Hans Koller
Was immer Sarah Graf anpackt, sie möchte es so gut wie möglich machen, und dies gleich in vielen Bereichen.
Sarah betreibt Leichtathletik, seit sie als kleines Mädchen per Zufall am schnellsten Teufner mitmachte und «recht gut» war, wie sie in ihrer bescheidenen Art erzählt.
Recherchen ergeben, dass sie gleich auf Anhieb diesen Wettbewerb gewann und seither in ihrer Kategorie auf dem Landhaus niemand schneller ist. Mit dem konsequenten Leistungstraining in der LA Riege des TV Teufen häuften sich die Erfolge.
Mit ihrer Vielseitigkeit gewann sie mehrmals die kantonale Mehrkampfausscheidung des UBS Kids Cup und durfte sich im legendären Weltklassestadion Letzigrund mit den Besten der Schweiz messen.
Mit dem Übertritt in die Kategorie U 16 wurden auch Teilnahmen an Schweizermeisterschaften möglich. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Dreisprung im letzten Jahr feierte sie einen ersten Höhepunkt. Dass mit ihr auch zukünftig zu rechnen ist, unterstrich sie diesen Winter in der Halle, wo sie als jüngerer Jahrgang mit ihrem erneuten Medaillengewinn überraschend an die Vorjahreserfolge anschliessen konnte.
«Für die Viehschau ziehe ich einen Freitag ein»
Die Augen der Bauerntochter glänzen, wenn sie von der Viehschau erzählt. Als kleines Mädchen war sie aktiv dabei und erinnert sich gerne zurück, wie sie am Jungzüchterwettbewerb mitmachte, ihre Mutter sie mit Gedichten unterstützte und sie das schönste Kalb aus Vaters Stall präsentieren durfte. Dazu gehört natürlich auch die traditionelle Tracht.
Noch heute stellt die Viehschau einen besonderen Tag in ihrem Leben dar, wenn sie mit ihrem Onkel Walter Graf «auffahren» darf. Einzigartig erlebt sie die Morgenstimmung, da ein Zäuerli der Sennen, dort die Kühe, die sich einreihen, die Schellen, die angezogen werden. Als kleines Mädchen war sie stolz, das Senntum durchs Dorf anführen zu können, heute geht sie mittendrin mit und geniesst die einzigartige Stimmung.
Familie als Rückhalt
Wieviel ihr die Familie bedeutet, realisierte sie, als sie die Lehre in Trogen begann und mittags nicht mehr zusammen mit der Familie essen konnte. Füreinander da sein bedeutet ihr viel, eine besondere Bedeutung kommt dabei ihrem Bruder Michel zu. Anstatt von seiner Behinderung zu sprechen, rühmt sie seine
Qualitäten. Er ist immer fröhlich und aufgestellt, nicht nachtragend und sieht nur das Positive im Menschen. Mit ihm war es nie langweilig auf dem Bauernhof, und überhaupt, einen schöneren Ort hätte sie sich für ihre Kindheit nicht vorstellen können. Auch heute noch ist sie gerne mit Michel zusammen und versucht ihn bestmöglich zu unterstützen, auch wenn die Zeit durch all ihre Tätigkeiten rarer geworden ist.
«Natur ist kein Ort» meint sie, «Natur ist überall». Die Natur in all ihrer Einzigartigkeit zu entdecken ist überall faszinierend. Am liebsten ist sie aber doch oben im Wald auf dem vertrauten Bänkli, vor allem wenn ihr manchmal ihre Aktivitäten zu viel werden. Wenn sie dann im Gesang der Vögel die einzelnen Stimmen heraushören kann, ist Sarah wieder bei sich selbst angelangt.
Für die Zukunft gerüstet
Für Sarah stand die Möglichkeit offen, nach der Sekundarschule ihren Berufsweg an der Kantonsschule fortzusetzen. Zu theoretisch wäre dies gewesen, meint sie. Auch als Köchin habe sie geschnuppert, das war ihr dann wieder zu einseitig. Sie suchte nach einer Lehrstelle mit vielseitigen praktischen Tätigkeiten und Kontakten zu Menschen. Und wurde fündig: Als angehende Fachfrau in einem Pflegeheim ist sie glücklich, mit einer breit gefächerten Grundausbildung die Basis für ihre berufliche Zukunft zu legen. Daneben absolviert sie die Berufsmittelschule, um für die Zukunft möglichst viele Perspektiven offen zu halten.
Als Trainerin in der Leichtathletik freut sie sich, vor jungen Menschen zu stehen und Kinder motivieren zu können – ein idealer Ausgleich zum Berufsalltag. Vielleicht ergibt sich ja auch die Möglichkeit, sich auf ihrem Berufsweg intensiver mit dem Körper auseinanderzusetzen oder vielleicht gar ein Sportstudium in Angriff zu nehmen. Auf jeden Fall stehen ihr die beruflichen Türen weit offen mit ihrer Grundhaltung: «Ich möchte immer mein Bestes geben.»
Sarah Graf
Geboren: 8. Januar 2001
Heimatort: Bühler
Familie: Ueli und Hanni (Eltern), Koni und Michel (Brüder)
Ausbildung: Fachfrau Hauswirtschaft Alters- und Pflegeheim Vorderdorf, Trogen
Lieblingsessen: Traditionelle Appenzeller Gerichte
Lieblingsgetränk: Kaffee
Buch auf dem Nachttisch: Liebesromane
Hobbys: Leichtathletik, Natur, Kochen
Lieblingsort: Auf dem «Bänkli» oben im elterlichen Wald