Timo Züst
Das Ziel der Infoveranstaltung im Lindensaal war klar: Transparenz. Die Projektoberleitung wollte das fast fertige Projekt Doppelspur im Detail vorstellen. Und gleichzeitig die angedachte Gestaltung des Dorfzentrums. Ein ganz schöner Haufen an Informationen. Wir zerlegen ihn in leicht verdauliche Häppchen.
Gruss aus der Küche: Eine Übersicht
Wie es in den kommenden Monaten konkret weitergeht, ist nach wie vor unsicher. Das machte Gemeindepräsident Reto Altherr gleich zu Beginn klar. Grund dafür ist die hängige Prüfung der Doppelspur-Initiative.
Um die geplante Abstimmung über den Projektierungskredit für einen Tunnel am 17. Mai durchführen zu können, müsste die Gemeinde bis Ende März Rechtssicherheit haben. Reto Altherr noch konkreter: «Wenn der Gemeinderat bis dahin also keinen Entscheid fällen konnte. Oder dieser Entscheid – ob für Gültigkeit oder Nicht-Gültigkeit der Initiative – rechtlich angefochten wird, müssen wir die Abstimmung auf unbestimmte Zeit verschieben.»
Die Projektoberleitung – also der Kanton, die Appenzeller Bahnen und die Gemeinde – steht nach wie vor geschlossen hinter der Doppelspur-Lösung. Daran liessen die Redner keinen Zweifel aufkommen. Man sei überzeugt, die Projektziele erreicht zu haben. Diese waren: dreigleisiger, gesetzeskonformer Bahnhof; Verbesserung der Bahnhofkreuzung; gesetzeskonforme Zug- und Verkehrsführung durchs Dorf; Gesamterneuerung der Kantonsstrasse gleichzeitig mit Doppelspur-Bau; Sanierung Hangbrücke; Schliessung der Trottoirlücken und Verbesserung für den Langsamverkehr.
Das Projekt Doppelspur ist sozusagen fertig. Laut Gesamtprojektleiter Arthur Hitz fehlen nur noch «ein bis zwei Wochen Feinarbeit».
Die Kostenschätzungen haben sich seit der Präsentation der Resultate der Standortbestimmung am 25. November 2019 nicht verändert. Die Gesamtkosten belaufen sich nach wie vor auf 65 Mio. Franken, wovon die Gemeinde rund 6 Mio. Franken zu tragen hätte. Den Löwenanteil übernehmen Bund (45,1 Mio.) und Kanton (10,9 Mio.). Der Rest verteilt sich auf die Werke.
Die Gestaltung des Dorfzentrums Teufen ist bereit für die Abstimmung, die im vergangenen Jahr verschoben wurde. Das Projekt ist aber eng an die Doppelspur geknüpft. Käme diese nicht, müsste auch die Dorfgestaltung überarbeitet werden.
Vorspeise: Schlüsselstellen der Doppelspur
Die Zuhörenden waren gewarnt. «Sie werden gar nicht alles aufnehmen können, was ich ihnen jetzt gleich präsentiere», sagte Gesamtprojektleiter Arthur Hitz. Und trotzdem muss es laut Regierungsrat Dölf Biasotto gelingen, der Teufner Bevölkerung das Projekt verständlich zu erklären. Die Lösung? Die Kombination der Informationsveranstaltung im Lindensaal und der nachfolgenden Ausstellung in der Hechtremise. Diese findet vom 2. bis 10. März statt. «Gehen Sie dorthin, schauen Sie sich alles an und stellen Sie uns Ihre Fragen», riet Biasotto. Trotzdem gab Arthur Hitz im Lindensaal bereits einen Überblick zum aktuellen Planungsstand. Er orientierte sich dabei an den Schlüsselstellen.
Haltestelle Stofel: Die neue Lage der Haltestelle ist nach einer grossräumigen Variantenstudie definiert worden. Die Projektleitung ist überzeugt, damit den besten Standort gefunden zu haben. Für den Bau müssen 17 Parkplätze (privat und öffentlich) aufgebhoben werden. Dafür wird Realersatz geschaffen.
Sanierung Hangbrücke: Diese Arbeiten sind in jedem Fall nötig – ob mit oder ohne Doppelspur. Um für die nächsten Jahrzehnte gewappnet zu sein, soll die heutige Konstruktion durch eine massive Stützmauer ersetzt werden.
Hauptstrasse 5: Es ist nach wie vor geplant, das Haus «Elektro Nef» rund drei Meter von der Strasse weg zu schieben. So soll insbesondere Platz für den Langsamverkehr geschaffen werden.
Fahrleitungs-Masten: Heute sind im Dorfzentrum 14 Fahrleitungsmasten verteilt. Bei einem Bau der Doppelspur wären es wieder gleich viel. Möglich macht das die Verankerung der Leitungen an Hausfassaden – wo immer es die Statik der Gebäude zulässt.
Nadelöhr Dorfstrasse: Mit dieser engen Stelle muss sich das Projekt arrangieren. Der im Jahr 2008 einmal angedeutete Velostreifen, hat dabei keinen Platz. Das Velo wird hier auf der Strasse fahren müssen.
Kreisel: Beim Baustart der Doppelspur sollte der Kreisel bei der Bahnhofkreuzung bereits gebaut sein. In einem nächsten Schritt würden dann das zweite Gleis eingefügt und die Zufahrt zum Bahnhof angepasst.
Tempo 30: Der Kanton wäre grundsätzlich bereit, das Tempo auf der Kantonsstrasse durch das Dorf auf 30 zu drosseln. Dabei handelt es sich nicht um eine 30er-Zone, die Vortrittsregelungen blieben gleich. Möglich ist diese Temporeduktion aber nur, wenn bis dahin auf allen Zubringern (Gemeindestrasse) auch bereits Tempo 30 gilt.
