Neues Zuhause für Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung

11.09.2018 | Erich Gmünder
tagesstruktur abstimmung von burg (145)
Der alte Kindergarten inklusive Container-Provisorium soll durch einen Neubau ersetzt werden. Fotos: Erich Gmünder
Erich Gmünder Am 23. September wird über einen Kredit von 1,58 Mio. Franken für einen Ersatzbau für die Tagesstrukturen in Niederteufen abgestimmt. Heute Abend um 19.30 Uhr wird das Projekt an der öffentlichen Orientierungsversammlung im Lindensaal vorgestellt.
Anstelle des alten Kindergartens soll ein einfacher, aber heimeliger Holzbau mit Giebeldach zu stehen kommen, der die steigende Nachfrage nach Betreuungsangeboten abdecken soll
Steigende Nachfrage Der Bedarf ist ausgewiesen, das macht die Schulpräsidentin Ursula von Burg klar. Wir treffen sie zusammen mit den Vertreterinnen der Tagesstrukturen sowie der Spielgruppe, die sich ebenfalls hier eingenistet hat, im Container-Provisorium. Im Gleichschritt mit den steigenden Schülerzahlen – in Niederteufen nehmen diese in den nächsten Jahren um 40 Prozent zu – ist auch die Nachfrage gestiegen. «Es ist nicht so, dass wir hier neue Bedürfnisse schaffen. Der Betrieb läuft schon jahrelang. Wir versuchen lediglich, das Raumangebot anzupassen und die Bedürfnisse von vielen Familien abzudecken», betont Ursula von Burg. 
Der alte Kindergarten ist in die Jahre gekommen.
Prekäre Platzverhältnisse Seit 2006 diente der alte Kindergarten, ein sanierungsbedürftiger Bau aus dem Jahre 1953, als Mittagstisch. Gleichzeitig ist die Spielgruppe Tatzelwurm für Kinder im Vorkindergartenalter (3–5 Jahre), jeweils von 8.45 bis 11 Uhr hier beheimatet, die von der Frauengemeinschaft Teufen-Bühler angeboten und abwechslungsweise von Claudia Walser, Eveline Zellweger, Monika Riesen und Doris Schmid geleitet wird. «Konkret bedeutete dies, dass jeweils sofort nach der Spielgruppe die Tische für den Mittagstisch aufgestellt werden mussten», erzählt Marion Mössner, welche wie Monika Benner das Angebot betreut. «Nach dem Abräumen folgt die Nachmittagsbetreuung.» Eine Entlastung gab es Ende 2016, als der Container als provisorische Lösung für den Mittagstisch aufgestellt wurde, um den akuten Platzmangel zu beheben. Den alten Kindergarten teilen sich nun die Spielgruppe und die Nachmittagsbetreuung.
Das Büro befindet sich in einem kleinen Abstellraum.
Das Modell des dreistöckigen Gebäudes.
Multifunktionaler Neubau Der dreistöckige Neubau soll nun den Bedarf auf längere Zeit abdecken. Vom Eingang mit Garderobe im Erdgeschoss führt eine Treppe ins Mittelgeschoss mit Küche und zwei Essräumen und weiter ins Obergeschoss mit einem grossen Raum für die Spielgruppe und die Nachmittagsbetreuung. Neben schulischen Zwecken sollen einzelne Räume auch für Bedürfnisse des Quartiers, von Vereinen, für Musikunterricht oder für Weiterbildungen genutzt werden können. Das Gebäude wird behindertengerecht erstellt; der Lift erleichtert auch die Anlieferung der Speisen für den Mittagstisch. Kein Luxus Ursula von Burg betont, dass mit 1,58 Mio. Franken anstelle des alten Kindergartens ein einfacher, zweckmässiger, aber dank Holzbauweise trotzdem heimeliger Bau entstehen soll, der sich gut in die Schulanlage integriert. «Die dreigeschossige Bauweise hat den Vorteil, dass weniger Bauland benötigt und die Spielwiese weniger stark tangiert wird», sagt Ursula von Burg. Der Platzbedarf sei insgesamt sogar geringer als bei der jetzigen Lösung mit Container. Das ursprüngliche Projekt, das aus einem Architekturwettbewerb hervorging, wurde aus Kostengründen volumenmässig etwas reduziert und dann weiterentwickelt, um den Anforderungen bestmöglich gerecht zu werden. Bezug in einem Jahr Der Abschied von einem liebgewordenen Gebäude sei auch eine «emotionale Geschichte», ist sich Ursula von Burg bewusst. Die vier beteiligten Architekturbüros hatten deshalb den Auftrag, auch eine Weiterverwendung des alten Kindergartens zu prüfen, sahen aber keine sinnvolle Möglichkeit, weshalb er abgebrochen werden soll. Die Zustimmung vorausgesetzt, kann nach der Abstimmung unverzüglich die Detailplanung an die Hand genommen werden. Im Februar soll mit dem Bau gestartet werden. Der Bezug ist nach den Herbstferien 2019 geplant. In der Zwischenzeit soll das Angebot in zwei Containern weitergeführt werden. Die Spielgruppe wird voraussichtlich vorübergehend in das ehemalige Altersheim Bächli verlegt, das bis zu einem Entscheid über seine weitere Verwendung zwischengenutzt wird.
Schulpräsidentin Ursula von Burg (2. von rechts) mit Monika Benner und Marion Mössner, Tagesstrukturen, und Claudia Walser, Spielgruppe Tatzelwurm (v.l.n.r.).
 

