Timo Züst
Der Januar war die Zeit der Stimmungsmacher. Auf der eine Seite steht die Bauherrschaft. Sie wirbt für die Annahme des Gestaltungsplans Unteres Gremm. Die zwei gegnerischen Gruppen schicken «Nein»-Flyer in die Teufner Haushalte. Gestern erklärte nun die Gemeinde, warum sie ein Ja empfiehlt.
Die jüngsten Stellungnahmen der Gemeinde beschränkten sich auf die Bestätigung des zustande gekommenen Referendums Anfang November und die Ankündigung der Abstimmung Mitte Dezember. Danach wurden weder die Argumente der Bauherrschaft noch die Kritik der Gegner kommentiert. Bis zur öffentlichen Orientierungsversammlung vom 23. Januar. «Meine Damen und Herren, wir reden hier immer noch von einer privaten Bauherrschaft. Und der Gemeinderat ist der Meinung, es wurden faire Bedingungen ausgehandelt», sagt Gemeindepräsident Reto Altherr. Und nicht nur das: Das Projekt und die Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft hätten in vielerlei Hinsicht überzeugt. So werde die heutige Situation dank der neuen Wegverbindung massiv verbessert und das ausgearbeitete Projekt überzeuge nicht nur optisch, sondern auch planerisch. „Die Anordnung der neun alleinstehenden Häuser passt sich sehr schön in die Landschaft ein.“ Der wichtigste Punkt wurde aber von einer Befürworterin aus dem Publikum erwähnt: Mit dem Bau von zentralen, nicht „allzu prunkvollen“ Wohnungen werde ein Grundbedürfnis vieler Teufner befriedigt. „Seit Jahren denke ich mir: Da ziehe ich dann mal ein“, sagt sie.
Nebst den Befürwortern gibt es aber auch Kritiker. Sie machten in den vergangenen Wochen vor allem mit „Nein“-Flyer auf sich aufmerksam. Und auch bei der gestrigen Informationsveranstaltung brachten sie ihre Kritik zum Ausdruck. Gemeindepräsident Reto Altherr entschied sich, die Diskussion thematisch zu gliedern.
Die innere Erschliessung
Den Kritikern vom Referendumskomitee und der Wohnbaugenossenschaft (AWG) sind die Erschliessung und die geplante Wegführung innerhalb der Überbauung ein Dorn im Auge. Sie stören sich an der Steile der Strasse, die zwischen den neun Häusern hindurchführen soll. Diese sei mit einer Steigung von teilweise bis zu 12 Prozent nicht behindertengerecht. Aber auch die Verkehrsführung, die zu einem grossen Teil über die Krankenhausstrasse erfolgt, empfinden sie als suboptimal. Gemeindepräsident Reto Altherr hatte dem folgendes entgegenzusetzen: «Heute existiert noch nicht einmal ein Durchfahrtsrecht für Fuss- und Langsamverkehr. Das hat uns die Bauherrschaft zugesichert. Ausserdem würde ein flacherer Weg 330 Meter lang und eine weitere Fussverbindung ist geplant.»
Die Verkehrsführung
Die Verkehrsführung an dieser zentralen Lage ist eine Herausforderung. Grundsätzlich verlangt ein bestehender Richtplan aus dem Jahr 1995, dass der gesamte Verkehr über die Krankenhausstrasse (KHS) geführt wird. Mit einem Drei-Punkte-Zugangssystem zur Tiefgarage will die Gemeinde nun aber eine bessere Lösung finden. Geplant ist, dass die drei Tiefgaragen drei separate Zufahrten erhalten. Eine von der Gremmstrasse (Tiefgarage West / Wegfahrt über KHS), eine über die KHS (Tiefgarage Ost / Wegfahrt auch über KHS) und bei der Post (Tiefgarage Süd). Aber Reto Altherr sagte auch deutlich: «Die Zufahrt bei der Post wird vom Kanton nur bewilligt, wenn der Kreisel bis zum Baubeginn steht.»
Die Finanzierung
Speziell das Referendumskomitee setzte ein Fragezeichen hinter die Finanzierung der Zufahrtstrasse von der Gremmstrasse her durch die Gemeinde. Dies begründete Reto Altherr mit bestehenden Verpflichtungen. Die Gemeinde habe das entsprechende Grundstück im Jahr 1995 von der Swisscom gekauft – inklusive einer Dienstbarkeit gegenüber den Grundstücken des Thürerparks. Konkret wäre die Gemeinde verpflichtet, den nachfolgenden Grundstücken ein 7,5-Meter breites Fahrrecht zu gewährleisten. Ausserdem müssten die bestehenden Parkplätze zurückgebaut werden. «Dass wir nun die Kosten für die Strasse als Gegenleistung für diese Verpflichtungen übernehmen, erachten wir als guten Deal», so Altherr. Und er macht auch klar: Die äussere Erschliessung ist bereits rechtskräftig. Und damit nicht Teil der Abstimmung.
Die Energie
Die Bauherrschaft verpflichtet sich im Falle der Realisierung des Quartierplans zur Verwendung von mindestens 70 Prozent nachhaltiger Energiequellen. Den Gegnern geht das nicht weit genug. Warum nicht 100 Prozent? Geplant ist, dass die Überbauung dereinst an die Schnitzelheizung des Haus Unters Gremm angeschlossen wird. Heute, so Altherr, wäre das aber aus Kapazitätsgründen nicht möglich. «Und 70 Prozent sind schon eine hohe Anforderung.»
Planung und Abstimmung
Über den Gestaltungsplan Unteres Gremm wird am 10. Februar abgestimmt. Er hat bereits jetzt einen weiten Weg hinter sich. Im Jahr 2014 wurde der Prozess mit einem Workshop der Gemeinde gestartet. Darauf folgte ein Projektwettbewerb der Eigentümer (sechs Büros wurden eingeladen), eine erste Erarbeitung mit Vorprüfung, eine Überarbeitung und noch eine Prüfung. Mit den bereinigten Unterlagen wurde dann das Mitwirkungsverfahren gestartet. Später kam dann das Referendum zustande. Wird der Gestaltungsplan am 10. Februar abgelehnt, muss die Bauherrschaft noch einmal von vorne beginnen. Aber, so Altherr: «Gebaut wird sowieso. Die Frage ist wie.»