Rauchzeichen gen Himmel

02.01.2021 | Timo Züst
Weihrauch (6)
Nun verbreitet sich der Rauch und damit der Weihrauch-Duft in der Kirche.

In der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag riecht es in einigen Haushalten des Appenzellerlands nach Weihrauch. In der katholischen Kirche ist dieser Geruch nichts Seltenes – auch in Teufen wird regelmässig «geräuchert». Die TP hat Diakon Stefan Staub zu den Ursprüngen und Eigenheiten von Weihrauch befragt.

Herr Staub, mögen Sie den Duft von Weihrauch?

Für mich kommt das stark auf die Art an – es gibt schliesslich die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und Zusammensetzungen. Auf meinen Reisen in den Gebieten des Nahen Ostens habe ich mir angewöhnt, auf den Märkten immer etwas Weihrauch zu kaufen. Dabei habe ich festgestellt: Mein Favorit ist das Rosenharz.

Wonach riecht der Weihrauch in der Kirche?

Typischerweise ist das ein sehr reiner, eher schwerer Duft, der an Tannen erinnert. Für mich strahlt dieser Geruch Festlichkeit aus. Ich geniesse ihn deshalb sehr. Das gilt übrigens auch für den «erkalteten Weihrauch». Oft gehe ich am Tag nach einer Feier noch einmal in die Kirche, um diese einzigartige Atmosphäre noch etwas zu geniessen.

Der Weihrauch gehört zur katholischen Kirche. Woher stammt dieser Ritus?

Entscheidend für den Ursprung ist nicht der Geruch, sondern der Rauch. Er ist auf die Opfergaben im Alten Testament zurückzuführen. Dort erbrachten die Gläubigen Gott Tieropfer. Sie verbrannten die Tiere und der Rauch stieg zu Gott auf.

Das Opfer ist aber längst nicht mehr Teil des Christentums.

Ja, Jesus lehnt solche rituellen Opfer ab. Für ihn ist die Haltung des Opfers vielmehr eine Frage der Haltung – Verzicht beispielsweise. Deshalb auch der Weihrauch. Der Rauch bleibt, das Tieropfer wird durch den wertvollen Weihrauch ersetzt.

Im Volksmund wird der Weihrauch auch «Geruch der Götter» genannt.

Genau. Das liegt daran, dass man ihn mit der Kirche verbindet. Der Name selbst gibt ja auch einen starken Hinweis: «geweihter Rauch» oder «Weihrauch». Wer etwas weiht, tut das mit einer gewissen Absicht. Das gilt auch für das Abbrennen von Weihrauch.

Gibt es eigentlich spezifischen «Kirchen-Weihrauch»?

Das gibt es. Unser Messmer kauft ihn hier in der Schweiz ein. Es handelt sich dabei um zertifizierten Weihrauch, der gewisse Kriterien bezüglich der Reinheit und Zusammensetzung einhalten muss.

Und wie oft «räuchern» Sie?

Der Weihrauch kommt bei uns immer an den Festlichen Tagen zum Einsatz – mit Ausnahme von Weihnachten. Dann braucht es ihn sozusagen nicht, da die Kirche dank der Tannen sowieso schon in einen angenehmen Duft gehüllt ist. Wir entzünden die Schale am Dreikönigstag, am Karfreitag, an Ostern oder Pfingsten – aber auch während der Kommunionsfeier.

Sie haben eine Rauchschale. Warum keine klassische Weihrauchpfanne zum Schwingen?

Aus zwei Gründen. Einerseits passt eine solche Pfanne nicht wirklich in das moderne Interieur der Kirche. Andererseits ist der Weihrauch-Geruch bei dieser Art des «Räucherns» viel weniger intensiv als bei der Pfanne. Das ist für viele Kirchenbesucherinnen und -besucher deutlich angenehmer.

Zu viel Weihrauch kann einem ja auch zu Kopf steigen …

Das ist schon so. Es ist eine Art Geschmack aus einer anderen Sphäre. Wer Weihrauch einatmet, kommt Gott sozusagen ein Stück näher.

Sie haben es bereits gesagt: Rituale mit Rauch sind deutlich älter als das Christentum. Auch das Ausräuchern hat heidnische Wurzeln. Kein Problem für Sie?

Überhaupt nicht. Gott ist weder nur katholisch, noch sind unserer Rituale von uns erfunden worden. Das gilt auch für den Christbaum. Das finde ich aber nicht problematisch. Im Gegenteil: Es ist doch spannend, wie überall Inkulturation stattfindet. Unser Kult und unserer Riten sind uralt. Das ist doch ein schöner Gedanke.

Und wie halten Sie es privat: Riecht es hier auch ab und zu nach Weihrauch?

Weihrauch gehört für mich eher in den liturgischen Rahmen. Aber Düfte sind mir schon sehr wichtig, ich bin ein sehr sensorischer Mensch. Deshalb erwärme ich immer mal wieder ein Duftöl – davon habe ich viele. tiz

Weihwasser in Corona-Zeiten


Corona-konformes Weihwasser: Dieser Spender verteilt den Kirchenbesucherinnen und -besuchern kontaktlos Weihwasser.

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