1968 begann der 16-jährige Kurt Mevius seine Lehre bei Elektro Nef AG. 49 Jahre ist er seinem Lehrbetrieb treu geblieben. Ende Monat wird er pensioniert.
Auch ihm geht es nicht anders: einerseits das Bedauern über den Abschied von der geliebten Arbeit, mit den vielen über die Jahre gewachsenen Beziehungen zu seiner Kundschaft und zur Familie Nef. Und auf der anderen Seite lacht die neue Freiheit. Was genau er damit anfangen werde, wisse er noch nicht. «Wir lassen es auf uns zukommen», meint Bea, seine Frau. «Ganz sicher freuen wir uns darauf, nicht mehr um halb sechs aufstehen zu müssen.» Den Zmorge, von Kurt jeden Tag liebevoll zubereitet, würden sie dann doppelt geniessen. «Ja, und dann warten die Arbeiten rund ums Haus, die ich schon lange erledigen möchte», sagt der passionierte Gärtner.
Geht nicht – gibt es nicht
In einer Zeit, wo Leben und Beruf steten Veränderungen ausgesetzt sind, gehört Kurt Mevius mit seiner Treue zum Arbeitgeber einer aussterbenden Spezies an. «Ich hatte einfach nie einen Grund, den Betrieb oder gar den Beruf zu wechseln», meint er lakonisch. «Schon als kleiner Knirps wusste ich, dass ich Elektriker werden will, bastelte die ganze Zeit mit Drähten herum.» – Rasch habe er sich mit der Familie Nef und dem Betrieb (zwei bis drei Elektriker, zwei Lernende), freundschaftlich verbunden gefühlt. Seine Arbeit und seine Erfahrung seien vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder auch beim Generationenwechsel von Alfred zu Rolf Nef sehr geschätzt worden.
Überdies hätten sie 22 Jahre im «Hagrösli» gewohnt, im Haus, das Nefs gehörte. Das töne vielleicht ein bisschen nach öder Routine, vermutet Kurt Mevius. Doch der technische Fortschritt während seiner Berufstätigkeit liess keine Langeweile aufkommen. «Die Neuerungen prasselten förmlich auf uns hernieder: Telefax, EDVNetzwerke, digitale Telefonie, Alarmanlagen, Speicher- und Wärmepumpenheizungen usw.»
So spannend das gewesen sei, leider habe auch der Zeitdruck immer stärker zugenommen, bedauert Kurt. «Die Kunden erwarten heute, dass man sofort zur Stelle ist, auch bei nicht so dringenden Arbeiten. Das führt zu einer Verzettelung auf mehrere Baustellen gleichzeitig und bedeutet Stress.» Doch deswegen ins Bockshorn jagen liess er sich nie. Kurt blieb ruhig und ausgeglichen, wie es eben seine Art ist. Niemand wusste das mehr zu schätzen als sein Chef, Rolf Nef. In all den Jahren habe er Kurt nie aus der Haut fahren sehen, habe mit ihm kein einziges Unwort gehabt, sagt er. Auch fachlich sei er äusserst kompetent und auch innovativ gewesen: «Geht nicht – gab es bei ihm nicht, er fand für jedes Problem eine Lösung. Als ich 1987 aus einem Grossbetrieb aus- und ins elterliche Geschäft einstieg, bin ich bei Kurt nochmals in die Lehre gegangen.»
Zuhause in der Gstalden
Kurt Mevius ist nicht nur ein beständiger Berufsmann, sondern auch ein verwurzelter Teufner. Hier in der Gstalden, im stattlichen Appenzellerhaus, kam er zur Welt und wuchs zusammen mit zwei Brüdern, inmitten von Setzlingen im Gärtnereibetrieb seines Vaters auf, und hierher kehrte er 2001 mit seiner eigenen Familie zurück.
Und auch bei der Wahl seiner Lebensgefährtin galt die Losung: Warum in die Ferne schweifen? Im Ausgang im Alten Zoll in Niederteufen, damals neben dem Schweizerbund ein Treffpunkt der Jugend, begegnete er Bea Graf, welche ebenfalls in Niederteufen wohnte. Bald zogen die beiden zusammen – «in wilder Ehe» – schmunzelt Bea, und einige Jahre später war unser Kurt umzingelt von Frauen: drei Mädchen wurden ihnen geschenkt. Mittlerweile wohnt Tochter Sonja mit ihrer Familie und den beiden Kindern ebenfalls im Haus. Zusammen mit der 93-jährigen Urgrossmutter Berti sind es vier Generationen unter einem Dach.
Leider wurde das Familienglück 1995 getrübt, als bei Bea die Krankheit Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert wurde, welche fortan das Leben der Familie begleitete. Zum Glück kann Bea bis heute die täglichen Arbeiten im Haushalt erledigen, sie ist aber trotzdem auf die Hilfe von Kurt angewiesen. Einfühlsam und ohne grosses Aufhebens versieht er diese Aufgabe, ist da, wenn Bea ihn braucht. Er ist auch besorgt, dass sie unter die Leute kommt, er führt sie mit dem Rollstuhl aus ins Dorf, an Feste oder zu Spaziergängen in die Natur. Und bald ist es Zeit, wieder einmal eine Reise, etwa nach Griechenland, Spanien oder immer wieder gerne nach Seefeld (Tirol) zu unternehmen.
Kurt Mevius
Geboren: 25. April 1952
Heimatort: Teufen
Familie: Verheiratet mit Bea, drei erwachsene Töchter: Sonja, Patricia und Angela, vier Grosskinder
Beruf: Elektromonteur
Lieblingsessen: Fleischvögel mit Bratkartoffeln
Lieblingsgetränk: Rotwein, Kräutertee aus dem Garten
Hobbys: Garten, Natur, Wandern
TP 3/2017