Bildbericht: Erich Gmünder
Am Samstag berichtete die Appenzeller Zeitung über eine Gruppe aus Speicher, die sich über die Schliessung des dortigen Bahnschalters wehrt. Tage vorher begann Walter Bosshard auch in Teufen mit einer Unterschriftensammlung.
Walter Bosshard hat sich seit der Ankündigung der Appenzeller Bahnen, den Schalter in Teufen zu schliessen, gewundert, dass sich hier niemand dagegen wehrte. So ergriff er selber die Initiative und entwarf einen Petitionstext: „Der Bahnschalter muss offenbleiben“, ist er überschrieben.
Die Appenzeller Bahnen begründeten die Schliessung per Ende 2018 damit, dass immer mehr Leute ihr Billett am Automaten oder digital via Internet oder Handy-App beziehen. „Der Markt hat entschieden“, so Bahndirektor Thomas Baumgartner im Interview mit der Tüüfner Poscht. Zusätzlich könnten Billette im Shop nebenan bezogen werden. Für die Beratung stehen künftig die Bahnschalter in Appenzell oder Heiden zur Verfügung.
Grosser Mehraufwand
Walter Bosshard ist seit 2006 einer der drei Leiter der Wandergruppe Pro Senectute. Er und seine Kollegen wären ganz direkt betroffen von einer Schliessung. „Für uns fällt ein Service weg, den wir immer sehr geschätzt haben: die kompetente und freundliche Beratung bei der Zusammenstellung und Reservation von zum Teil komplizierten Gruppenreisen. Diese ist nicht durch den Automaten oder „Shop“ zu ersetzen“, heisst es in der Begründung.
Walter Bosshard illustriert das an einem Beispiel. Seine Gruppe organisiert jährlich 18 Gruppenreisen mit zwischen 15-30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Jede Reise wird vorgängig reserviert. Das macht er jeweils am Bahnschalter in Teufen. Am Vorabend der Reise, wenn die Anmeldefrist abgelaufen ist, gibt er die Bestellung auf, mit einem genauen Ablauf. Am Morgen des Reisetages erhält er vom jeweiligen Bahnunternehmen ein SMS zur Bestätigung mit dem Hinweis, welcher Wagen für seine Gruppe reserviert ist.
Diese Dienstleistung ist digital nicht erhältlich. Fällt der Bahnschalter Teufen weg, müsste er in Zukunft für die Bestellung nach St. Gallen oder Heiden fahren, was mit zusätzlichen Kosten sowie einem grossen Zeitaufwand verbunden wäre – bei jährlich 18 Reisen und ebenso vielen Rekognoszierungen.
Grosses Echo
Walter Bosshard ist aber überzeugt, dass nicht nur die Wanderleiterinnen und Wanderleiter, Schulklassen oder andere Gruppenreisende betroffen wären, sondern insbesondere ältere Menschen, die mit den modernen Kommunikationsmitteln nicht so vertraut sind.
Mit seiner Unterschriftensammlung stösst er auf ein positives Echo. „Ich habe noch nie Unterschriften gesammelt und musste mir deshalb ein Herz fassen, an Haustüren anzuklopfen oder fremde Leute anzusprechen. Doch ich werde überall mit offenen Armen empfangen. Und immer wieder höre ich, dass mir Leute sagen: ‚Endlich unternimmt jemand etwas‘.“ Am Samstagnachmittag hat er bereits 60 Unterschriften gesammelt.
Angebot besser vermarkten
Spontane Unterstützung erhält er auch von berufener Seite. Am Bahnhof Teufen trifft er auf Hans Höhener, ehemaliger Landammann und VR-Präsident der Säntisbahnen. Auch er wundert sich über den Entscheid der Appenzeller Bahnen, insbesondere da der Bahnhof Teufen der am zweitmeisten frequentierte Bahnschalter der AB sei.
Hans Höhener ist passionierter Bahnfahrer und kennt sich mit den digitalen Möglichkeiten aus. Trotzdem ist er aufgrund eigener Erfahrungen überzeugt, dass eine gute Beratung nicht durch einen Automaten oder einen Shop zu ersetzen ist, wie er selber mehrfach erfahren hat. „Vielen ist gar nicht bewusst, welch breite Beratung hier angeboten wird“, sagt er.
Die Bahn müsste im Gegenteil dieses Angebot besser bewerben und hätte so sogar einen Vorteil, ist er überzeugt. Wenn gewünscht, werde er sich in seiner Funktion als Ombudsmann des ÖV gerne als Vermittler zwischen den Bahnkunden, der Gemeinde und der Appenzellerbahn zur Verfügung stellen.
Mit der Petition soll der Gemeinderat aufgerufen werden, zusammen mit den Appenzeller Bahnen die Problematik zu überprüfen. Bei einer Anfrage an die Gemeinde habe diese kein Musikgehör gezeigt. Dabei müsste sie doch an einem guten „Service public“ interessiert sein, zahle sie doch beträchtliche Gelder an den Ausbau sowie Betrieb der Appenzeller Bahnen, findet Walter Bosshard.
Auskünfte gibt Walter Bosshard, Schützenbergstrasse 4, 9053 Teufen, Tel. 071 333 42 69 oder via E-Mail: walter.bosshard8@bluewin.ch
Hier geht’s zur Petition gegen die Schliessung des Bahnschalters Teufen PDF