Laut den Appenzeller Bahnen bringt nur die Doppelspur die nötige Flexibilität. Foto: tiz
Wie angekündigt, veröffentliche die Projektoberleitung der Ortsdurchfahrt das Fahrplankonzept 2035 und die darauf basierenden Schlussfolgerungen der Appenzeller Bahnen (AB). Die TP hat sich von AB-Direktor Thomas Baumgartner erklären lassen, was darin zu sehen ist.
Herr Baumgartner, warum haben Sie das Fahrplan-Dossier überhaupt online gestellt?
Berechtigte Frage. Die Appenzeller Bahnen unterstehen nicht dem Öffentlichkeitsgesetz des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Wir waren also nicht gezwungen, auf die Gesuche um Akteneinsicht einzugehen.
Ich vermute, die IG Tüüfner Engpass hat auch ein Gesuch gestellt.
Richtig. Gemeinsam mit einigen Privatpersonen aus dem Umfeld der IG.
Und warum dann also doch der Entscheid für die Veröffentlichung?
Die AB haben nichts zu verheimlichen. Wir wissen, was in diesen Dokumenten zu lesen ist und stehen auch dazu. Fahrpläne werden ohnehin periodisch veröffentlicht. Deshalb haben wir uns für Transparenz entschieden. Übrigens: Ich habe die Vertreter der IG Tüüfner Engpass auch zu einer Besprechung zum Fahrplankonzept eingeladen.
Fand diese Sitzung bereits statt?
Ja. Ich habe dabei versucht, das Konzept und unsere Fahrplan-Überlegungen so verständlich wie möglich zu erklären. Einfach ist das allerdings nicht. Das Dossier umfasst einen ganzen Haufen Zahlen, Analysen und spezialisierte Grafiken.
Gelang es Ihnen, die IG-Vertreter zu überzeugen?
Für sie ist diese Fahrplan-Berechnung nur eine Sicht der Dinge. Alle anderen Themen – die Argumente, die beim Thema ODT immer wieder auftauchen – sind für sie die andere Sicht. Das betrifft den Durchgangs- und Langsamverkehr, die Baumassnahmen, etc.
Und was ist mit den Berechnungen? Waren diese für die IG nachvollziehbar?
Ich habe wahrgenommen, dass die Vertreter der IG anerkennen, dass eine Doppelspur mehr Flexibilität bringt. Sie halten dem entgegen, dass Reisende, die auf einen bestimmten Anschluss wollen, auch einen Zug früher ab Teufen fahren können. Das würde dann eine bis zu 30 Minuten frühere Abreise bedeuten. Das Erstellen eines Fahrplans wird von sehr vielen Faktoren beeinflusst. Notwendig ist eine Gesamtkoordination. Die Fahrplan-Hoheit ist zudem klar definiert.
Wie sieht diese aus?
Sie beruht auf dem Netzkonzept des Bundes. Er ist für nationale bzw. internationale Verbindungen zuständig, dann kommen die S-Bahnen und alle anderen Bahn- und Busunternehmen.
Ohne zu tief in den Inhalt eures Fahrplan-Konzepts eintauchen zu wollen: Die entscheidende Stelle ist die Kreuzungsmöglichkeit in Teufen mithilfe der Doppelspur, oder?
Sie ist essenziell. Mit einer Doppelspur haben wir ein Zeitfenster von 34 Minuten zur Verfügung, um von Teufen nach St. Gallen zu fahren, den Anschluss an den IC sicherzustellen, den Anschluss vom IC abzunehmen und wieder nach Teufen zu fahren. Ohne die Doppelspur bleiben uns dafür nur 29 Minuten und das reicht nicht aus, um die Anschlüsse in beide Richtungen zu bedienen. Dabei geht es aber nicht um die Fahrzeit, sondern um die Zeit, die die Züge zwischen zwei Kreuzungspunkten in beiden Fahrtrichtungen benötigen. Wenn sich die Züge am Bahnhof Teufen kreuzen müssen, können wir in Teufen auch nicht ein paar Minuten früher losfahren, um den Anschluss in St. Gallen noch zu erreichen. Uns fehlt dann der wichtige Zeitpuffer.
Und wenn sie einfach anderswo kreuzen?
Wir könnten auch in Niederteufen kreuzen. Aber dann wäre der Zug viel zu früh in St. Gallen und die Umsteigezeit wäre zu lang. Teufen in Richtung Stofel ist tatsächlich die einzige, verbleibende Möglichkeit. Das liegt daran, dass die Anschlüsse in St. Gallen die Eckpfeiler für unseren Fahrplan sind. Bei einem Tunnel in Teufen wäre dieser für das Angebot auf der Linie St. Gallen-Appenzell bestimmend.
Warum ist das im Riethüsli kein Problem?
Wegen der Nähe zum Bahnhof St. Gallen. Die Züge müssen rund 12 bis 15 Minuten nach dem Verlassen des Startbahnhofs kreuzen. Im Riethüsli sind die AB so schnell, dass das dort nie zum Problem wird. Sogar dann nicht, wenn noch enger als der Viertelstundentakt gefahren wird. Nach 12 bis 15 Minuten sind die Züge aber exakt in Teufen.
Noch eine Frage zum Vorgehen von Kanton und AB bzw. der Absage der Abstimmung. Diese Entwicklung hat Unverständnis und Empörung generiert. Einige Teufnerinnen und Teufner empfanden das Ganze als sehr undemokratisch. Was sagen Sie ihnen?
Die Situation ist sicher nicht das, was sich die AB gewünscht oder gewollt hätten. Und ich habe Verständnis für die Enttäuschung und Empörung. Aber man muss auch die Realität im Blick behalten. Es gibt schlicht Fragen und Entscheidungen, über die auch in unserer sehr direkten Demokratie nicht abgestimmt werden kann, weil übergeordnete Interessen überwiegen. tiz