Thomas Fuchs*
Im September 1954 veranstaltete der Handwerker- und Gewerbeverein zu seinem 75-jährigen Jubiläum eine grosse Leistungsschau. Wie es ihr Titel ankündigte, wollte die Ausstellung «Teufen – Schaffendes Dorf», die der Handwerker- und Gewerbeverein Teufen am 3. September 1954 auf dem Zeughausplatz eröffnete, eine «Demonstration der Arbeit » in der Gemeinde sein.
An möglichst vielen Ständen wurde deshalb gearbeitet. Statt der geplanten zehn dauerte die Leistungsschau schliesslich zwölf Tage. Den Anlass gab das 75-jährige Jubiläum des organisierenden Vereins.
Die Ausstellung
Leichter Regen brachte nach sehr heissen Tagen die willkommene Abkühlung. Zwei Regenbogen überspannten zur Ausstellungseröffnung am Freitag, 3. September, um 16 Uhr den Zeughausplatz. Radio Beromünster und der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart berichteten live. Auch das Schweizer Fernsehen war präsent.
Die ersten Grussworte überbrachte Ständerat Walter Ackermann aus Herisau. «In einer Zeit, da die Grossunternehmen überhand nehmen und die Kleinbetriebe auszuschalten versuchen», so ein anderer Redner, hatte es innerhalb des Handwerker- und Gewerbevereins einigen Widerstand gegen die Durchführung der Ausstellung gegeben.
Drei Abstimmungen waren notwendig gewesen, um zu einem positiven Entscheid zu gelangen. Der Erfolg war dann gewaltig. Vier von der Firma Geiser aus dem Emmental aufgestellte Festzelte hiessen die Besuchenden willkommen.
Für die moderne Ausstellungsgestaltung zeichnete der einheimische Grafiker A. Bosshard verantwortlich. In drei Hallen präsentierten sich die 80 Aussteller, in der vierten befanden sich die 950 Personen fassende Festhütte und die «Tüfner-Stobe», die mit Bildern des Teufner Kunstmalers Hans Zeller geschmückt war. In der Eingangshalle zeigten abends mehrere Fernsehapparate das Schweizer Fernsehprogramm.
Festspiel
Einen Höhepunkt bildete das Festspiel «Ösere Broggebauer Gruebema», mit dem die über 100 Mitwirkenden an sechs Abenden für eine volle Festhütte sorgten. Der bekannte Teufner Brückenbaumeister Hans Ulrich Grubenmann aus dem 18. Jahrhundert hatte schon bei der letzten Gewerbeausstellung in Teufen, der «5. Kantonalen Appenzellischen Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft» im Herbst 1937, eine zentrale Rolle gespielt (vgl. Tüüfner Post 8/2012). Autor des Stückes war Lehrer Heinrich Altherr aus Herisau, der einige Szenen aus dem Stück «Der Rosenkavalier » von Georg Thürer einbaute. Regie führte der Teufner Verleger Arthur Niggli. Die Musik für die Lieder komponierte Paul Forster aus Herisau.
Zwischen den Akten gab die Harmoniemusik Teufen Stücke aus dem 18. Jahrhundert zum Besten, die ihr Leiter Ernst Altherr aus Herisau arrangiert hatte. Am Ausstellungsstand des Verlages Arthur Niggli und Willy wurde zudem der neue Erzählband «Öser Gattig Lüüt» von Festspiel-Autor Heinrich Altherr dem Publikum vorgestellt.
Ausstellungshalle 1: Conrad Moesle, Brennmaterialien.
Halle 1: Jakob Nef, Elektro-Anlagen, mit der neuesten Hoover- Kollektion. Am Boden Tisca-Teppiche der Weberei A. Tischhauser + Co, Bühler.
Halle 2: Emil Hugentobler & Co. Appenzeller Berggeist-Bitter.
Halle 2: Milchproduzentenverband Teufen.
Halle 3 (von links nach rechts): K. Lutz-Widmer’s Erben (Frieda und Fanny Lutz), Bonneterie; Max Oertli, Velos; Schwimmbad AG. Teufen; Verkehrsverein Teufen; Gewerbliche Berufsschule Appenzeller Mittelland, Freizeitarbeiten; Arthur Widmer, Velos Motos. In der Ecke hinten rechts sind die Tombola-Haupttreffer 5 und 6 ausgestellt (45-teiliger Tafelservice, Wert 475 Franken; Herrenvelo Allegro-Sport mit 3-Gang-Nabe, 365 Fr.).
Halle 3: Walter Knoepfel, Wirk- und Stickwaren sowie Werner Kündig, Strickwaren, Tricot. Hinten links: Gemeinschaftsstand der Damenschneiderinnen Frieda Tanner, Emma Grubenmann und Trudi Tobler sowie Stand von Modistin Frida Fürer. Hinten Mitte: Frau Elise Rösler, Pelzwaren; Albert Lutz AG., Sportartikel; Jakob Walser, Vorhangfabrikation. Abbildungsnachweis: Ortsgeschichtliche Sammlung Teufen, Nachlass Hans Bosshard.
Weitere Höhepunkte
Ein Publikumsmagnet war auch der Appenzellerabend am Dienstag. Neben der Solojodlerin Päuli Müller aus Speicher setzten sich die Jodelgruppe Gais, die Männerchöre Teufen und Tobel sowie ein Innerrhoder «Hierig»- Tanzpaar in Szene. Anschliessend spielte die Kapelle Franz-Sepp Inauen aus Appenzell bis nach Mitternacht zum Tanz auf. Extra-Züge brachten die Besuchenden, wie an allen Tagen, ab der Haltestelle Linde noch nach Mitternacht Richtung Appenzell und St.Gallen nach Hause.
Den Abschluss der Ausstellung bildete die Ziehung der zwölf Tombola-Hauptpreise, die in der Festhütte vor rund 1000 Personen unter Aufsicht des Chefs des Kantonspolizeiamtes erfolgte. Fast 40’000 Lose waren verkauft worden. Den ersten Preis bildete ein Auto «Opel Rekord Cabriolet» im Wert von 8000 Franken. Er wurde nicht abgeholt. Zweiter Preis war ein «Burger- Jacobi»-Klavier im Wert von 2575 Franken, es folgten eine «Bernina»-Nähmaschine (750 Fr.), eine Neuenburger Stubenuhr (480 Fr.), ein 45-teiliger Tafelservice (475 Fr.), ein Herrenvelo «Allegro Sport» mit Dreigang-Nabe (365 Fr.), eine «Kitchen Aid»-Küchenmaschine (348 Fr.) und ein «Telefunken»-Radio mit Uhr (345 Fr.).
*Thomas Fuchs ist Leiter der ortsgeschichtlichen Sammlung der Gemeinde Teufen