Die Trogener Szenografin Karin Bucher hat im Auftrag der Kulturkommission Teufen den Hörpfad gestaltet. Er startet im Zeughaus und führt über die alte Weberei und die Hechtstrasse zum Gemeindehaus und bis zur Kirche. Wer sich die Kopfhörer aufsetzt und auf das Hörspiel einlässt, erlebt eine einstündige Zeitreise zurück bis zu den Zeiten der Grubenmanns.
Ein Missverständnis klärt Karin Bucher gleich zu Beginn: Das Audiogerät ersetzt nicht eine historische Führung. Die Toncollage zwingt dazu, sich auf die Geräusche, Musik und zum Teil anspruchsvollen Texte einzulassen – übrigens alles Originalzitate aus Briefen und Beschreibungen aus der früheren Zeit. «Man muss sich das vorstellen wie ein Theaterstück: Das Dorf und seine Bauten sind die Kulisse, und sie werden durch den Hörpfad zum Leben erweckt.»
Szenografie – eine junge Sparte der Kunstvermittlung
Karin Bucher hat nach ihrer Ausbildung zur Werk- und Zeichenlehrerin ein Nachdiplomstudium in Szenografie absolviert und schon mehrere Auftragsarbeiten realisiert. Szenografie ist das wunderbare Zusammenspiel von Inhalt, Raum und Publikum. Karin Bucher reizt es, diese Form aus den traditionellen Räumen in einem Museum oder einer Ausstellung hinauszutragen in den öffentlichen Raum. So hat sie in der Stadt St. Gallen mit «Play Gantenbein» ein Stück von Max Frisch inszeniert.
Mit den Mitteln der Szenografie möchte sie die Grenze zwischen Fiktion und Realität auflösen, so dass man das, was man sieht, vielleicht plötzlich mit anderen Augen sieht. So will denn der Hörpfad nicht einfach Geschichten aus früherer Zeit nacherzählen, sondern, so die Absicht von Karin Bucher, den Blick auf das Dorf verändern, so wie sich jede Wahrnehmung verändert, je mehr man über etwas weiss. Die Zeitreise soll aufzeigen, wie das Dorf gewachsen ist, soll Zusammenhänge sichtbar machen und die Veränderung der Teufner Baukultur einst und heute aufzeigen.
Einweihung am Sonntag, 10. Juni
Die offizielle Eröffnung des Hörpfades ist der letzte Programmpunkt der zweitägigen Einweihungsfeier. Am Sonntag 10. Juni um 14 Uhr wird er von Martin Ruff, Präsident der Kulturkommission, zusammen mit Karin Bucher offiziell in Betrieb genommen. Stephan Baumann (Cello und Computer) und Thorsten Pabst (Klavier), welche den Hörpfad vertont haben, werden den Anlass musikalisch umrahmen.
Zum Abschluss der Feier werden die ersten sechs «Pfadfinder» auf den einstündigen Hörpfad geschickt. Die sechs zur Verfügung stehenden Geräte stehen ab diesem Zeitpunkt gratis beim Empfang im Zeughaus (mittleres Geschoss) zur Verfügung. Die Audiodateien können auch auf der Homepage der Gemeinde auf den eigenen MP3-Player oder das Smartphone herunter geladen werden.
Erich Gmünder
Erster Spaziergang auf dem neuen Hörpfad
Mit Kopfhörer und MP3-Player sowie einer Wegbeschreibung ausgerüstet mache ich mich auf einen ersten Spaziergang auf dem neuen Hörpfad, der anlässlich der Einweihung des renovierten Zeughauses im Juni eröffnet wird. Ansprechende Stimmen begleiten mich auf dem mit vielen Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart unterlegten Weg, der als Ergänzung zum bereits bestehenden Kulturpfad gedacht ist.
Rund eine Stunde dauert der Spaziergang. Der Bau des Zeughauses, der Bahnlinie und Strassen sowie neuer Häuser im Zuge der Industrialisierung sind die wichtigsten Themen des kommentierten Pfades, dabei entstehen für den Zuhörer Bilder aus früheren Jahren, deren Zeugen im Dorf aber immer noch sichtbar sind. Vom neu sanierten Zeughaus führt der Weg am Hotel Linde vorbei zum Haus Lindengarten als Beispiel für modernes Bauen.
Als nächste Station wird der historische Werdegang der Weberei Schläpfer, der «Alten Wäbi», erzählt, welche damals Teufen wesentlich mitgestaltet und geprägt hat.
Nach dem Überqueren der Hauptstrasse spaziere ich entlang der Hechtstrasse mit den schönen alten Fabrikantenhäusern. Vergangene Zeiten wandern an meinem inneren Auge vorbei und ich denke an Pferdegespanne, die beim Hotel Hecht Rast machen.
Das letzte Stück des Weges führt mich zur Grubenmann-Kirche, gut versorgt mit Hintergrundinformationen zur Familie Grubenmann und den Bauten rund um den Dorfplatz. Hier endet der Hörpfad und ich spaziere ganz erfüllt von all den Geschichten rund ums Dorf zurück zum Zeughaus. Mägi Walti
Kopfhörer, Abspielgerät und Wegbeschreibung werden im Zeughaus an der Kasse gratis gegen Hinterlegung der ID abgegeben. (ab 10. Juni, zu den ordentlichen Öffnungszeiten).