Für die pink markierte Fläche wurde der Quartierplan Unteres Hörli erstellt. Hier plant die tecti AG zehn Doppel und zwei Einfamilienhäuser. Die Erschliessung soll gegen Süden, zur Bächlistrasse hin, erfolgen. Quelle: Geoportal
Timo Züst
Seit Jahren suchen Besitzer, Anwohner und Gemeinde eine Lösung für das Gebiet Unteres Hörli. Nach Bekanntwerden der Baupläne der neuen Besitzerin tecti AG sind die alten Fragen nun wieder aktuell: Soll überbaut werden? Was wären die Folgen?
Bei einem Blick vom Schönenbühl in Richtung Dorfzentrum wird die Bedeutung der freien Wiese um das Baugebiet Unteres Hörli deutlich. Dokumentiert wurde dies bereits im Jahr 2010. Mit den Worten: «Die Wiesenfläche ‚Unteres Hörli‘ verbindet auf typische Weise die grossräumige Landschaft mit dem innersten Dorfkern Teufens und definiert damit wesentlich die Identität des zentralen Ortsbildes rund um die Dorfkirche.» Dieser Satz stammt aus einem von der Gemeinde Teufen in Auftrag gegebenen Architektur-Workshop zum Gebiet Unteres Hörli. Es ging um die Frage, ob das Gebiet unter dem Gesichtspunkt des Ortsbildschutzes überbaut werden soll. Dabei kamen zwei unabhängige Architekturbüros zum gleichen Schluss: Nein. Eine bestechend simple und klare Antwort. Sie ist aber nur ein kleines Kapitel der komplexen Gesamtsituation rund um das Untere Hörli.
Eigentlich sind sich alle einig
Seit dem 13. Februar 2018 ist die Teufner tecti AG im Besitz der 5868 m2 Bauland im Unteren Hörli. Sie will auf dem Gebiet eine Überbauung realisieren. Angedacht sind zehn Doppel- und zwei Einfamilienhäuser. Trotz der ortsplanerischen Bedeutung steht diesem Bauprojekt – rein rechtlich – nichts im Weg. Grundlage dafür bildet ein im Jahr 2001 bewilligter Quartierplan. Aber: So wirklich will niemand, dass im Unteren Hörli gebaut wird. Weder die Gemeinde, noch die Anwohner. Und sogar der Bauherr wäre grundsätzlich bereit, mit der Gemeinde Verhandlungen über einen Landverkauf zu führen. Dölf Früh, Inhaber der tecti AG, gibt aber auf Anfrage zu bedenken: «Die Chancen auf Erfolg schätze ich auf weniger als ein Prozent ein.» Dafür gibt es laut ihm zwei Gründe. Einerseits der Preis. Die tecti AG hat im Februar 2018 680 Franken pro Quadratmeter gezahlt. Mit ihren planerischen Aufwänden müsste der Verkaufspreis folglich bei über vier Millionen Franken liegen. Die zweite heikle Komponente ist der zeitliche Horizont. Die tecti AG befindet sich in einem Planungsprozess und Früh vermutet, dass es nicht rechtzeitig zu einer Einigung mit der Gemeinde kommen wird. «Immerhin: Laut der Gemeinde wäre eine Abstimmung im Optimalfall innerhalb eines Jahres möglich.» Diese Herausforderungen beeindrucken die Initianten der Petition «Unsere Dorfwiese » nicht. Sie wollen einen längerfristigen Schutz für das Untere Hörli – und das sei nur bei einem Kauf durch die Gemeinde möglich. Die Initianten und Anwohner Erika und Paul Preisig, Miriam und Gordian Rutz sowie ein Komitee aus dem ganzen Gemeindegebiet beginnen deshalb Anfang November mit der Unterschriftensammlung. Sie geben sich einen Monat Zeit. «Wir sind überzeugt, dass viele Teufnerinnen und Teufner unserer Meinung sind: Diese letzte freie Wiesenfläche muss erhalten bleiben.» Formuliertes Ziel der Petition ist eine Volksabstimmung über den Kauf des Baulandes durch die Gemeinde. Dort scheint man bereits auf die Unterschriftenbögen zu warten. Gemeindepräsident Reto Altherr hatte an der Orientierungsversammlung vom 12. September sogar ein Versprechen abgegeben: Käme eine Petition zustande, werde man gerne Verhandlungen aufnehmen und falls möglich eine Volksabstimmung lancieren.
Wieso abstimmen?
Die Petition «Unsere Dorfwiese» ist nicht der erste Versuch (Petition), das Land in den Besitz der Gemeinde zu überführen. Im Jahr 2013 wurde das Gebiet vorsorglich mit einer Planungszone belegt. Man befürchtete negative Auswirkungen auf das Ortsbild im Falle einer Umsetzung des Quartierplans. Drei Jahre später wurde die Planungszone noch einmal um zwei Jahre verlängert. Damit verschaffte sich die Gemeinde Zeit für Verhandlungen mit den Grundstückbesitzern (damals noch nicht tecti AG). Ein gemeinsamer Nenner wurde aber nicht gefunden. Die Gespräche endeten im Herbst 2017 erfolglos. Der Grund dafür findet sich in einem Brief des Gemeinderates an das Petitionskomitee von «Für die Freihaltung der Dorfwiese»: «Der Gemeinderat wäre (…) bereit gewesen, den Kauf dem Stimmvolk zu einem um 25 Prozent über der Baulandbewertung liegenden Preis zu unterbreiten.» Mit anderen Worten: Das Land wurde so teuer gehandelt, dass auf einen Kauf verzichtet wurde. Warum also jetzt abstimmen? Genügend Unterschriften auf der Petition würden eine Abstimmung legitimieren – auch bei einem höheren Preis. Für die Initianten ist auf jeden Fall klar: «Es gibt nichts Wertvolleres für eine Gemeinde als Land. Ganz besonders, wenn es um ein so wichtiges Gebiet wie das Untere Hörli geht. Der Preis ist sekundär.»
Hier gehts zur Petition „Unserer Dorfwiese“ gegen die Überbauung des Unteren Hörli.