Erich Gmünder
„Niemand in meiner Heimat kann sich erinnern, dass je so etwas Schreckliches passiert ist“, sagt Shaji Adathala. Innert weniger Stunden wurde fast eine Million Einwohner in seinem Heimatstaat Kerala obdachlos; 65’000 Häuser wurden weggeschwemmt oder stürzten ein, und bis zur Stunde sind laut internationalen Medienberichten 375 Todesopfer zu beklagen.
Shaji Adathala, der mit seiner Familie seit vielen Jahren in Niederteufen lebt und hier als Therapeut arbeitet, erfuhr zuerst aus den Medien von der Katastrophe. Zwar leben viele Verwandte von ihm dort, doch die Flutkatastrophe legte auch die Stromversorgung lahm. Nur ein Handynetz funktioniert noch – da die wenigsten über Solarenergie verfügen, ist die Kommunikation praktisch zum Erliegen gekommen. Erst nach zwei Tagen meldete sich ein Neffe, der in Idukki als Lehrer arbeitet, mit ersten Informationen und Fotos aus dem Katastrophengebiet.
Es traf die Ärmsten der Armen
Dieses Dorf ist ganz besonders betroffen, erzählt Shaji. In dem Bergdorf leben die Ärmsten der Armen. Shaj hat vor 5 Jahren zusammen mit anderen indischen Familie aus der Schweiz ein Hilfswerk gegründet, Light in Life, und in dieser Zeit wurden 75 Häuser gebaut. Nur eines davon ist von der Flutwelle zerstört worden. Die meisten anderen Bewohner sind aber obdachlos geworden.
Auch sein Heimatdorf ist schwer betroffen – seine Schwester ist dort Gemeinderätin – hat in der Schule provisorisch eine Notunterkunft eingerichtet, wo 3’500 Flutopfer untergebracht wurden..
Armeehelikopter versorgen die von der Umwelt abgeschnittene Bevölkerung mit Lebensmitteln. Sonst fehlt es aber an allem: Sauberes Trinkwasser, Medikamente, Hygieneartikel, Kleider. Die Kläranlagen gibt es kaum und wenn, sind sie überschwemmt und das Grundwasser wurde mit den schmutzigen Fluten kontaminiert. Viele Menschen sind nach Informationen von Shaji bereits krank geworden und benötigten dringend Medikamente. Internationale Hilfe verzögert sich, da der Flughafen ebenfalls zerstört wurde. Auch die Spitäler sind betroffen; einige konnten evakuiert werden, auch hier starben viele Menschen.
Ausgelöst wurde die Katastrophe ausgerechnet am Nationalfeiertag, 15. August durch einen besonders intensiven Monsun, der die Dämme innert 24 Stunden füllte. Die Regierung musste, um Dammbrüche und damit das Schlimmste zu verhindern, 33 der insgesamt 37 Dämme öffnen, womit sich die ganze Flut über die unzähligen Dörfer ergoss. Shaj zeigt Videos von dramatischen Situationen: Einstürzende Häuser, eingeschlossene Menschen, überflutete Dörfer. Kerala ist mit 33 Mio. Einwohnern auf einer Fläche so gross wie die Schweiz einer der am dichtesten besiedelten Staaten Indiens.
Mit der Spendenaktion will Shaji mit seinem Hilfswerk Light in Life, das er präsidiert, nun in erster Linie den Flutopfern in Idukki und anderen schwer betroffenen Dörfern helfen. Zusammen mit Projektpartnern vor Ort sollen weitere Notunterkünfte erstellt, Medikamente und Hygieneartikel sowie sauberes Trinkwasser verteilt werden. Allein die 14 indischen Familien, welche zum Schweizer Hilfswerk gehören, haben zusammen aus der eigenen Tasche bereits 20’000 Franken gespendet, die so schnell als möglich in Hilfe umgesetzt werden sollen. Auch die Kinder haben sich zusammengeschlossen und über die sozialen Netzwerke tausende von Franken Spendengelder gesammelt, wie Rosina, die jüngste Tochter der Familie erzählt. Sie und ihre Familie haben das schwer getroffene Dorf einige Male besucht, weshalb ihnen dieses Schicksal besonders nahegeht.
Nun hoffen sie, dass auch in Teufen, wo sich die Familie in der Kirche engagiert – Shaji ist Mitglied des Pfarreirates der Pfarrei Teufen-Bühler-Stein – die Nothilfe unterstützt wird. Und er garantiert, dass jeder gespendete Franken bei den Bedürftigen ankommt. Was nicht direkt für die Nothilfe benötigt wird, soll in die zweite Phase, in den Wiederaufbau fliessen.
Spenden für die Opfer in Kerala können auf folgendes Konto überwiesen werden:
Light in Life
Konto Nr. IBAN CH21 8102 3000 0050 4907 8
SWIFT Code: RAIFCH22
Raiffeisenbank Appenzell, 9050 Appenzell. Zweck: Flutkatastrophe Kerala
(Spenden an Light in Life können von den Steuern abgezogen werden)
Bilder in der NZZ