Die Arbeiten am neuen Weg runter zum Höchfall wurden wieder aufgenommen. Noch diesen Sommer soll er eröffnet werden. Momentan ist der Hang aber noch eine Baustelle. Und zwar eine schwierige. Nicht nur das steile Gelände, der wechselhafte Untergrund und das teilweise spröde Gestein sind herausfordernd – es braucht auch innovative Konstruktionen.
Achtung Absturzgefahr
Die grösste Herausforderung ist bei einem Baustellenbesuch kaum zu übersehen: das Gelände. Schon für den Abstieg zur Stelle, wo gerade gearbeitet wird, sind gutes Schuhwerk und ein sicherer Tritt unverzichtbar. «Dieses Stück wurde im vergangenen Herbst erstellt. Inzwischen hat es schon ziemlich gelitten.» Urs Kellenberger, Leiter Tiefbauamt, stapft mit seinen Wanderschuhen zielsicher durch den Matsch. Verantwortlich für den aufgeweichten Boden ist nicht nur das nasse Wetter der vergangenen Wochen, sondern hauptsächlich die Bauarbeiten. «So intensiv wie jetzt wird der Weg wohl nie wieder genutzt.» Rund 20 Paar Schuhe hinterlassen hier momentan mehrmals täglich ihre Abdrücke. Sie gehören einer Zivilschutz-Gruppe, Mitarbeitenden des Forstbetriebs sowie einem externen Sicherheitsberater, einzelnen Höhenarbeitern und einem Bauführer. «Die Zusammensetzung macht deutlich, dass es sich hier um kein alltägliches Projekt handelt. Glücklicherweise haben wir die richtigen Leute gefunden», so Kellenberger. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Er war für die aufwändige Planung des neuen Höchfall-Wegs zuständig. Dabei entstand ein innovatives Wegbaukonzept, das perfekt in diesen Hang passt.
Anpassungsfähige Treppen
Der neue Fussweg wird 470 Meter lang. Rund 290 Meter davon befinden sich im steilen Waldstück. Die Höhendifferenz über diese Distanz beträgt 94 Höhenmeter. Schon diese Zahlen zeigen: Das ist eine ziemlich steile Angelegenheit. Das Gefälle allein liesse sich aber grundsätzlich «klassisch» überwinden – mit engen Serpentinen. Nur funktioniert das hier nicht. «Das wurde bei der Planung rasch klar. Der Boden ist dafür nicht stabil genug. Man müsste den Weg wohl nach fast jedem Unwetter wieder in Stand stellen», sagt Urs Kellenberger. Deshalb hat er in Zusammenarbeit mit Sicherheitsberater Andreas Brunner («BergImPuls») und Bauleiter Oliver Zangerl (Forstbetrieb Kloster Magdenau) widerstandsfähige Treppenelemente entwickelt. Sie bestehen aus zwei massiven Stahlträgern auf denen Gitterrost-Stufen montiert werden. Das eigentliche Geheimnis ist ihre Anpassungsfähigkeit. «Dank den weiten Montageschlitzen können wir sie dem Gefälle anpassen, und zwar in jedem Winkel», erklärt Andreas Brunner. Dafür werden die Treppenelemente an zuvor gesetzte Felsanker geschraubt – genau in der richtigen Position. Auch an ein Geländer und «Kurven» wurde gedacht. Die Elemente sind durch und durch modular aufgebaut. Aber ist das nicht etwas kompliziert? «Überhaupt nicht. Das System ist sehr intuitiv. Man kann kaum etwas falsch machen. Und das ist ganz wichtig. Im Weg-Bau arbeiten wir häufig mit Milizorganisationen wie dem Zivilschutz. Da fehlt die Zeit für eine lange Einarbeitung», so Brunner. Ein weiterer grosser Vorteil dieser massiven Konstruktion ist der geringe Wartungsaufwand. «Wir gehen davon aus, dass sie deutlich wenige Unterhalt als ein ‘klassischer’ Steg aus Holz benötigt», so Urs Kellenberger. Aber: Von allein montieren sich die 46 Meter Treppe nicht. Besonders hier unten.
Logistik im Hang
«Wir kommen gut voran. Aber bei so einer Baustelle braucht halt alles etwas mehr Zeit. Man muss immer wieder Detailfragen klären und improvisieren.» Oliver Zangerl arbeitet eigentlich beim Forstbetrieb des Klosters Magdenau. Er ist aber auch Spezialist für komplexe Forst- und Höhenbaustellen. Hier ist er für die Bauleitung bzw. die Koordination von Privaten und Zivilschutz zuständig. Nicht nur die Sicherheit ist dabei ein grosses Thema. Auch die Logistik ist eine Herausforderung. «Alles, was wir brauchen, muss runter und wieder hochgetragen werden.» Und die Arbeiter brauchen einiges. Denn für die Verankerungen, Sicherung und Abstützungen von Treppenelementen und Handseilen mussten an die 180 Laufmeter Ankerstangen verlegt bzw. gebohrt und einzementiert werden. «Wir benötigen also Druckluft, Wasser, Zement, Maschinen, Material und, und, und.» Immerhin: Motiviertes Personal steht dem Bauleiter genug zur Verfügung. Für die Zivilschützer ist die Arbeit am Höchfall-Weg ein besonderer und spannender Einsatz. Die Milizorganisation ist dabei nicht unbedingt ein Nachteil, sagt der Kommandant der ZS Kp II, Thomas Alder: «Wir haben Leute mit den unterschiedlichsten Hintergründen: Tief- oder Strassenbau, Holzbau oder Forst – aber auch Informatiker und Köche. Alle erfüllen eine wichtige Funktion.» Dem pflichtet Urs Kellenberger bei. «Ein einzelnes Unternehmen hätte Mühe, Mitarbeitende mit so unterschiedlichen Fähigkeiten bereitzustellen. Ausserdem sehen wir es auch als Teil unserer Aufgabe, dem Zivilschutz sinnvolle Arbeit zu vermitteln.»
Schon bald begehbar
In den vergangenen zwei Wochen wurden beim neuen Weg zum Höchfall grosse Fortschritte erzielt. Trotzdem ist der Hang noch eine Baustelle – inklusive Absturzgefahr und Zugangssperre. Aber Spaziergänger müssen sich wohl nicht mehr allzu lange gedulden: Die Mitarbeitenden von Werkhof und Forstamt werden den Weg noch diesen Sommer fertigstellen. Wann genau er eröffnet wird, hängt allerdings von der Witterung ab. «Wenn der Boden nass ist, kann man hier schlicht nicht arbeiten», so Urs Kellenberger. Klar ist: Sobald der Weg bereit ist, wird informiert. tiz