Die Aufgabe klingt simpel: Boden auf, alte Leitung raus, neue Leitung rein. Aber die zwei Leitungserneuerungen zwischen Gremm und Schäflisegg sind wegen des steilen Geländes eine Herausforderung. Darauf verzichten, kann die Wasserversorgung aber nicht.
Mit der Verlegung des letzten Leitungsstücks unterhalb der Schäflisegg hat Thomas Oehri eine Sorge weniger. Der Leiter der Wasserversorgung traut der alten Leitung aus dem Jahr 1924 nicht. Und sein Misstrauen ist berechtigt. «Wir hatten hier schon zweimal einen Leitungsbruch. Beide Male mitten im tiefsten Winter.» Ein Horrorszenario: Auf dem extrem steilen Gelände liegt Schnee, der Boden ist gefroren und die Leitung hat ein Leck. «Sie können sich vorstellen, wie schwierig die Reparatur-Arbeiten waren. Nur schon die Maschinen vor Ort zu bringen, war eine Herausforderung.» Seit rund zwei Wochen arbeitet das beauftragte Tiefbauunternehmen nun an der Beseitigung dieses Risikofaktors. Ersetzt werden gleich zwei Leitungen. Die zwischen Gremm und Hätschen und das nachfolgende Stück bis unter die Schäflisegg.
Lebensdauer variiert
Rund um die Baustelle warten blaue Rohre auf ihre Verlegung. Diese Polyethylen-Rohre sind der höchste Standard der heutigen Trinkwasser-Leitungen. «Sie sind verstärkt und halten einem Druck bis 16 Bar stand», erklärt Thomas Oehri. Die Materialforschung geht davon aus, dass sie rund 75 Jahre halten. Deshalb werden sie von der Gemeinde auch über diesen Zeitraum abgeschrieben. Aber Thomas Oehri hat die Erfahrung auch Skepsis gelehrt: «Wie sie sich wirklich schlagen, werden wir erst in 100 Jahren wissen.» Denn entscheidend für die Lebensdauer einer Wasserleitung ist nicht nur das Material. «Viele Faktoren haben einen Einfluss: die Bodenbeschaffenheit, benachbarte Leitungen, Schwer- oder Bahnverkehr, Temperaturen etc.» Und dann braucht es auch noch etwas Glück. Dass die Rohrbrüche unterhalb der Schäflisegg jeweils im Winter passierten, ist hingegen Pech. «Da gibt es keine Tendenz zu den Wintermonaten. Leitungsbrüche können immer passieren.» Im Grossen und Ganzen haben die Gusseisen-Rohre, die mindestens teilweise aus dem Jahr 1924 stammen, ihr Soll aber mehr als erfüllt. «Solche Leitungen können schon nach wenigen Jahrzehnten grosse Problem verursachen. Die ältesten Stellen hier haben fast 100 Jahre durchgehalten.»
Kaum Unterbrüche
Komplexe Planung
Die Erneuerungen der Trinkwasserleitungen ist ein rollender Prozess. Das wichtigste Planungsinstrument dafür ist die GWP, die Generelle Wasserversorgungsplanung. Darin sind alle vorgesehenen Arbeiten verzeichnet. Starr ist diese Planung allerdings nicht. «Wir versuchen uns natürlich wo immer möglich an anderen Bauprojekten zu orientieren. Wird beispielsweise eine neue Überbauung realisiert, macht es Sinn, die Leitungen gleich mit zu sanieren», erklärt Thomas Oehri. Die Idee dahinter: Die Belastung des Dorfes durch Bauaktivitäten so klein wie möglich zu halten und Kosten einzusparen. Das Problem: Die Wasserversorgung ist von den anderen Projekten abhängig. Wird eine Grossbaustelle nicht wie geplant gestartet – häufig wegen rechtlicher Hürden – muss auch die Leitungserneuerung sistiert werden. «Klar, wenn es wirklich dringend ist, ziehen wir die Arbeiten natürlich vor. Aber das sind Notfälle.» Bei den Leitungen zwischen Gremm und Schäflisegg handelt es sich um ein Projekt, das eigentlich nicht für dieses Jahr vorgesehen war. Es wurde «aus der Schublade» genommen, weil andere Arbeiten nicht wie geplant hatten ausgeführt werden können. «Für mich passt das ganz gut. Das hier war aufgrund der Probleme in der Vergangenheit weit oben auf meiner Prioritätenliste.» tiz
Hinweis: Wegen der Bauarbeiten kommt es im Gebiet Hätschen im Oktober zu einer kurzzeitigen Vollsperrung der Strasse. Die Umfahrung erfolgt grossräumig über die Bündtstrasse. Die Verkehrsteilnehmer werden mit entsprechenden Signalisationen informiert.