Marianne Da Costa hat 43 Jahre in Niederteufen unterrichtet. Foto: Alexandra Grüter-Axthammer
Alexandra Grüter-Axthammer
Marianne Da Costa geht im Sommer in Pension. 43 Jahre ist es her, seit sie in Niederteufen ihre erste Schulklasse übernahm. Hier ist sie geblieben und hier verabschiedet sie sich im Sommer von den Kindern und dem Team.
Innenarchitektin hätte sie werden sollen, so jedenfalls wünschte es ihr Vater. Wer ihr Schulzimmer betritt, kann sich das gut vorstellen. Es wirkt harmonisch, die Dinge haben ihren Platz. Die Bilder und Gegenstände der Kinder sind stilvoll ausgestellt. Gescheitert sei es damals an Französisch. «Ich bestand die Kantiprüfung nicht.» Im Talhof in St. Gallen besuchte sie dann drei Jahre das Lehrerseminar und stieg danach in die PH in Rorschach ein. Notenmässig sei es immer etwas knapp gewesen. «Ich war keine Streberin.» Als Lehrerin sei sie dann aber «ganz anders geworden», sagt sie und schmunzelt ein wenig. Ihr eile der Ruf voraus, dass sie eine ganz «strenge Lehrerin» sei. Das höre sie immer wieder, von Kindern und auch von Eltern. «Ich habe eine klare Linie und führe konsequent, das ist mir wichtig. Ich habe wenig Sinn darin gesehen, wenn die Kinder nicht von Anfang an auf die Linien schreiben und die Arbeitsblätter nicht ordentlich gestalten. Später müssen sie auch darauf achten.»
Legendäre Kalender
Im provisorischen Klassenzimmer im Container hängen Bilder von Elefanten, darunter stehen Begriffe, welche die grossen Tiere beschreiben. In ihrem letzten Schuljahr vermittelt Marianne Da Costa den Lernstoff mit ihren Lieblingsthemen, wie eben den Elefanten. «Diese Freiheit im Unterrichten habe ich immer sehr geschätzt. Mit welchen Themen wir die Ziele des Lehrplans erreichen, ist uns grösstenteils überlassen.» Marianne Da Costa findet auch nach all den Jahren viele Vorzüge in ihrem Beruf. Sie mag die Vielseitigkeit, die verschiedenen Fächer und Themen, den Sport und besonders liegt ihr das Werken am Herzen. «Das werde ich wohl auch am meisten vermissen», das weiss sie jetzt schon. «Mit den Kindern fertige ich gerne nachhaltige Dinge an. Es sind auch Gegenstände, an denen wir längere Zeit arbeiten. Da braucht es etwas Ausdauer.» Fast schon legendär sind die Jahreskalender, die jedes ihrer Schulkinder heimbringt. Die Zeichnungen im A3 Format, welche im Laufe des Schuljahres entstehen, werden zu einem Kalender zusammenfügt. «Seit etwa zwanzig Jahren mache ich das.» Es hat sich aber auch vieles verändert in den letzten Jahrzehnten. So unterrichtete sie anfangs noch an sechs Tagen in der Woche und im Dreijahreszyklus, von der ersten bis zur dritten Klasse. Mittlerweile sind daraus Doppelklassen geworden und ein zweijähriger Rhythmus. Jedes Jahr starten so die Lehrpersonen mit dem Leseschlau und den Grundlagen in Mathe. «Bis sich die Klasse gefunden hat, dauert es fast ein halbes Jahr. Persönlich mochte ich das andere Modell lieber. Ich konnte die Kinder länger begleiten und in der dritten Klasse konnten wir Themen vertiefter behandeln.» Bildschirme und Tastaturen sind auch in den Klassenzimmern der jüngsten Kinder eingezogen. Für Marianne Da Costa gehören sie zum schulischen Alltag. «Aber die Kinder sollen zuerst die Buchstaben mit den Händen auf Papier schreiben. Persönliches Vorlesen finde ich wichtig und auch Spiele im Klassenzimmer ohne Computer. Dabei lernen die Kinder auch das Miteinander und soziale Aspekte viel eher als am Computer.»
Ferien ausserhalb der Schulferien
Marianne Da Costa hat schon ausgemistet, aufgeräumt und vieles weitergegeben. Schon vor einigen Monaten. Das passt zu ihr und ist eine ihrer Stärken. Sie plant voraus und bereitet die Themen sorgfältig vor. «Ende Frühlingsferien war alles parat für das letzte Quartal. So muss ich mich nur noch ums »Tagesgeschäft« kümmern, wie Korrekturen oder unvorhergesehene Gespräche.» Die vorausschauende Planung und ihr Organisationstalent sind sicher mit ein Grund, weshalb Marianne Da Costa all die Jahre mehrheitlich im Vollpensum unterrichtete und auch noch Zeit fand, um ihre zeitintensive Leidenschaft, das Reiten, zu pflegen. Täglich nach der Schule fährt sie nach Gais zu ihrer Holsteiner Stute. «Es ist mein Ausgleich zur Schule. Ich liebe es, mit ihr in der Natur unterwegs zu sein und denke jeweils über den Tag nach.» Darauf freut sie sich dann auch am meisten. Mehr Zeit zu haben, fürs Reiten, aber auch, um Freunde zu besuchen, zu kochen und auf die Ferien ausserhalb der Schulferien.