Am Sonntag um 14 Uhr wird im Zeughaus Teufen die neue Zwischenstellung eröffnet. Thema ist diesmal ein Gebrauchsgegenstand, der aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist: die Tragetasche. Helga Schiess stellt ihre aussergewöhnliche Sammlung dafür zur Verfügung und berichtet hier, wie sie zu dieser Sammeltätigkeit gekommen ist:
„Wie kommt man eigentlich dazu, einen solchen Gebrauchsgegenstand zu sammeln?“, werde ich oft gefragt. Vermutlich wie bei jeder Sammlertätigkeit, es ist eine Begeisterung. Hier Begeisterung für GESTALTUNG, DESIGN, HANDEL. Beweggrund sind die Farben, die Texte, aber mich interessierte auch die Entwicklung im Geschäftswesen. Als Tochter aus einem Schuhgeschäft bin ich da irgendwie geprägt.
Ich möchte den Tipp geben, achten Sie neben Firmennamen und Design auch auf die verschiedenen Gestaltungen bei Grössen, Formen, Halterungen wie Bügel, Laschen, Arten von Verschlüssen. Bei alldem haben die Gestalter sich Gedanken gemacht. Mir gefallen besonders auch Musterdesigns ohne Namen.
Identifikation
Das Wort Design war in den 70er, 80er Jahren noch nicht in aller Munde. Aber als es aufkam, den Kunden beim Einkauf gleich eine Tasche abzugeben, so als Geschenk, da sprachen die oft noch einfach gestalteten Taschen die Leute damals bereits an. Man freute sich darüber, auch eine solche Tasche zu haben und zu zeigen, dass man in diesem oder jenem Geschäft einkaufen konnte. Auf der Geschäftsseite wird die Identifizierung des Kunden mit dem Geschäft oder Produkt gesehen und wichtig. Die Kunden machten unbewusst Werbung! Es wurde für den Verkäufer auch rationeller, den Verkauf rasch abzuwickeln, indem die Ware flink in die Tasche gesteckt wird.
Information und Design
Jetzt waren die Künstler und Designer zur Stelle. Es entstehen bunte, fröhliche, pragmatisch informative Sujets. Produkte und Firmen prägen sich ein. Es entstehen die Logos, Must Haves, usw. Das Produkt, die Geschäfte, die Koordinaten. Und heute sieht man, das Produkt hat bis heute Bestand, viele Geschäfte sind noch da, die Telefonnummer hat eine zusätzliche Zahl, eine Mobilnummer ist dazu gekommen, eine www-adresse erscheint, hie und da auch schon ein QR-Code, für eine Information jederzeit und überall, vielleicht Filialstandorte! Also, auch in diesem Gebrauchsgegenstand spiegelt sich die rasche und grosse Veränderung in der Gesellschaft.
Dem Kunden wurde es leicht gemacht: Nicht mehr überlegen, welchen Korb oder welche Taschengrösse mitnehmen, keine Papiersäcke für den Mehrfachgebrauch falten und mitnehmen. Spontankäufe jederzeit möglich. Etwas lästig halt, dass zuhause dann die überschüssigen Taschen Platz brauchen. Dass man eine Tasche vielleicht wieder zum Einkaufen mitnimmt, findet selten statt.
Aus drei Jahrzehnten
An der Ausstellung im Zeughaus werden Taschen gezeigt aus einer Zeitspanne über gut 30 Jahre bis heute, keineswegs vollständig. Nostalgie mag aufkommen, Wiedererkennen, Erinnerungen an damals. Exponate aus Teufen, und hier hatte ich noch speziell Freude daran, eine Liste zusammenzustellen mit früheren Detailhändlern aus Teufen. Sie liegt in einer Mappe auf dem Tisch, weiters Appenzellerland, Stadt St. Gallen, Schweiz, näheres und ferneres Ausland, gar weltweit, Schweizer Produkte, Weltmarken.
Es lohnt sich, nochmals einen Blick zurück zu werfen. Und die Augen offen zu halten für diese interessante Welt.“
Helga Schiess
Vernissage: Sonntag, 14 Uhr, Zeughaus Teufen
