Mit Tunnelblick durchs Dorf

07.04.2022 | Timo Züst
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Die Vorstandsmitglieder der IG Tüüfner Engpass Jakob Brunnschweiler und Philipp Schuchter (rechts) führen durch den Spaziergang. Fotos: tiz

Die richtungsweisende Abstimmung rückt näher: Am 15. Mai entscheidet Teufen über die Initiative für einen Bahntunnel zwischen Bahnhof und Stofel (mehr dazu hier). Initiantin davon ist die IG Tüüfner Engpass. Sie kämpft nun für die Annahme ihrer Initiative. Zur Kampagne gehören auch drei Dorfspaziergänge – gestern war der erste.

Hinweis 1: Auch Bahndirektor Thomas Baumgartner hörte zu. Das Nachgefragt mit ihm lesen Sie unten.

Hinweis 2: Viele Informationen und Pläne des Doppelspur-Projekts finden Sie hier.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Vielleicht gilt das auch für Volksentscheide? Die Freude über die kleinen Osterhasen mit dem blauen Aufkleber «JA zum Tunnel am 15. Mai» war auf jeden Fall gross. Und Ort und Zeit der Übergabe gut gewählt: Es ist kurz vor halb 6 am Mittwochabend. Um diese Zeit bilden sich rund um die Bahnhofkreuzung regelmässig Autokolonnen – besonders, wenn das Lichtsignal für die Zugdurchfahrt auf rot stellt. «Wir verteilen sie deshalb hier im Stau. Mit Tunnel hätten wir dieses Problem ja nicht», sagt Heinz Rusch, einen der Hasen am ausgestreckten Arm. Für ein längeres Gespräch mit dem Co-Präsidenten des Ja-Komitees bleibt leider keine Zeit. Denn nicht nur hier wird an diesem Abend für ein «Ja» geworben: Beim Bahnhofparkplatz startet gleich der erste Dorfspaziergang der IG Tüüfner Engpass.

Die beiden Vorstandsmitglieder der IG sind gut vorbereitet. Immer wieder zücken Jakob Brunnschweiler und Philipp Schuchter eine Visualisierung oder einen Plan aus dem mitgebrachten Ordner. Sie machen damit deutlich: Die IG Tüüfner Engpass hat sich mit dem Thema Ortsdurchfahrt eingehend befasst. «Heute Abend geht es darum, euch vor Ort ‘facts and figures’ zu liefern.» Bei diesen «Fakten und Zahlen» gilt natürlich: Tunnel vor Doppelspur.

Erster Halt: Bahnhof, Tunneleinfahrt, Kreisel

«Die Absenkung des Bahnhofs ist gar nicht so kompliziert, wie immer behauptet wird», sagt Jakob Brunnschweiler. Nutzte man die Geländesituation – abfallend Richtung Ebni – könne schon viel erreicht werden. Ausserdem: «Die Tunneleinfahrt wäre nicht vor der Post, sondern hier unter dem Parkplatz. Dafür wurde beim Bau der Häuser teilweise schon vorgesorgt.» Klar ist für sie auch: Das Bahnhofsgebäude könnte stehenbleiben und den geplanten Kreisel bräuchte es auch nicht. «Man müsste die Kreuzung etwas neu gestalten, um den Verkehr in Richtung Umfahrung zu lenken. Aber ohne Kreisel und ohne Lichtsignal. So bliebe auch Platz für Parkplätze vor dem Beck», so Philipp Schuchter.

Zweiter Halt: Enge Dorfeinfahrt

«Hier sieht man klar, dass die Botschaft, man käme von drei auf zwei Spuren, nicht überall stimmt. Hier hat es nur zwei Spuren», sagt Jakob Brunnschweiler. Die Bahn ist dabei aus Sicht der IG das grösste Problem. Wäre sie weg, könnte man die Strassenfläche freier gestalten. «Auch die Hausverschiebung, die für die Verbreiterung der Strasse nötig wäre, fielen dann weg», so Schuchter.

Dritter Halt: Dorfplatz und Fahrleitung

Es ist ein Thema, das sich durch den ganzen Spaziergang zieht: die Parkplätze. Wo würden welche wegfallen? «Hier im Dorfzentrum gäbe es in Zukunft deutlich weniger. Die vor dem ‘Anker’ würden bleiben, andere fallen weg.» Grundsätzlich ist die IG der Ansicht, dass sich der Dorfplatz ohne den Zug deutlich freier und besser gestalten liesse. «Wie überall wäre es dann auch hier sicherer – für Fussgänger, Velos und Autos.» Auch die Fahrleitungen sind ihnen ein Dorn im Auge. «Mit der Doppelspur wären es sogar noch mehr Kandelaber.»

Vierter Halt: Hangbrücke

Hier sind sich IG und Kanton einig: Die Hangbrücke muss so oder so saniert werden. «Sie ist ins Alter gekommen und die Tragfähigkeit entspricht nicht mehr den nötigen Werten», so Jakob Brunnschweiler. Die Kopplung ans Doppelspur-Projekt ist ihrer Ansicht nach aber nicht zwingend nötig. «Sanieren kann man sie auch unabhängig davon.»