Erster Hauptgang: Der Bauablauf
«Das sind jetzt sehr viele Details. Wichtig ist, dass es nicht während zwei bis drei Jahren von Stofel bis Bahnhof-Kreuzung eine grosse Baustelle mit Totalsperrung geben wird.» Nach dieser erneuten Warnung präsentierte Arthur Hitz die angesprochenen Details. Eine kurze Zusammenfassung:
Die gesamte Bauzeit soll drei Jahre betragen. Im Winter wird pausiert. Im ersten Jahr finden hauptsächlich Vorarbeiten statt. Davon ist der Verkehr noch nicht betroffen. Im zweiten Jahr wird es bereits intensiver. Dann fliesst der Verkehr zeitweise nur noch in eine Richtung – und zwar immer vom Stofel in Richtung Bahnhof. Wer nach St. Gallen unterwegs ist, muss auf die Umfahrung ausweichen. Das turbulenteste Jahr ist das dritte. Dann wird im ganzen Dorfzentrum gearbeitet und die Appenzeller Bahnen müssen für mehrere Monate auf einen Busersatz umstellen.
Während der intensiven Bauphasen soll im Zweischichtbetrieb (6 bis 22 Uhr) gearbeitet werden. Zudem ist die Zu- und Wegfahrt für Blaulichtorganisationen, Gewerbe und Anwohner jederzeit gewährleistet.
Zweiter Hauptgang: Gestaltung Dorfzentrum
«Ich bin sehr froh, dass wir dieses Projekt nun präsentieren können.» Vizepräsidentin und Leiterin der Arbeitsgruppe Pascale Sigg-Bischof durfte das Projekt Gestaltung Dorfzentrum nach dem Rückzug der Abstimmung vom vergangenen Jahr nun endlich aus der Schublade nehmen. Die detaillierte Vorstellung übernahm dann aber Architekt Sascha Koller: «Als erstes mussten wir uns fragen, wo beginnt und endet der Dorfplatz eigentlich?» Die grösste Herausforderung des Projekts wurde bei seinen Ausführungen schnell deutlich: Die Trennung in zwei Hälften durch die Strasse. «Wir haben deshalb versucht, den Platz einerseits durch eine einheitliche Pflästerung und andererseits mit einem durchgehenden Lichtkonzept wieder zusammenzuführen.» Die wichtigsten Elemente des «neuen Dorfplatz» sind:
Eine grosse Terrasse vor dem Schulhaus. Hier auf der «Sonnenseite» soll ein Begegnungsplatz entstehen, der auch für einzelne kulturelle Anlässe wie ein Theater oder Silvester genutzt werden kann.
Eine langgezogene Treppe vor der Terrasse, die den Höhenunterschied zwischen Strasse und Terrasse ausgleicht.
Der Ersatz des bestehenden Brunnens durch einen deutlich kleineren. Und der Bau eines neuen Brunnens vor dem Schulhaus bzw. auf der Terrasse.
Die Umgestaltung der Parkplatzsituation. «Das hat uns mit Abstand am meisten beschäftigt», sagte Pascale Sigg-Bischof. Das Resultat der Bemühungen: Unter dem Strich geht nur ein Parkplatz verloren. Heute sind es 29, später 28. Möglich macht das einerseits eine bessere Ausnutzung des Bereichs vor der Kirche (heute 6 / später 10) und andererseits die Schaffung sechs neuer Parkplätze an der Gremmstrasse.
Und was kostet das Ganze? «Da wir noch nicht wissen, wann dieses Projekt kommt, sind wir mit Kostenschätzungen zurückhaltend. Aber wir können sagen, dass wir weit unter den angekündigten 5 Mio. Franken sind. Heute gehen wir von 4,1 Mio. Franken aus», sagte Pascale Sigg-Bischof.
Dessert: Argumente und Diskussion
Sie alle haben sich für die Doppelspur stark gemacht. Gesamtprojektleiter Arthur Hitz versuchte mit Beispielen anderer, funktionierender Doppelspur-Lösungen in Schweizer Städten deren Sicherheit und Machbarkeit zu belegen. Kantonsingenieur Urban Keller rief den Anwesenden in Erinnerung, dass die heutige Situation nicht mehr gesetzes- und normkonform ist und dass Strasse und Werkleitungen sowieso saniert werden müssten. Und AB-Direktor Thomas Baumgartner unterstrich noch einmal die Vorteile der Doppelspur für die Fahrplansicherheit. Damit wären die AB deutlich flexibler und Verspätungen würden sich in Teufen nicht mehr zwingend auf den nächsten Zug übertragen. «So hätten wir viel bessere Chancen, die SBB-Anschlüsse in St. Gallen zu erreichen.»
Trotzdem meldeten sich in der nachfolgenden Fragerunde auch kritische Stimmen zu Wort. Dabei wurde nicht nur über die Tunnel-Fragen, die Kosten und die Sicherheit diskutiert. Auch der Fahrradverkehr war Thema. Dazu Arthur Hitz: «Die Statistik der Stadt Zürich zeigt, dass nur rund 3 bis 7 Prozent der Fahrradunfälle beim Queren der Schienen passiert. Aber wir wollen nicht verschweigen, dass die Schienen ein gewisses Restrisiko mit sich bringen. Zudem ist ein durchgehender Velostreifen wegen der teils sehr engen Verhältnisse leider nicht möglich. Der Fahrradfahrer darf an diesen Stellen aber auf das Trottoir ausweisen, falls er sich unsicher fühlt.»