Rotbachtal ist wichtiger Partner für Kurdistan

18.02.2018 | Erich Gmünder
Kurdistan Eskandar Stofel (373)

Eskandar Salih (am Altar), übersetzt von Ueli Schleuniger, Projektkoordinator der Flüchtlingshilfe aus dem Rotbachtal.

Bildbericht: Erich Gmünder

Am Wochenende erhielt die Pfarrei Teufen-Bühler-Stein Besuch aus Kurdistan: Eskandar Salih, Vertreter des Hilfswerks BCF erzählte im Gottesdienst am 18. Januar von der aktuellen Flüchtlingssituation in seinem Land und bedankte sich für die Unterstützung im Rotbachtal.

Eskandar Salih ist Projektleiter des kurdischen Hilfswerks Barzani Charity Foundation, das vor wenigen Jahren gegründet wurde und mittlerweile 600 Angestellte zählt. BCF betreibt elf der insgesamt 48 Flüchtlingscamps in der Region. Der grösste Teil sind sogenannte Binnenflüchtlinge, also Vertriebene aus dem Irak. Nach der langen Hitzeperiode im vergangenen Sommer kämpfen sie zurzeit in ihren Zelten mit Kälte und teilweise Schnee.

In den Camps lebten sehr viele Kinder, die alleine oder mit ihren Müttern unterwegs seien, sagte Salih. Wichtig sei es, für sie Begegnungszentren und geschützte Orte aufzubauen, wo sie aufwachsen könnten. Ein Hauptproblem, solange keine funktionierenden Schulen existierten, sei ihre Beschäftigung. Deshalb sollen Spielplätze eingerichtet werden.

Grosser Bedarf herrsche nach wie vor bei Lebensmitteln und Medikamenten, Babynahrung, aber auch guter Bekleidung.

Eskandar Salih wand den Teufnern diesbezüglich ein Kränzchen: Die Hilfslieferungen aus Teufen seien von hoher Qualität. Sowohl qualitativ wie mengenmässig habe sich das Rotbachtal zu einem der wichtigsten ausländischen Partner von BCF entwickelt.

Der erste Hilfskonvoi aus dem Rotbachtal war im Frühjahr 2016 gestartet worden. Im Jahr darauf, 2017, Jahr hatte das Rotbachtal namhafte finanzielle Hilfe geleistet und damit den Kauf von einem Kehrichtwagen, vier Wasser-Tanklastwagen, zwei Schulbussen und vier Hochleistungsgeneratoren ermöglicht. Daneben wurden grosse Mengen an Lebensmitteln, Pulvermilch für Babys sowie hygienische Produkte gekauft und verteilt. Eskandar bedankte sich für die grosse Unterstützung und Sympathie

Insgesamt leben in der Autonomen Region Kurdistan, einem Land mit 5 Mio. Einwohner, zwei Millionen Flüchtlinge in insgesamt 48 Camps. Der grösste Teil sind Binnenflüchtlinge aus dem Irak.

Schwierige politische Situation

Dies als Folge der Vertreibung durch die IS, welche diese Gebiete mit ihrem Terrorregime 2014 besetzt hatte. Die kurdische Armee der Peschmerga hatte vereint mit der irakischen Armee und internationaler Unterstützung und unter grossen Opfern die Region vom IS befreit. Als Dank erlebe sie jetzt täglich Repressionen und Schikanen durch die Zentralregierung, sagte Diakon Stefan Staub.

Die Aufteilung des Irak und die angrenzenden Länder. Illustration: BCF

Ausgelöst wurden diese durch die Autonomiebestrebungen Kurdistans: Am 25. September hatten 93 Prozent der Stimmberechtigen für volle Autonomie und damit die Loslösung vom irakischen Zentralstaat gestimmt. Dieser reagierte prompt: Als Gegenmassnahme der irakischen Zentralregierung wurde am 29. September der Flughafen von Erbil geschlossen und die mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt Kirkuk von iranischen Soldaten und schiitischen Milizen besetzt, was zu weiteren Binnenflüchtlingen führte.

Eskandar Salih, flankiert von Ueli Schleuniger (links) und Fauzi Kaddur, diplomatischer Repräsentant der Autonomen Region Kurdistan.

Trotz der schwierigen Situation ist es für Eskandar Salih klar, dass BCF weiter helfen will, wo Hilfe nottut: „Das Motto unseres Gründers Barzani heisst: Es ist eine Ehre, dem Mitmenschen zu helfen. Mit Ihrer Hilfe leisten wir einen Beitrag zum Frieden.“

Brandneu: Fauzi Kaddur präsentiert einen eben eingetroffenen Brief des irakischen Präsidenten.

Immerhin: Nach dem Gottesdienst gab es einen Lichtblick. Der diplomatische Vertreter Kurdistans in der Schweiz, der in Teufen lebende Fauzi Kaddur zeigte einen Brief, wonach der irakische Präsident das Flugverbot im Flughafen von Erbil per 28. Februar wieder aufgehoben hat. Gerade rechtzeitig für das Rotbachtal: Die Begleitgruppe, welche anfangs März wiederum bei der Verteilung der Hilfsgüter vor Ort helfen will, kann damit auf direktem Weg via Wien nach Kurdistan gelangen.

Er ist vor Ort für die Verteilung der Hilfsgüter verantwortlich: Eskandar Salih, 2.v.r. mit Fauzi Kaddur (links) und den Vertretern des Hilfskonvois aus dem Rotbachtal.

Grosse Unterstützungswelle über das Rotbachtal hinaus

Aufgrund der grossen Solidaritätswelle mit Unterstützung mehrerer anderer Ostschweizer Pfarreien sowie grosser Unternehmen werden anfangs März entgegen ersten Annahmen nicht drei, sondern fünf bis sechs 40-Tönner nach Kurdistan unterwegs sein. Der Transport eines einzigen Camions kostet rund 8’000 Franken, weshalb nun eine weitere Finanzierungsaktion gestartet wird.

Mittlerweile türmen sich die fertigen Schachteln bis unter die Decke.
Auch diesen Sonntag waren wieder zahlreiche Helfer im Einsatz.

 

 

 

 

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