Fünfter Halt: Tunnelausfahrt und Kreuzungsstelle

«Mindestens zwei Häuser müssten für das Tunnelportal hier abgebrochen werde. Darum kommen wir nicht herum. Aber dafür fielen die Hausverschiebungen weg.» Die Ausfahrt des Tunnels käme gegenüber dem alten Fabrikgebäude an der Hauptstrasse 17 («Tutto Maglia» etc.) zu liegen. Das hätte zur Folge, dass mindestens zwei Häuser (Hauptstr. 16 & 18) abgebrochen werden müssten, um genug Platz zu schaffen – vielleicht auch mehr. Da sind sich IG, Kanton und Bahn einig. Nicht aber bei der Frage, wie der Zug nach dem Tunnel weitergeführt wird: «Wir gehen davon aus, dass eine Doppelspur zwischen Stofel und Sternen nicht zwingend nötig ist. Und falls es eine Kreuzungsstelle braucht, könnte man die neben der Strasse realisieren.» Dazu ist zu sagen: Die Kosten für diese Doppelspur oder Kreuzungsstelle hat die IG nicht in ihre aktuelle Kostenschätzung einbezogen.

Nachgefragt beim AB-Direktor


Auch AB-Direktor Thomas Baumgartner war mit von der Partie.

Herr Baumgartner, warum haben Sie sich diesen Rundgang «angetan»?

Ach, es nahm mich einfach Wunder. Ich wollte wissen, was hier so erzählt wird.

Haben Sie die Entscheidung bereut?

Nein. Natürlich war das Zuhören teilweise schwierig. Aber spannend war es trotzdem.

Haben Sie die Falschaussagen mitgezählt?

Ich habe mir Notizen gemacht. Aber so einfach ist das nicht. Es gibt ja nicht nur eine Art von Falschaussage – einiges sind Interpretationen, anderes ist gezielte Irreführung durch Weglassen wichtiger Informationen. Davon gab es sehr viel. Aber direkte Falschaussagen waren es mindestens 5.

Zum Beispiel?

Die Absenkung des Bahnhofs. Das wäre eine sehr komplexe Geschichte und man müsste deutlich tiefer gehen, als heute gesagt wurde. Wir brauchen ja auch Platz für Konstruktion und Fahrleitung, nicht nur für den Zug. Und natürlich das leidige Thema mit der Strassenbreite: Nur weil der Zug weg ist, wird die Strasse nicht plötzlich breiter. Ausserdem: Unsere Züge sind 2,40 Meter breit, ein LKW mindestens 2,50 Meter. Anders gesagt: Wenn der Zug weg ist, haben Velofahrer und Fussgänger bei den engen Stellen im Dorfeingang nicht mehr Platz. Und dann waren da noch die Kandelaber. Heute gibt es davon im Doppelspur-Perimeter 13 – neu wären es 14. Also einer mehr.

Was ist mit dem Bahnhofkreisel?

Schauen Sie: Wir sind als Bahn nicht per se auf einen Kreisel angewiesen. Wir müssen einfach über die Kreuzung fahren können. Grundsätzlich ist der Kreisel aus Sicht des Kantons aber die beste Lösung für die Verkehrssituation beim Bahnhof – unabhängig von der Bahn.

Natürlich geht es jetzt auch wieder um die Kosten. Können Sie dazu etwas sagen?

Zu den genauen Kosten eines Tunnelprojekts etwas zu sagen ist schwierig. Dafür wissen wir Stand heute noch zu wenig. Klar ist aber: Es wird sicher deutlich teurer, als die IG schätzt. Und klar ist auch: Die Mehrkosten muss laut Gesetz die Gemeinde tragen. Da gibt es keinen Verhandlungsspielraum. Und das Projekt wird nur bewilligt, wenn es mindestens die gleiche Leistungsfähigkeit wie die günstigere Alternative aufweist.

Und dafür bräuchte es bei einem Tunnel die Doppelspur zwischen Stofel und Sternen?

Genau. Ohne sie geht es nicht. Und: Die Idee, diese Doppelspur neben der Strasse zu realisieren, ist wohl sehr unrealistisch.

Die reine Funktionalität der Doppelspur wurde auch kritisiert. Kann es denn vorkommen, dass der Zug auf Autos warten muss?

Theoretisch ja. Aber solche Fälle sind extrem selten. Der Verkehr wird ja beim Start der Doppelspur aufgehalten und fährt dann hinter dem Zug her. Ein Zug müsste also nur dann auf ein Auto warten, wenn es länger auf der Strecke bleibt, als der Zug für die Durchfahrt benötigt, es während den maximal 2,5 Minuten (Dauer der Zugdurchfahrt auf Doppelspur) von einer Seitenstrasse auf die Hauptstrasse und dann gleich wieder abfahren will oder es zu einem Unfall kommt. Alles sehr selten.

Letzte Frage: Eines der besten Argumente für ein «Ja» am 25. Mai ist: «Wir haben nichts zu verlieren.» Was sagen sie dazu?

Aus meiner Sicht hat Teufen sehr viel zu verlieren – nämlich Zeit und weitere Jahre voller Ortsdurchfahrt-Diskussionen. Die heutige Situation ist nicht tragbar. Mit dem Doppelspurprojekt könnte sie zeitnah behoben und die Diskussion beiseitegelegt werden. Ein «Ja» wird Teufen Jahre und viel Geld kosten. Und ob dann tatsächlich irgendwann ein Tunnel gebaut würde, ist sehr fraglich.

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