Clemens Fässler
Die World-Skills der Berufsleute vom vergangenen September in Lyon ist noch in bester Erinnerung; zumindest bei den Schreinern, deren Vertreter eine Silbermedaille und einen fünften Platz erreichten. Doch nun wird der Blick wieder nach vorne gerichtet, nach Shanghai, wo in zwei Jahren die nächste Berufsweltmeisterschaft stattfinden wird. Der erste Schritt dazu stellte die Sektionsmeisterschaft dar, die für die Appenzeller Schreiner vergangene Woche an der Holzfachschule in Teufen durchgeführt wurde. Das Ziel World-Skills war dabei aber nebensächlich. Es ging ums Mitmachen und um die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
Sauberkeit und Zeitdruck
Das Aufgabeobjekt war ein Zweitritt aus Eschenholz, dessen beiden Stufen vorne und hinten je verschiedene Verbindungen aufwiesen. Es galt zunächst die Pläne schnell und korrekt zu lesen und das Holz richtig vorzubereiten. Schlitz-Zapfen- oder Schwalbenschwanzverbindungen mussten passgenau herausgesägt oder -gestemmt werden. Dem einen oder anderen, ja sogar dem Sieger schlug es in der Hitze des Gefechts kleine Splitter weg, die dann wieder angeleimt werden mussten. Doch auch ruhig bleiben, auch wenn etwas «abverheit» oder es «chögelet», gehört zum Wettbewerb und auch zum Berufsleben.
Ideale Prüfungsvorbereitung
61 junge Frauen und Männer aus allen Lehrjahren haben sich für die Schreinermeisterschaften angemeldet, wobei sich die Mehrheit im zweiten oder dritten Lehrjahr befindet. Für sie stellte die Teilnahme eine ideale Vorbereitung für die Teilprüfung der LAP dar. Wenig überraschend waren es Vertreter aus dem dritten und vierten Lehrjahr, welche die besten Plätze unter sich ausmachten, obwohl der eine oder andere Erst- und Zweitlehrjahrstift ebenfalls vorne mitmischen konnte.
Vier Qualifizierte für die Regionalmeisterschaft
Als Sieger durfte Sandro Signer aus Gonten (Zürcher Schreinerei AG, Gonten) eine Japansäge und einen Werkkoffer entgegennehmen. Er habe sich zwar erst aufgrund einiger Klassenkameraden angemeldet und beim Wettkampf habe er nach einem ersten Fehler die Weiterarbeit für sinnlos gehalten, wie er nach der Siegerehrung gestand. Doch da er die Pläne auf Anhieb verstand und zeitlich Reserven hatte, konnte Signer die letzte Stunde für eine optimale Oberflächenbehandlung verwenden. Die Experten hat er damit offenbar überzeugt. Nun darf er zusammen mit den folgend Platzierten Benjamin Graf aus Steinegg (Weishaupt AG Innenausbau, Appenzell), Arion Laurin Lütscher aus Oberegg (Koch Möbelhandwerk AG, Gonten) und Laurin Fritsche aus Brülisau (Weishaupt AG Innenausbau, Appenzell) das Appenzellerland an der Regionalmeisterschaft nächsten Frühling im Rahmen der Rhema vertreten.
Powerschreinern
Eine separate Disziplin bildete wie üblich das Powerschreinern. Für eine Stunde wurde die Arbeit am Wettkampfobjekt niedergelegt und es ging darum, in sechzig Minuten eine komplexe Verbindung herzustellen. Insbesondere die Schwalbenschwanzverbindung und die Teufelszinken der Drittlehrjahr- bzw. Viertlehrjahrstifte waren komplexe Verbindungen, deren Herstellung neben dem handwerklichen Geschick ein gutes Vorstellungsvermögen verlangten. Der Zeitdruck war dabei gross und nicht jedem gelang es, die Verbindung am Schluss auch zusammenzufügen. Für den Laien wird aber genau an diesen unvollendeten Werkstücken sichtbar, was es eigentlich braucht, bis eine perfekte Schreinerarbeit vorliegt, wie man es sich gewohnt ist.