NZZ porträtiert Teufen: "Rendite frisst Identität"

29.11.2014 | Erich Gmünder
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Die Neue Zürcher Zeitung widmet in ihrer Samstagsbeilage vom 29. November 2014 dem Dorf Teufen ein kritisches Porträt. Unter dem Titel „Aufstand in Teufen“ wird dabei dem Kampf von Rosmarie Nüesch für eine bessere Baukultur viel Platz eingeräumt.

„Rendite frisst Identität – getreu diesem Motto scheint im Ausserrhoder Dorf Teufen in den letzten Jahren gebaut worden zu sein. Betonierte Beliebigkeit schiebt sich über traditionsreiche Baukultur. Eine alte Dame initiiert den Widerstand.“ Der Ostschweizer Korrespondent Jörg Krummenacher beschreibt, wie im Frühjahr der Kahlschlag im Thürerpark Rosmarie Nüesch „aus der Behaglichkeit ihrer 86 Lebensjahre“ gerissen habe, „ein Vandalenakt, wenn auch legal“.

Die NZZ schildert, wie diese Rodungsaktion das Fass zum Überlaufen brachte, das gefüllt war mit Frust, der sich wegen der Bautätigkeit im Dorf über Jahre aufgestaut hatte und wie man sich mit der Initiative ein Mitspracherecht bei Bauvorhaben verspricht. Rosmarie Nüesch wird als Frau vorgestellt, die sich stets an vorderster Front gegen beliebige Architektur gewehrt und für einen respektvollen Umgang mit der traditionellen heimatlichen Bausubstanz eingesetzt hat. Die Grubenmann-Sammlung im Zeughaus gilt als ihr Lebenswerk. Für ihr Wirken hat sie 2013 den Ausserrhoder Kulturpreis erhalten.teufen-ortsbild-008Ausserrhodisches Pendant zu Wollerau“

In Teufen wohnen 6111 Menschen, davon 386 Millionäre. „Bis zum März 2012, als Ausserrhoden die Pauschalbesteuerung abschaffte, zählte der Ort fünf Pauschalbesteuerte. Zwei davon haben die Gemeinde verlassen“, hat die NZZ recherchiert. „Hätte 2006, wie zuerst von der Ausserrhoder Regierung beabsichtigt, ein degressiver Steuertarif für Superreiche eingeführt werden können, wäre Teufen gar zur steuergünstigsten Gemeinde der Schweiz geworden. Die Nachfrage nach Bauland wäre weiter angeheizt worden.“ Auch so sei Teufen, wird Ueli Vogt, der Kurator des Kulturzentrums im Zeughaus zitiert, zum ausserrhodischen Pendant des schwyzerischen Wollerau geworden. Pierin Vinzenz, Konrad Hummler, Dölf Früh oder Markus Metz, der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts werden aufgezählt als Beispiele für jene, die dem Neben und den deutlich höheren Steuern in der Stadt entfliehen, aber in St. Gallen arbeiten. Einzelne seien im Dorf präsent oder engagierten sich gar, „die meisten aber ziehen sich zurück in ihre Betonquader.“

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„Bauliche Verhunzung schreitet voran“

Präsenter als ihre Villen seien im Dorfbild längst die neue Überbauungen mit Flachdächern, die neuen „Crèmeschnittenhäuser“, wie Alteingesessene spöttelten. Teufen habe sich verändert. Die „bauliche Verhunzung“ des Appenzeller Dorfs schreite voran. Der Bauboom sei durch die Umfahrungsstrasse erst ermöglicht worden, und für die Zukunft stünden ein noch direkterer Autobahnanschluss via St. Gallen an und eine Verbesserung der Bahnverbindung. „Früher war der Mensch das Mass in der Architektur, heute ist es die Technik“, wird Rosmarie Nüesch zitiert.

„Doch etwas Hoffnung bleibt“, schliesst der Artikel versöhnlich: „Das Anliegen ihrer Initiative soll im Rahmen einer laufenden Baugesetzrevision nun sogar auf kantonaler Ebene umgesetzt werden. Eine Spur Behaglichkeit wird bleiben. Vielleicht gar ein Rest appenzellischer Identität.“

Hier geht’s direkt zum Artikel in der NZZ Aufstand in Teufen

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