Am Samstag ist Stierschau und Herbstcup auf dem Zeughausplatz. Foto: Archiv
Es ist die letzte Schau der Saison: Am Samstag werden auf dem Zeughausplatz die schönsten Kühe (Herbstcup) und Stiere des Kantons prämiert. Besonders die Stiere bieten jeweils einen beeindruckenden Anblick. Vor einem Jahr hat die TP Jakob Oertle von der kantonalen Kommission Viehwirtschaft über die Herausforderung der Haltung von Stieren befragt. Hier ein kurzer Rückblick:
Herr Oertle, werden Stiere im Kanton seltener?
Ganz allgemein kann man das nicht sagen. Es stimmt zwar, dass an so einer Stierschau früher mehr Tiere gezeigt wurden. Aber das heisst nicht, dass die Anzahl der Stiere per se abgenommen hat. Vielmehr gab es eine Verschiebung in Richtung der Mast- statt Zuchtstiere.
Und Maststiere werden nicht beurteilt?
Nein. Bei Stieren, die Mastkälber zeugen, sind die Beurteilungskriterien wie Format, Fundament und Milchleistung der Nachkommen nicht wirklich relevant. Dort geht es vielmehr um die Fruchtbarkeit und den Fleischertrag der Nachkommen.
Warum ist die Mast attraktiver geworden?
Ein wichtiger Aspekt ist die Wirtschaftlichkeit. Mit der Mast kann rascher Geld verdient werden als bei der Milchwirtschaft. Dort dauert es eine Weile, bis eine Kuh einen Gewinn abwirft. Ganz entscheidend ist aber auch das Aufkommen der künstlichen Befruchtung und die digitale Vernetzung. Heute ist es viel einfacher, den passenden Samen für seine Kühe zu finden – und online zu bestellen.
Wie bei der Viehschau und beim Herbstcup wird auch bei den Stieren ein «Mister» bestimmt. Wie wird er ausgewählt?
Da geht es einerseits um das Format und das Fundament: Wie bewegt er sich? Wie ist der Rahmen? Die Gewichtsverteilung? Ist er zu gross und zu schwer oder zu klein? Auch seine Nachkommen spielen eine Rolle und die «Leistung» seiner Ahnen. Deshalb haben Jungstiere ohne Töchter kaum eine Chance auf die Mister-Wahl.
Wie lange hält sich ein Landwirt einen Stier überhaupt?
Das ist unterschiedlich. Was ich sagen kann: Am Samstag wird wohl keiner über 5 Jahre dabei sein. Bei älteren Stieren wird das Gewicht halt irgendwann zur Herausforderung.
Wie das beeindruckende 1,3-Tonnen-Exemplar an der Olma?
Genau. Den habe ich diese Woche auch gerade gesehen. Ein schöner Stier – er wurde bei der nationalen Schau in Zug zum Mister gewählt. Aber mit so einem riesigen Tier wird der Natursprung bzw. die natürliche Besamung von Kühen langsam gefährlich. Da kann es schnell zu Verletzungen der Kuh kommen und das will man als Landwirt natürlich nicht riskieren. Die Stiere, die am Samstag hier zu sehen sind, werden eher zwischen 400 und 600 Kilogramm wiegen.
Man sagt doch auch, die Stiere werden irgendwann böse …
Es kann passieren, dass ein Stier mit dem Alter eher temperamentvoller oder gar böse wird. Aber das hat sich mit den neuen, helleren Ställen auch etwas gebessert. Früher verbrachten die Tiere viel Zeit in teils sehr dunklen Räumen – das schlägt natürlich aufs Gemüt. Inzwischen haben sich die Haltebedingungen aber deutlich verbessert.
Apropos «hässige» Stiere: Müssen Sie für Samstag besondere Sicherheitsmassnahmen ergreifen?
Die Stiere werden – anders als die Kühe – doppelt angebunden. Nebst dem Strick sind sie auch durch eine Kette gesichert. Wichtig dabei: Die Kette ist kürzer als der Strick, damit sich das Tier bei einer plötzlichen Bewegung nicht verletzt. Trotz dieser Sicherheitsmassnahme gilt: Immer Abstand halten. Stiere sind unglaublich stark und schnell. Wer ihnen oder ihren Hörnern zu nahe kommt, kann schwer verletzt werden.