TP: Warum sind Heime, welche Haustiere zulassen, noch in der Minderheit?
Paul U. Egger: Einzelne Institutionen haben früh erkannt, dass Tiere ein Teil der Therapie sein können, dass sie helfen, gesund zu werden. Andere reagieren ablehnend: man befürchtet Probleme im Heimbetrieb, mangelnde Sauberkeit, und oft steckt auch eine persönliche Abneigung dahinter. Das sind die falschen Voraussetzungen. Wenn man von den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner ausgeht, ist der Fall doch klar: Tiere erhöhen die Lebensqualität und die Gesundheit und bereichern das Zusammenleben. Unter dem Strich ist es für alle gewinnbringend.
Hundehaltung braucht klare Regeln, wie gewährleisten Sie das im Heim?
Indem wir mit den Hundehaltern und ihren Angehörigen einen Vertrag abschliessen. Dabei werden wichtige Punkte klar geregelt. Zum Beispiel die Tiergesundheit, damit die Impfungen und die Tierarztbesuche geregelt sind, wo sie sich mit den Tieren aufhalten dürfen und wo nicht, zum Beispiel im Speisesaal. Aber auch für den Fall, dass jemand nicht mehr in der Lage ist, sein Haustier zu betreuen. Dann muss jemand von den Angehörigen oder Bekannten bereit sein, innert Stundenfrist das Tier abzuholen und für einen Ersatzplatz zu sorgen.
Und gibt es nie Probleme mit anderen Bewohnern?
Doch, die kann es geben, wenn die Regeln nicht eingehalten werden oder wenn ein Hund oft bellt. Da suchen wir dann das Gespräch oder appellieren an die gegenseitige Toleranz. Im Grundsatz funktioniert es aber gut, und ich glaube, kaum eine Bewohnerin/ ein Bewohner möchte die vierbeinigen Mitbewohner noch missen.
Was lösen denn Tiere bei älteren oder dementen Menschen aus?
Im Grundsatz das Gleiche wie bei allen Menschen: Sie rufen Erinnerungen wach, an schöne Erfahrungen. Insbesondere wenn ein Hund oder eine Katze auf einen betagten Menschen zugeht, löst das positive Gefühle aus. Gerade auch demente Menschen, welche selbst durch ihre Angehörigen nicht mehr erreichbar sind, zeigen plötzlich Gefühle.
Wie diese Kommunikation genau funktioniert, lässt sich mit Worten nur schwer beschreiben. Darum haben wir uns auch so eingesetzt, dass die Zwergziegen bei uns bleiben dürfen. Es wäre sogar schön, wenn wir das Angebot noch ausbauen könnten, zum Beispiel mit einem Aquarium im Café – das ist aber vorerst nur Zukunftsmusik. Interview: Erich Gmünder