Im Sieben-Minuten-Takt legten Marilene Hess, Pfarrerin in Teufen, und Stephan Guggenbühl, Pfarrer von Appenzell, am Sonntagvormittag Gedanken, Geschichten und Zitate aus.
«Gott ist das, was mich unbedingt angeht» ist eine der Antworten, die Stephan Guggenbühl Fragenden gibt. Marilene Hess meinte, nicht die Antwort sei vielleicht wichtig, sondern was sie mit uns macht. Die beiden Theologen legten ihre Gedanken zum Gottesbegriff, zu Fragen nach Gott und Glaube aus.
Aus Zitaten, chassidischen Geschichten, Worten von Literaten und Mystikern, Denkern und Zweiflern fertigten sie eine religiös-philosphische Collage – nachhaltiger vielleicht als eine Predigt in der Kirche, denn sie regte zum Fragen, Nachdenken, in sich Hineinhören und sich Austauschen an.
Können wir überhaupt noch nach Gott fragen? Was für einen Namen geben wir Gott? Wo finden wir ihn/sie; wo findet es mich? «Wie wir über Gott reden, zeigt wie wir die Welt sehen», sagte Marilene Hess, evangelische Pfarrerin in Teufen. Manchmal geben wir uns mit Antworten zufrieden, die gerade bequem sind. Manchmal finden wir die Antwort zu schnell. Der katholische Appenzeller Pfarrer Stephan glaubt, «Gott wird interessant, wenn er Wirkungen auf mich hat». Er pries die Stille als möglichen Weg, ihn/sie/es zu suchen.
«Manchmal basteln wir uns unsern Gott und laufen Gefahr, ihn in der Beliebigkeit zu verlieren», meinte Marilene Hess. Aber sie hofft, dass in 20 Jahren Gott nicht in dogmatischen Schubladen hockt, dass er wieder mehr gesucht wird. «Vielleicht haben Christen in 20 Jahren mehr Visionen als Lehrsätze zur Hand, vielleicht wird Religion mehr «open air» anstatt in festgefügten (Denk)räumen praktiziert».
Stephan Guggenbühl gab der Hoffnung Ausdruck, dass die mystische Gottessicht mehr Gewicht erhält und dass Gott kein Sonntagsgott ist, sondern auch jeden Werktag in jedem spürbar wird. Er ist überzeugt, dass die Bibel wichtige Antworten geben kann, genauso wichtig scheint ihm jedoch wie wir damit umgehen.
Marilene Hess hofft mit Blick auf die Christen in 20 Jahren, dass solidarisches Handeln nie aufhört. Aber auch, dass das Fragen nach Gott kein Ende nimmt, dass sich die Menschen das Interesse an Gott und der Welt nicht nehmen lassen.
Anstatt eines Streitgesprächs entspann sich am Ende der Stunde ein tiefsinniger Gedankenaustausch mit dem Publikum. Monica Dörig, Appenzeller Volksfreund