Stelle. Seither wurde sie mehrmals vergrössert und restauriert und zählt heute über 80ig Sitzplätze.
Der gesamte Kapellenweg rund um Appenzell führt an elf Kapellen vorbei: https://www.appenzell.ch/de/sommer/wandern/themenwanderwege/appenzeller-kapellenweg.html.
Trinkhalt im Gustarium
Unweit der Kapelle befindet sich das neu erstellte «Breitenmoser Gustarium» mit direktem Bezug zu Teufen. Und so liessen es sich die Wandernden nicht nehmen, spontan im öffentlich zugänglichen Restaurant im oberen Stock, eine Zvieri-Pause am langen Holztisch, in wunderbarem Ambiente, einzulegen.
Die halbstündige Wanderung der Sitter entlang, via Freibad bis nach Appenzell, ist der krönende Abschluss eines erlebnisreichen Tages, ganz nach dem Motto einer Teilnehmenden: «Rollende Steine setzen kein Moss an.» Und der Regen bleibt aus. So verweilen einzelne noch im Dorf, während die anderen nach Hause fahren oder zuerst noch im Kafi Koller in Teufen einkehren.