Der 68-jährige Felix Gmünder lebt seit 2016 in Teufen. Er ist Doktor der Biotechnologie und arbeitet noch heute für ein internationales Ingenieurbüro. Foto: tiz
Timo Züst
Seit der Information der Projektleitung der Ortsdurchfahrt Teufen über die Standortbestimmung und weitere Kostensteigerungen häufen sich die kritischen Leserbriefe. Felix Gmünder hat seinen Leserbrief bereits im Februar verfasst. Und jetzt geht er noch einen Schritt weiter: Er lanciert eine Petition.
Eigentlich passt es so gar nicht: Felix Gmünder. Im Jahr 2011 hat er mit seiner Frau ein Eigenheim in Teufen erworben und ist 2016 hierhergezogen. Davor leitete er zehn Jahre lang in Singapur die Tochterfirma des internationalen Ingenieurbüros Basler & Hofmann. Von Haus aus ist er Mikrobiologe und Biochemiker, später doktorierte er als Biotechnologe an der ETH Zürich. Bei Basler & Hofmann leitete er die Abteilung Umwelt- und Arbeitssicherheit. Der 68-Jährige arbeitet auch heute noch in einem Teilzeitpensum. Meist von zuhause aus, einmal pro Woche pendelt er nach Zürich. Und nun lanciert er die Petition „Marschhalt Ortsdurchfahrt Teufen„. Warum gerade er? „Ich habe mich schon immer für die Belange meines Quartiers eingesetzt. Im Jahr 1997 sollte das Hallenbad Altstetten in Zürich abgebrochen werden. Ich und andere konnten den Weiterbetrieb – und zwar rentabel – mit einem Genossenschaftsvertrag mit der Stadt sichern“, erzählt er in tadellosem Zürcher Dialekt. Aber: „Meine Familie stammt ursprünglich aus Herisau. Und hier muss ich meinen Nachnamen nicht wie im Unterland buchstabieren“, sagt er lachend.
Marschhalt statt Standortbestimmung
Das Vorgehen ist wohlüberlegt. Eigentlich hätte Felix Gmünder mit der Petition schon vergangene Woche starten wollen. Aber er und die anderen drei Mitglieder der Petitionsgruppe – Manfred Brunner, Kurt Stäheli und Richard Wiesli – entschieden sich dazu, die neusten Informationen aus dem Gemeinderat abzuwarten. „Uns ist es wichtig, dass diese Petition nicht als Affront verstanden wird. Wir wollen dem Gemeinderat damit den Rücken stärken“, so Gmünder. Seit vergangenem Montag ist nun aber klar: Der Gemeinderat will die Standortbestimmung durch die Oberprojektleitung abwarten, bevor er aktiv wird. Das reicht nicht, finden die Petitionäre. „Wir wollen verhindern, dass mit Bauinvestitionen bei anderen Teilprojekten Sachzwänge für die Doppelspur geschafft werden.“ Namentlich geht es dabei auch um den Umbau des Bahnhofs, der im Juni starten soll. Zwar bestreitet Felix Gmünder die Notwendigkeit des dritten Gleises nicht. Er vermutet aber, dass im Falle einer Alternative zur Doppelspur auf einige Infrastruktur-Investitionen verzichtet werden könnte. Und anders als bei den eher zögerlich geführten Diskussionen der vergangenen Monate nennt die Petition diese Alternative nun auch beim Wort: „Die unterzeichnenden Personen bitten den Gemeinderat, die verschiedenen Varianten inklusive einer zweckmässigen Tunnellösung erneut grundsätzlich und sorgfältig zu überprüfen und die favorisierten Lösungen nochmals dem Volk vorzulegen.“ Und mit der Formulierung „zweckmässige Tunnellösung“ wird auch deutlich: Den Petitionären geht es nicht um eine Kurztunnel-Variante. Sie streben den Vergleich mit dem Langtunnel an.
Stimmung ist gekippt
Trotzdem: Die Petition hätte doch eigentlich schon längst lanciert werden können, oder? „Ausschlaggebend waren die vielen Leserbriefe und dass ich in meinem Umfeld immer mehr Kritik gespürt habe“, erklärt Felix Gmünder. Besonders die Kostensteigerung, aber auch die Situation während und nach der Bauzeit, beschäftige die Leute. Mit der Petition sollen diese Menschen nun eine gemeinsame Stimme erhalten. Und: „Wir haben uns bewusst gegen eine Initiative entschieden. Damit würden wir uns und den Gemeinderat zu stark einschränken. Ausserdem ist die Rechtslage sehr komplex.“ Dieses Vorgehen wird auch vom Ausschuss Gewerbe Dorf unterstützt, der seinerseits diese Woche eine Medienmitteilung zur ODT veröffentlich hat. Die Unterschriftensammlung hat nun bereits begonnen – und soll Ende Mai abgeschlossen sein. Dann wird die Petition dem Gemeinderat überreicht.
Die Petition finden Sie hier.