Naturkind, Trainerin, Spitzenathletin

22.05.2017 | Hans Koller
sarah graf scheune
Sarah Graf: sportlich, traditionsbewusst und naturliebend. Fotos: Hans Koller
Hans Koller Was immer Sarah Graf an­packt, sie möchte es so gut wie möglich machen, und dies gleich in vielen Berei­chen. Sarah betreibt Leichtathletik, seit sie als kleines Mädchen per Zufall am schnellsten Teufner mitmachte und «recht gut» war, wie sie in ihrer bescheidenen Art erzählt. Recherchen ergeben, dass sie gleich auf Anhieb diesen Wettbe­werb gewann und seither in ih­rer Kategorie auf dem Landhaus niemand schneller ist. Mit dem konsequenten Leistungstraining in der LA Riege des TV Teufen häuften sich die Erfolge. Mit ihrer Vielseitigkeit ge­wann sie mehrmals die kantona­le Mehrkampfausscheidung des UBS Kids Cup und durfte sich im legendären Weltklassestadion Letzigrund mit den Besten der Schweiz messen. Mit dem Übertritt in die Kate­gorie U 16 wurden auch Teilnah­men an Schweizermeisterschaf­ten möglich. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Dreisprung im letzten Jahr feierte sie einen ersten Höhepunkt. Dass mit ihr auch zukünftig zu rechnen ist, unterstrich sie diesen Winter in der Halle, wo sie als jüngerer Jahrgang mit ihrem erneuten Me­daillengewinn überraschend an die Vorjahreserfolge anschlies­sen konnte.

«Für die Viehschau ziehe ich einen Freitag ein»

Die Augen der Bauerntochter glänzen, wenn sie von der Vieh­schau erzählt. Als kleines Mäd­chen war sie aktiv dabei und erinnert sich gerne zurück, wie sie am Jungzüchterwettbewerb mitmachte, ihre Mutter sie mit Gedichten unterstützte und sie das schönste Kalb aus Vaters Stall präsentieren durfte. Dazu gehört natürlich auch die traditi­onelle Tracht.
Sarah Graf unterwegs an die Viehschau 2016. Fotos: Erich Gmünder
Noch heute stellt die Viehschau einen besonderen Tag in ihrem Leben dar, wenn sie mit ihrem Onkel Walter Graf «auffahren» darf. Einzigartig erlebt sie die Morgenstimmung, da ein Zäuerli der Sennen, dort die Kühe, die sich einreihen, die Schellen, die angezogen werden. Als klei­nes Mädchen war sie stolz, das Senntum durchs Dorf anführen zu können, heute geht sie mitten­drin mit und geniesst die einzig­artige Stimmung. Familie als Rückhalt Wieviel ihr die Familie bedeutet, realisierte sie, als sie die Lehre in Trogen begann und mittags nicht mehr zusammen mit der Familie essen konnte. Füreinan­der da sein bedeutet ihr viel, eine besondere Bedeutung kommt dabei ihrem Bruder Michel zu. Anstatt von seiner Behinderung zu sprechen, rühmt sie seine Qualitäten. Er ist immer fröhlich und aufgestellt, nicht nachtra­gend und sieht nur das Positive im Menschen. Mit ihm war es nie langweilig auf dem Bauernhof, und überhaupt, einen schöneren Ort hätte sie sich für ihre Kind­heit nicht vorstellen können. Auch heute noch ist sie gerne mit Michel zusammen und versucht ihn bestmöglich zu unterstützen, auch wenn die Zeit durch all ihre Tätigkeiten rarer geworden ist. «Natur ist kein Ort» meint sie, «Natur ist überall». Die Natur in all ihrer Einzigartigkeit zu entde­cken ist überall faszinierend. Am liebsten ist sie aber doch oben im Wald auf dem vertrauten Bänkli, vor allem wenn ihr manchmal ihre Aktivitäten zu viel werden. Wenn sie dann im Gesang der Vögel die einzelnen Stimmen he­raushören kann, ist Sarah wieder bei sich selbst angelangt. Für die Zukunft gerüstet Für Sarah stand die Möglichkeit offen, nach der Sekundarschule ihren Berufsweg an der Kantons­schule fortzusetzen. Zu theore­tisch wäre dies gewesen, meint sie. Auch als Köchin habe sie geschnuppert, das war ihr dann wieder zu einseitig. Sie suchte nach einer Lehrstelle mit viel­seitigen praktischen Tätigkeiten und Kontakten zu Menschen. Und wurde fündig: Als angehen­de Fachfrau in einem Pflegeheim ist sie glücklich, mit einer breit gefächerten Grundausbildung die Basis für ihre berufliche Zu­kunft zu legen. Daneben absol­viert sie die Berufsmittelschule, um für die Zukunft möglichst vie­le Perspektiven offen zu halten. Als Trainerin in der Leichtath­letik freut sie sich, vor jungen Menschen zu stehen und Kinder motivieren zu können – ein ide­aler Ausgleich zum Berufsalltag. Vielleicht ergibt sich ja auch die Möglichkeit, sich auf ihrem Be­rufsweg intensiver mit dem Kör­per auseinanderzusetzen oder vielleicht gar ein Sportstudium in Angriff zu nehmen. Auf jeden Fall stehen ihr die beruflichen Türen weit offen mit ihrer Grund­haltung: «Ich möchte immer mein Bestes geben.»

Sarah Graf

Geboren: 8. Januar 2001 Heimatort: Bühler Familie: Ueli und Hanni (Eltern), Koni und Michel (Brüder) Ausbildung: Fachfrau Hauswirtschaft Alters- und Pflegeheim Vorderdorf, Trogen Lieblingsessen: Traditionelle Appen­zeller Gerichte Lieblingsgetränk: Kaffee Buch auf dem Nachttisch: Liebesromane Hobbys: Leichtathletik, Natur, Kochen Lieblingsort: Auf dem «Bänkli» oben im elterlichen Wald

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