Nach der Hechtremise und dem Alten Feuerwehrhaus Niederteufen im vergangenen Jahr hat mit dem Alten Feuerwehrhaus Teufen heuer eine dritte historische Liegenschaft der Gemeinde eine neue Fassade erhalten. Dabei wurden aber nicht nur die Schindeln ersetzt. Das «Alte Füürwehrhüüsli» bekam ein ganz neues Gesicht.
Eine Fassadensanierung in der Ortsbildschutzzone ist immer eine Herausforderung. Denn für solche Bauarbeiten an historische Liegenschaften im Dorfzentrum bestehen strenge Vorschriften. «Das gilt auch für Liegenschaften der Gemeinde. Und natürlich haben wir versucht, eine gewisse Vorbild-Funktion einzunehmen. Wir wollen den nachhaltigen Erhalt solcher Gebäude ja grundsätzlich fördern», sagt Martin Zoller. Er kam zu Fuss zum Besichtigungstermin beim Alten Feuerwehrhaus hinter der Grubenmann-Kirche aus dem Jahr 1838 (in Gemeindebesitz seit 1888). Das Büro des Fachverantwortlichen Hochbau der Gemeinde liegt gleich gegenüber im Dorf 7. Auch Architekt Markus Giger hat einen starken Bezug zum Dorf. Aufgewachsen in Teufen, führt er heute sein Büro die Baukom AG: «Wir haben uns dabei an den historischen Bauten im Dorfkern orientiert.» Begleitet wurde das Projekt von Bruno Bossart vom Fachgremium für Architektur- und Ortsbildung (FAOT).
Schön und praktisch
Bei diesen Recherchen entstand die Idee des fünfteiligen Bandfensters im Erdgeschoss – und dem Eingangsportal aus Naturholz. Es wurde, wie bei vielen Dorf- und Fabrikantenhäusern aus dieser Zeit, symmetrisch gestaltet. «Weil der Eingang nicht mittig der Fassade angeordnet war, haben wir das Portal und das Reihenfenster mit dem Fenstersims zu einem durchgehenden Element verbunden.» An Funktionalität hat der Hauseingang dank der rückversetzten Tür trotz Rückbau des Vordachs kaum verloren. Musikschüler und Kindergartenkinder können sich ihrer nassen Regenmäntel auch jetzt vor dem Betreten des Gebäudes entledigen. Und: «Das bestandene Glasvordach passte wenig zum traditionellen Baustil.» Eine jener sehr pragmatischen Anpassungen, die bei der Umnutzung und Sanierung im Jahr 1994 (Einbau Kindergarten 1998/99) vorgenommen wurden. «Auch das Auffüllen der ehemaligen Garagentore mit Metallelementen würde man heute wohl nicht mehr so machen. Aber man muss auch sagen: Vieles wurde auch sehr gut gemacht», sagt Martin Zoller. Das betrifft insbesondere das Innenleben des Gebäudes.
Licht und Schindeln
Die Qualität älterer, gemalte Schindelfassaden wie die des Alten Feuerwehrhauses ist nur schwer einschätzbar. «Wir dachten erst, wir könnten sie sandstrahlen und neu anstreichen. Insbesondere auf der Süd- und Westseite waren die Schindeln unter der Farbe aber in zu verwittertem Zustand», erzählt Architekt Markus Giger. Der Folgeschluss: Die Aussenhülle des Gebäudes muss komplett erneuert werden. «Daraus entstand dann der Gedanke der Neugestaltung der dem Dorf zugewandten Seite. Wenn schon, denn schon sozusagen», sagt Martin Zoller. Die Arbeiten waren aber kein reiner Kostenfaktor (das Budget von 360’000 Franken konnte eingehalten werden). Denn die Grundsanierung garantiert eine deutlich längere Lebensdauer als ein «Schindel-Flickwerk». Und insbesondere die neuen Fenster im Erdgeschoss werten die Liegenschaft auf. «Ganz wichtig sind auch diese kleinen, unscheinbaren Fenster neben dem Eingang. Sie bringen endlich Licht in das bisher finstere Treppenhaus», so Markus Giger. Abgesehen von den Schindeln ist das Gebäude in einem sehr guten Zustand. Im Inneren stehen demnächst keine Sanierungsarbeiten an. «Das entspricht unserer Philosophie: Was noch gut ist, soll erhalten bleiben», sagt Martin Zoller.
Wärmedämmung und Heizung
Als aus dem Alten Feuerwehrhaus im Jahr 1992 eine Musikschule und 1994 zusätzlich ein Kindergarten wurde, hat man bereits vorbildlich gedämmt. Das zahlt sich nun aus. «Die damals eingesetzte Isolation weist nach wie vor gute Werte auf. Daran musste deshalb nichts gemacht werden», sagt Markus Giger. Eines war aber doch veraltet: die Heizung. Bisher wurde hier mit Öl geheizt. Ab diesem Winter stammt die Wärme aus dem Erdinneren. «Wir haben die Chance genutzt, den alten Brenner durch eine Erdsonde zu ersetzen», erklärt Martin Zoller. tiz