Mit Klicks gegen den Pförtner

23.01.2025 | Timo Züst

Eigentlich war der regionale Fahrplan klar: So schnell wie möglich wird in der Liebegg eine Pförtneranlage errichtet, die den Verkehr in Richtung Stadt reguliert. Parallel dazu wird die Velohauptverbindung zwischen Niederteufen und Riethüsli projektiert und umgesetzt. Beides in Erwartung – und abgestimmt auf – die Inbetriebnahme des Liebegg-Tunnels bzw. des neuen Autobahnzubringers in rund 20 Jahren. Dann kam der 24. November 2024. Und alles war anders.

Hinweis: Hier geht es direkt zur Onlinepetition.

Ein Schlagbaum im Weg: Mit dieser Fotomontage sammelt der Teufner Paul Studach online Unterschriften gegen die Pförtneranlage in der Liebegg. Foto: zVg

Er sei bis zum Schluss noch optimistisch gewesen, sagte Gemeindepräsident Reto Altherr der TP wenige Tage nach dem Abstimmungssonntag. Mit ihrem «Nein» (52.7 %) zum Autobahnausbau schockte die CH-Stimmbevölkerung am 24. November 2024 die Ostschweiz. Hier wären rund 1.3 Milliarden der Gesamtinvestitionen von 4.9 Milliarden verbaut worden – unter anderem beim neuen Autobahn-Zubringer in der Stadt St. Gallen inklusive Liebegg-Tunnel. Entsprechend intensiv hatten die Ostschweizer Politikerinnen und Politiker vor der Abstimmung die Werbetrommel für ein «wuchtiges Ja» gerührt. Genützt hat es nichts. Auch der Optimismus von Reto Altherr konnte am Ergebnis nichts ändern. Zumal auch die Ostschweiz nicht geschlossen «Ja» gesagt hatte. Das gilt sowohl für einige Gemeinden in Ausserhoden (Gais, Trogen, Rehetobel, Wald, Reute AR) als auch für die Stadt St. Gallen.

Das verändert die gesamte Ausgangslage für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur im Raum Teufen entscheidend.

Reto Altherr, Gemeindepräsident

Während der ersten Tage sass der Schock tief. Besonders häufig war zu lesen: «Wir haben keinen Plan B.» Das betrifft den Kanton St. Gallen genauso wie Ausserrhoden. Alle angedachten Verkehrsprojekte – vor allem auf der Achse Teufen-St. Gallen – waren mit dem Fernziel Liebegg-Tunnel vor Augen entwickelt worden. Auch der Pförtner. Dessen Funktion: Den Verkehr auf der Teufener Strasse vor der Liebegg mithilfe einer Lichtsignal-Anlage kurzzeitig stoppen, um eine Überlastung weiter unten im Quartier Riethüsli zu verhindern bzw. den Verkehrsfluss zu verbessern. Auf diese Massnahme hatten sich die beiden Kantonsregierungen, die Stadt und Teufen geeinigt. Der Gemeinderat Teufen wurde aber nie müde zu betonen, dass es sich dabei um ein «längerfristiges Provisorium» handeln müsse, das mit der Inbetriebnahme des Liebegg-Tunnels hinfällig wird.

Seit dem 24. November ist nun klar: Dieser Tunnel kommt nicht. «Das verändert die gesamte Ausgangslage für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur im Raum Teufen entscheidend», schreibt Reto Altherr heute auf Anfrage. Und weiter: «Angesichts der neuen Ausgangslage ist es notwendig, die ursprünglich geplanten Massnahmen zu überprüfen und die Auswirkungen der veränderten Gegebenheiten auf die Pförtneranlage und die Verkehrsentwicklung erneut zu analysieren.» Der Gemeinderat habe den Kanton deshalb bereits schriftlich ersucht, die aktuelle Situation gemeinsam zu analysieren. Ziel soll «eine Lösung sein, die den neuen Rahmenbedingungen gerecht wird».

Mindestens zwischen den Zeilen ist da zu lesen: Der Pförtner ist aus Sicht der Gemeinde nicht mehr der beste Weg. Dieser Meinung ist auch der Teufner Paul Studach. Der Titel seiner kürzlich lancierten Online-Petition ist aber deutlich klarer: «Künstlicher Verkehrsstau verhindern – Nein zur Pförtneranlage nach St. Gallen.»

Kein Pförtner ohne Lösung

«Ich fahre anscheinend zu wenig dort durch», sagt Paul Studach. Die Prise Sarkasmus, die in dieser Aussage mitschwingt, ist auch übers Telefon spürbar. Als Privatperson sei er nicht berechtigt, gegen die Pförtneranlage Liebegg Einsprache zu erheben. «Ich bin jetzt halt der Senior und nicht mehr ‘gewerblich’ unterwegs. Jänu.» Er habe die abschlägige Antwort des Kantons schliesslich akzeptiert und die Sache nicht bis vor Gericht weitergezogen. Er ist aber auch nicht unglücklich darüber, dass das ein anderer Einsprecher getan hat. Dessen Beschwerde ist zurzeit noch hängig. Das Obergericht wird über sie befinden.

Das Problem liegt nicht in der Liebegg, sondern in der Stadt. Dort muss es auch gelöst werden.

Paul Studach, sammelt Unterschriften

Nach dem «Nein» zum Autobahnausbau vom 24. November wollte Paul Studach aber nicht untätig bleiben. «Ich habe wegen der drohenden Schliessung des Regionalspitals Ilanz von dieser Plattform für Online-Petitionen gehört. Da dachte ich: perfekt!» Sein Ziel: Während eines Monats – die Petition läuft bis zum 21. Februar – möglichst viele Unterschriften sammeln und so etwas «Druck ausüben».

Sein Anliegen ist ähnlich wie das des Gemeinderates Teufen. Die Situation soll noch einmal grundlegend analysiert und eine gute Lösung für alle Verkehrsteilnehmenden gefunden werden. «Der Pförtner hatte schon seine Berechtigung – im Hinblick auf den Liebegg-Tunnel. Eine Lösung ist er aber nicht. Das Problem liegt nicht in der Liebegg, sondern in der Stadt. Dort muss es auch angegangen werden.» Erst wenn diese Lösung vorliegt, sei die Installation eines verkehrsregulierenden «Provisoriums» sinnvoll. Die Petition fordert zudem einen «attraktiven Rad- und Gehweg zwischen der Lustmühle und St. Gallen», der geplant und umgesetzt werden soll, ohne den MIV zu behindern (Hinweis der Red.: Dazu hatte der Kanton vor der Abstimmung Stellung genommen. Den entsprechenden Bericht finden Sie hier).

Gute Ideen gesucht

«Wir haben Kenntnis von der Online-Petition.» Kantonsingenieur Urban Keller ist wie üblich gut informiert. Allzu viel kann er zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen. Wie alle Beteiligten wartet der Kanton erstmal das Urteil des Obergerichts ab. Das «Autobahn-Nein» vom vergangenen November hatte aber auch die Kantonsregierung kalt erwischt. Wie es nun genau weitergeht, ist noch ungewisse. Klar ist hingegen: «Der Verkehrsaum der Agglomeration St. Gallen ist komplex, aber er muss funktionieren.» Für neue Ansätze, wie das erreicht werden soll, sei man offen, schreibt Urban Keller: «Gute Ideen sind immer willkommen.»

Gute Ideen sind immer willkommen

Urban Keller, Kantonsingenieur

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