Steigende Nachfrage nach Betreuungsplätzen – eine gesellschaftliche Entwicklung

Der Mittagstisch wird seit 2006 angeboten und ist unterdessen selbstverständlich geworden. Vor sechs Jahren wurde dieser von jeder vierten Niederteufner Familie genutzt, mittlerweile macht jede dritte Familie davon Gebrauch, und die Tendenz ist steigend. Der Mittagstisch in Niederteufen wird zurzeit von rund 30 Kindern genutzt, bis zu 15 sind es in der Nachmittagsbetreuung. Der Neubau ist wegen der steigenden Schülerzahlen auf etwas höhere Zahlen ausgelegt. Warum diese Entwicklung? Marion Mössner und Monika Benner, Betreuerinnen der Tagesstrukturen: «Zunehmend merken Eltern, dass dies eine funktionierende Lösung für sie ist. Gerade für Mütter, die den Anschluss im Beruf nicht verpassen wollen. Sie können hier ihr Kind von halb acht Uhr morgens bis abends um halb sechs Uhr in Betreuung geben und wissen es gut aufgehoben.» Marion Mössner spricht aus eigener Erfahrung. Die Teilzeitanstellung ermöglichte ihr den Wiedereinstieg. Für viele Frauen sei es ohne ein verlässliches Betreuungsangebot schwierig, wieder im Berufsleben Fuss zu fassen, wenn sie nicht auf ein verständnisvolles Umfeld zählen könnten. Das betont auch Ursula von Burg. «Die Wirtschaft will ja auch, dass die Frauen wieder in den Beruf zurückkehren.» Nur vier bis fünf Kinder nutzten das Angebot täglich, die meisten Kinder kommen an einem bis zwei Tagen pro Woche. «Es gibt jedoch Alleinerziehende, welche arbeiten müssen, damit sie über die Runden kommen. Oder Eltern mit geringerem Lohn, wo beide arbeiten müssen, damit es reicht.» Oft meldeten sich auch Eltern, welche ihre Kinder einmal in der Woche schickten, damit ihr Kind hier Gemeinschaft erleben könne. «Hier hat das Kind Betreuung, kann Zeit mit seinen Gspänli verbringen, während es zuhause vielleicht alleine mit dem Mami wäre.» «Keine moralische Instanz» Ursula von Burg weiss auch von kritischen Stimmen. «Bei der Referendumsabstimmung (2009) über die Kita Chäferfescht wurde Müttern öffentlich der Vorwurf gemacht, sie würden die Kinder einfach abgeben», erinnert sich Ursula von Burg. «Solchen Stimmen – es gibt sie auch heute noch – müssen wir antworten, dass wir keine moralische Instanz sind. Jede Familie soll das für sich entscheiden. Die ausserschulische Betreuung ist eine gesellschaftliche Aufgabe, und es ist sinnvoll, dass die Betreuung möglichst nahe bei der Schule stattfindet.» Ein Standortfaktor Für Ursula von Burg gehört das Betreuungsangebot zu den Standortfaktoren für eine Gemeinde. «Unsere Schulleitungen erhalten oft Anfragen von Eltern, die hier Wohneigentum erwerben möchten und sich nach dem Betreuungsangebot oder nach allfälligen Wartelisten erkundigen.» Dies wirke sich ganz konkret auf den Entscheid für einen Zuzug aus. «Wir haben bei der Erhebung der Schülerzahlen festgestellt, dass wir in Teufen wieder vermehrt junge Familien haben.» Die Schulpräsidentin erinnert daran, dass das Angebot nicht kostenlos ist und die Tarife höher sind als an vergleichbaren Orten. Zwar ist es nicht selbsttragend, doch konnte das Defizit in den vergangenen Jahren immer etwa auf der gleichen Höhe, zwischen 60’000 und 75’000 Franken, gehalten werden. Auch künftig, mit dem Neubau, sind die nicht gedeckten Betriebskosen auf maximal 90’000 Franken limitiert. Von den Erfahrungen in Niederteufen profitiert mittlerweile auch das Schulhaus Landhaus, wo ebenfalls ein Mittagstisch und eine Nachmittagsbetreuung angeboten werden. Diese sollen, wenn die Vorlage für den Neubau der Sekundarschule im Landhaus angenommen wird, nach dem Auszug der Sek ins Hörli verlegt werden, wo auch das Schulhaus Dorf integriert werden soll. (Siehe auch Gemeinderatsverhandlungen vom 3. Juli 2018) Das Edikt zur Abstimmung vom 23. September wurde anfangs September in die Haushalte verteilt. Öffentliche Orientierungsversammlung: Mittwoch, 12. September 2018, 19.30 Uhr, Lindensaal

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