Mittlerweile erwartet Teufen schon fast eine «Millionen»-Schlagzeile. Am 25. März 2020 titelte die TP «Ein Millionen-Polster», am 19. März 2021 «Wieder ein gutes Jahr», am 22. März 2022 «Weitere Millionen für die Sek» und am 15. März 2023 «Und täglich grüssen die Millionen». Die entsprechenden Gewinne (Stufe 2 / vor Gewinnverwendung) der Reihe nach: 7.8 Mio. Franken, 3.74 Mio. Franken, 8.5 Mio. Franken und 9.8 Mio. Franken. In diesem Kontext wirkt der Besserabschluss der Rechnung 2023 schon fast bescheiden: 3.45 Mio. Franken.
Hinweis: Die offizielle Mitteilung der Gemeinde finden Sie hier.
Am Tisch sitzen Gemeindepräsident Reto Altherr, Gemeinderat Urs Spielmann (Finanzen) und der Leiter der Finanzverwaltung, Andreas Giger. Sie haben keine einfache Aufgabe. «Wie sage ich es dem Kinde», rätselt Urs Spielmann während der Diskussion mit den Pressevertretern einmal beiläufig. Oder anders gefragt: Wie erkläre ich Teufen, dass die finanzielle Zukunft der Gemeinde trotz Millionengewinne nicht nur rosig aussieht?
Sek fast komplett «vorfinanziert»
Aber erstmal einen Schritt zurück. Zurück zu den nackten Zahlen. An diesem Donnerstag präsentiert Teufen seinen Rechnungsabschluss für das Jahr 2023. Budgetiert hatte man eine schwarze Null (+18’100 Franken). Dabei orientierte sich die Gemeinde an den Erträgen und Ausgaben der vergangenen Jahre. «Im Jahr 2022 hatten wir einen massiven Anstieg bei den Steuerreinnahmen der juristischen Personen. Dieser Effekt wurde vom Kanton als ‘einmalig’ deklariert. Damit konnten wir also nicht nochmal rechnen», erklärt Urs Spielmann. Und beim Betrachten der Erfolgsrechnung zeigt sich dann auch: häufig lag man mit dem Budget (fast) richtig. Bei den Personalkosten gelang mit 25.5 Mio. Franken (Budget: 25.4 Mio.) fast eine Punktlandung – bei den Fiskalerträgen der natürlichen Personen von 27.57 Mio. Franken (27.86 Mio.) ist die Differenz ähnlich gross. Zudem ist die Abweichung bei den Abschreibungen von 1.54 Mio. Franken (1.56 Mio.) klein, genau wie beim Transferaufwand von 14.19 Mio. Franken (14.67 Mio.) oder beim Transferertrag von 3.76 Mio. Franken (3.54 Mio.). Warum also dann doch ein Überschuss von 3.45 Mio. Franken statt der erwarteten 18’100 Franken auf Stufe 2? Spielmann erklärt: «Verantwortlich dafür waren zwei Haupteffekte: Wir hatten erneut fast 2 Mio. Franken mehr Steuereinnahmen bei den juristischen Personen. Und der Sach- und übrige Aufwand war fast 1.6 Mio. Franken tiefer als erwartet.» Letzteres ist auf die Projektierung des Tunnels (Kredit: 4.45 Mio.) zurückzuführen. Da «laufe zwar alles wie gewünscht», aber die beteiligten Planungsbüros hätten bisher schlicht noch nicht mehr Leistungen verrechnet. «Anders gesagt: Das kommt noch.» Und die Steuern der juristischen Personen? «Da wissen wir wenig. Wir vermuten aber, dass es sich um Nachzahlungen jener ‘einmaligen’ Effekte aus dem Jahr 2022 handelt. Das wird sich also kaum wiederholen.»
Immerhin: Dank dieser zwei Haupttreiber kann nach 2021, 2022 und 2023 (insgesamt 19 Mio.) eine erneute Einlage von 3.3 Mio. Franken in die Vorfinanzierung der Sek getätigt werden. Damit hat sich die Gemeinde eine buchhalterische Reserve von 22.3 Mio. Franken (Baukredit für die neue Sek: 24.39 Mio. Franken) geschaffen und unter dem Strich resultiert für die Rechnung 2023 ein Überschuss von 155’545.35 Franken.
Das Polster schwindet
Nun also zurück «zum Kinde»: Was gilt es denn nun zu sagen? «Ich mache mir keine Sorgen um die Finanzierung der zukünftigen Investitionen. Aber uns muss klar sein, dass wir in Zukunft nicht mehr mit solchen Überschüssen rechnen können», sagt Urs Spielmann. Das zeigt schon diese Rechnung: Ohne den unerwarteten Mehrertrag bei den juristischen Personen und die zeitliche Verschiebung der Projektierungskosten hätte kaum Gewinn resultiert.
Gleichzeitig wird weiter tüchtig investiert: 16.2 Mio. Franken waren es im Jahr 2023. Das entspricht einem Realisierungsgrad von 79 Prozent (2022: 62 %) – budgetiert waren 20.6 Mio. Franken. «Das bedeutet auch: Wir geben, rein liquid, mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das hat dann auch Auswirkungen auf Kennzahlen wie den Nettoverschuldungsquotienten oder den Selbstfinanzierungsgrad», erklärt der Leiter der Finanzverwaltung anhand der Geldflussrechnung. Zwar verfügt Teufen nach wie vor über ein Nettovermögen und keine Schuld, aber: «In Zukunft werden wir auch Fremdkapital aufnehmen müssen, um alle Investitionen tätigen zu können.» Das ist zwar grundsätzlich kein Problem. Schliesslich sind die meisten Gemeinden verschuldet. «Aber wenn wir die Tendenz anschauen, sind wir nicht mehr im Steig-, sondern im Sinkflug.» tiz