Der Gemeinderat Teufen hat sich kürzlich gegen die Volksinitiative zum Bau eines Kurz-Tunnels zwischen Bahnhof und Schützengarten ausgesprochen. Am 21. Mai 2017 können die Teufnerinnen und Teufner über diese Volksinitiative abstimmen. Vor diesem Hintergrund erklärt der Gemeinderat, warum aus seiner Sicht die Strassenbahn-Lösung die bessere Variante als ein Kurz-Tunnel ist.
Seit der Ablehnung eines Objektkredits von CHF 30 Mio. für den Gemeindebeitrag zur Erstellung eines Tunnels zwischen Stofel und dem Bahnhof Teufen, verfolgt die AB eine Strassenbahnlösung durch das Dorf mit einer Reduktion von drei auf zwei Verkehrsspuren.
Es ist vorgesehen, dass die Bahn richtungsgetrennt auf zwei Gleisen (Doppelspur) mit den Motorfahrzeugen auf der Strasse fährt. Dies bringt gegenüber der heutigen Lösung wesentliche Vorteile für die Verkehrsteilnehmer: Die engen Platzverhältnisse werden optimaler genutzt, und das Unfallrisiko sinkt. Heute ist es auf der ganzen Strecke nach Niederteufen bis hin zur Lustmühle aufgrund der engen Platzverhältnisse schwierig, ja teilweise gefährlich, um beispielsweise als Autofahrer ein Fahrrad zu überholen. Oder gar als Velofahrer auf dem Fahrradstreifen zwischen Autos und Bahn eingeklemmt zu sein.
Appenzeller Bahnen mit ausgebautem Angebot
Mit dem Fahrplanwechsel Ende 2018 wird mit der Durchmesserlinie der Viertelstundentakt am Morgen und Abend eingeführt. Das bedeutet Mehrverkehr. Um diesen Mehrverkehr zu bewältigen, gibt es nicht nur erst seit zwei Jahren die Diskussion um einen Tunnel.
Die Initianten schlagen eine Kurztunnel-Variante vor, welche die Bahn beim Bahnhof unterirdisch in Richtung St. Gallen fahren lässt und so die Bahnhofkreuzung und das Dorfzentrum entlasten soll, um beim Schützengarten wieder ans Tageslicht zu kommen.
Die Appenzeller Bahnen AG planen seit dem Volksentscheid zum Langtunnel aus dem Jahr 2015 die Strassenbahn-Lösung, bei welcher die ab 2018 neu eingesetzten, tramähnlichen Tangozüge zusammen mit dem Autoverkehr auf der Strasse geführt werden sollen.
Zwei statt drei Fahrbahnen
Mit einer Strassenbahn-Lösung verschwindet die separate Fahrbahn für die Züge. Es wird so Platz geschaffen, um den gesamten Verkehr besser im Strassenraum zu verteilen sowie vor allem für Fussgänger und Velofahrer eine sicherere Verkehrsteilnahme zu gewährleisten. Dies sind eindeutige Vorteile gegenüber der heutigen Situation in Teufen.
Das Gleiche gilt aber natürlich auch für die Lösung mit einem Kurz-Tunnel. Mit dieser Variante wird das Dorfzentrum sogar komplett von der Bahn befreit. Und auch die Bahnhofkreuzung, welche nach heutiger Kenntnis durch den Kanton mit oder ohne Bahn in der geplanten Dimension in einen Kreisel umgebaut wird, könnte dadurch entlastet werden.
Ob die Tunnel-Lösung aber tatsächlich so viele neue Möglichkeiten zur Dorfgestaltung mit Begegnungsraum und attraktiven Grünflächen bieten wird wie erhofft, darf zumindest bezweifelt werden. Schliesslich verbleibt der Autoverkehr im Dorfzentrum, und dieser wird gemäss Studien in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich zunehmen.
Vorderhand konzentrieren sich die Gestaltungsplanungen aber sowieso auf das Areal rund um den Bahnhof, denn dort werden ab kommendem Frühling die ersten Bautätigkeiten beginnen. Daher geniesst dieser Bereich aktuell oberste Priorität. Ende 2018 müssen diese Umbauarbeiten abgeschlossen sein.
An die ganze Gemeinde und über das Dorfzentrum hinaus denken
Der Gemeinderat denkt auch in Verkehrsfragen an die ganze Gemeinde. Zwar anerkennt er die Entlastung, welche der Kurz-Tunnel dem Dorfkern und ganz speziell der Bahnhofkreuzung bringen würde. Aber dem gegenüber stehen bei der Tunnelvariante klare Nachteile.
Mit der bereits beim Kanton und den Appenzeller Bahnen in Prüfung befindlichen Verlängerung der Strassenbahn-Lösung bis nach Niederteufen könnte für viele Teufnerinnen und Teufner ein Mehrwert in Form von mehr Raum und mehr Sicherheit im Strassenverkehr zu einem geringeren Betrag geschaffen werden.
Zum anderen ist die Frage nach einer Lösung an der neuralgischen Stelle zwischen Schützengarten und Stofel noch nicht beantwortet. Mit einem Tunnelportal beim Schützengarten und damit einhergehenden Sicherungsmassnahmen für die Bahn in Form von Lichtsignalen oder Bahnschranken verschärft sich diese Situation noch zusätzlich. Es ist beim Tunnelportal gar mit neuen, erheblichen Gefahrenherden zu rechnen.
Entscheidungsträgerin bleibt die Appenzeller Bahnen AG bzw. das Bundesamt für Verkehr
Unabhängig vom Urnenausgang am 21. Mai 2017, das letzte Wort haben die Appenzeller Bahnen bzw. das Bundesamt für Verkehr. Denn die Appenzeller Bahnen AG ist in diesem nach eidgenössischem Bahngesetz durchgeführten Verfahren die Bauherrin und damit zuständig für die Projektierung und das Einreichen eines Plangenehmigungsverfahrens. Der Schlussentschied liegt beim Bundesamt für Verkehr.
Projekt-Alternativen, wie die Kurz-Tunnel-Initiative eine darstellt, können zwar von der Gemeinde eingebracht werden, daran gebunden ist die Bahnbetreiberin aber bei der Einreichung des Gesuches nicht. Gemäss einer Stellungnahme sieht die Appenzeller Bahnen AG den Nutzen eines Kurz-Tunnels nicht und erkennt darin keinen Mehrwert.
Schlechteste Situation für Teufen könnte Realität werden
Bei der Kurztunnel-Variante bleiben viele Fragen offen, und es besteht eine grosse Unsicherheit, wie es weitergehen soll, wenn die Initiative angenommen würde. Die Klärung dieser Fragen würde noch viel Zeit beanspruchen. Zeit, welche in Teufen im Hinblick auf den Fahrplanwechsel Ende 2018 immer knapper wird.
Der Gemeinderat ist deshalb nach sorgfältiger Abwägung zum Schluss gekommen, die Initiative für den Kurztunnel zur Ablehnung zu empfehlen. Denn eines ist klar, die heutige Verkehrssituation mit der Bahn ist schon unangenehm. Zusammen mit dem Viertelstundentakt am Morgen und Abend wird die Situation noch ungemütlicher. Und je länger die Diskussionen über die richtige Lösung in Teufen anhalten, umso länger muss in Teufen mit der wohl schlimmsten Verkehrssituation gelebt werden. GK