Hier finden Sie ein Video der Schrägflift-Fahrt.



Anfangs dachten einige an einen Aprilscherz. Das war im Frühling 2019, als die Grubenmann Liegenschaften AG ihre Pläne für die Überbauung im Sammelbüel öffentlich machte. Die Aprilscherz-Kommentare bezogen sich dabei hauptsächlich auf den geplanten Schräglift. Die Idee: Ein Aufzug, der gleichzeitig die Bewohnenden der Überbauung zu ihren Wohnungen bringt, und als öffentlich zugängliche Verbindung zwischen Zeughausplatz und Unterer Bleichi dient. Letzteres ist – wie auch der öffentliche Fussweg auf dem Gelände – Teil des von der Gemeinde bewilligten Quartierplans (bzw. Sondernutzungsplans). «Ja, wir haben ein Mitnutzungsrecht für die Öffentlichkeit. Das betrifft sowohl den Weg als auch den Lift», bestätigt Gemeindeschreiber Marcel Aeple. Für den Unterhalt der Anlage ist aber die Grundstückbesitzerin, die Grubenmann Liegenschaften AG, zuständig. Aus Sicht der Gemeinde ein Glücksfall. Denn insbesondere der Schräglift hat sich während der ersten Monate als Sorgenkind entpuppt.
Zu viele Fahrten?
Die 62 Wohnungen der neuen Überbauungen sind vermietet. «Noch sind nicht ganz alle Wohnungen bezogen, aber ausgeschrieben ist keine mehr», sagt Stefan Hersche von der Altrimo AG. Er ist für die bauliche Entwicklung der Grubenmann Liegenschaften AG zuständig – auch beim Sammelbüel. Die zentrumsnahe Wohnlage am Südhang scheint gut anzukommen. Das war zu erwarten. Genauso wie ein reger Betrieb des Schräglifts. Denn insbesondere die Wohnungen im oberen Teil des Hangs sind von der Tiefgarage aus nur über diesen Lift oder über eine stattliche Menge an Treppenstufen zu erreichen. «Natürlich hatten wir mit einer hohen Frequenz gerechnet. Aber die aktuellen Zahlen übersteigen alle Erwartungen.» Seit der Inbetriebnahme im März seien bereits weit über 52’000 Fahrten registriert worden – im vergangenen Monat waren es über 8000. «Das zeigt auch: Nicht nur die Bewohnenden der Überbauung, sondern auch die Öffentlichkeit nutzt den Lift häufig», so Hersche. Grundsätzlich ist das kein Problem. Dafür ist der Lift schliesslich gedacht. Aber: Die Technik stösst bei diesen Frequenzen an ihre Grenzen.
Anschliessend steckte er wöchentlich zwei- bis dreimal fest. Es gab Rückzahlungen und Revisionen. Aber es hat sich eigentlich nichts verändert.
Wohnt in der Überbauung
Ausfälle und eingesperrte Passagiere
Während der vergangenen Wochen wurde die TP-Redaktion vermehrt auf die Probleme mit dem Schräglift angesprochen. Hauptsächlich von Mietenden der neuen Überbauung. In einer E-Mail steht zum Beispiel: «Ich wohne selbst dort. Initial wurde die Lift-Eröffnung direkt um einen Monat verschoben. Anschliessend steckte er wöchentlich zwei- bis dreimal fest. Es gab Rückzahlungen und Revisionen. Aber es hat sich eigentlich nichts verändert. Der Lift steckt immer wieder fest. Die neuste ‘Masche’ ist nun, dass gesagt wurde, es würde in Zukunft einfach mehr ‘Revisionen’ geben.»
Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, versucht Stefan Hersche gar nicht erst, die Situation schön zu reden: «Es ist richtig, dass es zu einigen Störungen kam. Die Ursachen dafür waren allerdings immer andere. Anfangs ging es vor allem um die Software. Zuletzt war es ein Fehler bei einem Türsensor.» Da es sich bei diesem Aufzug um eine Spezialanfertigung – inkl. zwei sehr unterschiedlicher Neigungswinkel – handle, müsse man leider mit einer gewissen «Einarbeitungsphase» rechnen.
Zum Glück ist der öffentliche Fussweg ja sowieso immer verfügbar.
Gemeindeschreiber Marcel Aeple
Mehr Revisionen und 24-Stunden-Pikett
Man habe aber von Anfang an proaktiv das Gespräch mit den Mietenden gesucht, die Situation erklärt und wenn nötig auch Mietreduktionen ausgesprochen – je nach dem Grad der Betroffenheit. Man ist sich auch der grossen Wichtigkeit des Schräglifts innerhalb dieser speziellen Überbauung am Hang bewusst. «Die Sicherheit ist aber jederzeit gewährleistet. Eine Rettung wäre zum Beispiel auch über die anderen Zugänge möglich – bei jeder Wohnung.» Ausserdem sei man zuversichtlich, dass man die Sache in den Griff bekomme. Die Betreiberfirma, die Inauen-Schätti AG, hofft nun, die Unterbrüche mit engeren Revisions-Intervallen massiv reduzieren zu können. «Und vielleicht nimmt ja auch die Nutzungsfrequenz nach dem ersten ‘Hype’ noch etwas ab.» Als Sofortmassnahme wurde aber bereits ein «Pikettdienst-Vertrag» mit einem Unternehmen aus der Region abgeschlossen. «So muss sicher niemand lange warten, falls es zu einem ‘Einschluss’ kommt.»
Bei der Gemeinde gingen bisher keine Reklamationen bezüglich Schräglift ein. «Nein, wir haben davon noch nichts gehört», sagt Marcel Aeple. Man schätze es aber, dass die Grundeigentümerin sich um einen reibungslosen Betrieb bemühe. «Und zum Glück ist der öffentliche Fussweg ja sowieso immer verfügbar.»

