Die Leiterin der Bibliothek, Karin Sutter, begrüsst das zahlreich erschiene Publikum und stellt die Künstlerinnen und Künstler einzeln vor. Zwei sind gar aus der Innerschweiz angereist.
Simone Felber ist im Entlebuch (LU) aufgewachsen und ist nach eigenen Aussagen im Chor gross geworden. Sie hat an der Hochschule Luzern Gesang studiert und 2018 mit dem Master of Arts in Vokalpädagogik abgeschlossen. Sie hegt eine grosse Faszination für die Volksmusik – insbesondere den Jodel – und möchte das Traditionelle auch mit modernen Elementen weiterentwickeln. Was sie heute Abend eindrücklich zeigt. Als Begleitung zu ihrem Gesang benutzt sie gar ein altes indisches Instrument, das ein bisschen einem sich öffnenden und schliessenden Buch ähnelt, und wunderbar zum Abend passt.
Adrian Würsch kommt aus Emmetten (NW). Schon als Kind spielte er innerhalb der Familie mit dem Schwyzerörgeli. Auch er studierte an der Hochschule Luzern und schloss 2018 seinen Master of Arts in Musikpädagogik erfolgreich ab. Im Moment experimentiert er unter anderem mit elektronischen Hilfsmitteln im Zusammenhang mit seinem Schwyzerörgeli. Heute Abend spielt er sein Instrument traditionell und modern improvisiert, jedoch ohne Elektronik.
Elias Menzi ist in Ebnat-Kappel aufgewachsen, wohnt in Teufen und ist durch seine zahlreichen Engagements bereits einem breiteren Publikum im Dorf bekannt. Das Hackbrettspielen entdeckte er als Siebenjähriger. Es wurde zu seiner Leidenschaft. Seit seiner Jugend entwickelt er seine eigene Spielweise – auch in Richtung freie Improvisation.
Davon geben uns die drei musikalischen Freunde heute Abend eine einzigartige Kostprobe. Sie spielen, wenn die Autorin eine Pause beim Vorlesen einlegt oder gar in paralleler Begleitung; einerseits traditionell inspiriert und gleichzeitig neuartig, experimentell, ungewohnt, gefühlvoll, emotional dunkel und wieder erfrischend und beschwingt.
Lauralei berührt
Die Autorin Karin Künzle ist auf einem Bergbauernhof im Toggenburg aufgewachsen und wohnt in Teufen, wo sie sich mit Elias Menzi auch kulturell engagiert. Zum Beipiel in der «Kubus Konzertreihe». Als Tüüfner Chopf in unserer Printausgabe vom Mai 2021 haben wir sie portraitiert.
Nach einer kaufmännischen Lehre reiste sie unter anderem nach Nepal, arbeitete in einer Behinderteninstitution in Norwegen und durchquerte alleine die Mongolei mit der Eisenbahn. Später hat sie sich zur Hebamme ausgebildet und arbeitet als freie Hebamme.
Und Karin Künzle veröffentlichte 2021 ihren ersten Roman im Orte-Verlag, aus dem sie heute Abend vorliest. Die Herausgabe des Romans wurde vom Verein Kultur Toggenburg und der Kulturkommission Teufen unterstützt. Im St. Galler Tagblatt war damals zu lesen: «Die Hebamme und ihr literarisches Kind». Das Buch beginnt 1937 in Alt St. Johann im Toggenburg und handelt von einem verlorenen Kind, dem Umgang mit ledigen Müttern und Vätern und dem damaligen Alltag, den Traditionen, Glauben, Mythen und Geschichten unserer Region. Wir Zuhörenden erhaschen an diesem Abend nur kurze Impressionen daraus und doch sind wir umgehend mittendrin, wenn Karin Künzle vorliest.
Die Leiterin der Bibliothek, Karin Sutter, hat das Buch bereits gelesen und zeigte sich sichtlich beeindruckt und berührt. Sie meint: «Nur eine Hebamme kann über eine Geburt und auch Leben und Tod so eindrücklich schreiben. Das Buch ist für mich eine wirklich ganz grosse Leseempfehlung!».
Bei einem feinen Gläschen und Snacks klingt der Abend aus. Karin Künzle signiert die gekauften Bücher und schreibt auf Wunsch eine kurze Widmung.