Die Feuerwehr Teufen Bühler Gais hat eine neue Aufgabe: Sie ist Erdungsstützpunkt im Mittelland. Das bedeutet: Bei einem Notfall am Gleis kann sie nun rascher eingreifen. Ganz ungefährlich ist das aber nicht, denn die Fahrleitungen der Appenzeller Bahnen stehen unter 1500 Volt Spannung.
50 Jahre Kapo
Es ist ein Szenario, das sich Feuerwehrkommandant Dominik Krummenacher nicht gerne ausmalt: Ein LKW kommt nach einem Unfall auf dem Bahntrasse zu stehen. Seine Ladung hat die Fahrleitung beschädigt, die jetzt herunterhängt. «Klar, sowas passiert nicht jeden Tag. Aber wir haben in unserem Einsatzgebiet einen Regionalzug. Das bedeutet: Wir müssen gewappnet sein.» Das grösste Problem in diesem fiktiven Fall wäre der Strom. Die Fahrleitungen der Appenzeller Bahnen (AB) stehen unter 1500 Volt Spannung. Das ist zwar deutlich weniger als auf dem nationalen SBB-Netz (15`000 Volt), aber noch immer mehr als genug: Gleichstrom wie auf dem AB-Netz kann bereits ab 120 Volt tödlich sein. «Anders gesagt: Damit ist nicht zu spassen», so Krummenacher.
Auch deshalb war es bisher Aufgabe der AB für einen sicheren Einsatz beim Gleis zu sorgen. Einerseits eine Entlastung für die Feuerwehr Teufen Bühler Gais (TBG), andererseits ein logistisches Problem. Denn der Pikett-Dienst der AB ist für ein grosses Gebiet zuständig: von Frauenfeld bis Altstätten. «Da konnte es schonmal 45 Minuten dauern, bis die zuständige Person vor Ort war. Das ist in einem Notfall natürlich alles andere als optimal», sagt der Kommandant. Deshalb haben AB und Assekuranz sich dazu entschlossen, diese Aufgabe für Appenzell Ausserrhoden an die Feuerwehren zu übertragen. Für das grösste Gebiet von der Liebegg bis nach Altstätten (inkl. Speicher und Trogen) ist die TBG zuständig.
Von Leitung zu Schiene
«Das war einmal ein Pulverlöscher. Recycling sozusagen.» Was Dominik Krummenacher da in die Feuerwehrhalle schiebt, erinnert ein wenig an einen Golftrolley. Ausser dass die Konstruktion dafür viel zu massiv und die «Schläger» viel zu lang sind. Diese Ausrüstung ist die jüngste Ausweitung des TBG-Inventars: das Erdungs-Kit. «Als erstes kommt der Spannungsmesser zum Einsatz.» Damit wird überprüft, ob der Strom auf dem entsprechenden Streckenabschnitt wirklich ausgeschaltet wurde – das geschieht in der AB-Zentrale. «Erst wenn er auf grün stellt, können wir weitermachen.» Nächster Schritt ist die eigentliche Erdung. Nötig macht dies die Restspannung, die gut und gerne 400 Volt betragen kann – auch nach Abschaltung. Dafür werden zwei Klammern an den Schienen und ein Haken an der Fahrleitung befestigt. Sie sind durch einen massiven Kupferleiter verbunden. «Sobald diese Verbindung auf beiden Seiten der Einsatzstelle steht, können wir gefahrenfrei arbeiten.»
Dominik Krummenacher und sein Team wurden vergangenes Wochenende von den Appenzeller Bahnen für diese Erdungen geschult. Dabei lernten die Feuerwehrleute aber noch einiges mehr: «Diese enge Zusammenarbeit mit der Bahn ist für uns sehr wertvoll. So sind wir für einen Ernstfall bei den Schienen viel besser vorbereitet. Nur schon, weil wir wissen, wo man einen Zug notfalls anhebt.» Um den Pikett-Dienst im Bereich der Erdung sicherstellen zu können, werden rund 15 Feuerwehrleute der TBG entsprechend geschult. Die Kosten für Ausbildung und Equipment übernehmen AB und Assekuranz. «Für uns ist das eine gute Entwicklung. Es bedeutet zwar mehr Verantwortung – aber wir werden damit flexibler und schneller.» tiz