«Mich reizt die Nähe zur Leserschaft»

02.07.2018 | TPoscht online

Im Mai hat der Verein Tüüfner Poscht den neuen Chefredaktor der Tüüfner Poscht gewählt: Der 27-jährige Journalist Timo Züst tritt die Nachfolge von Erich Gmünder an, der sich Ende Jahr pensionieren lässt.

Timo Züst wird am 1. Oktober in die Redaktion eintreten und per 1. Januar die Verantwortung übernehmen. Was schätzt er an Teufen, was bedeutet für ihn die Dorfzeitung und was reizt ihn besonders an der neuen Aufgabe? Wir haben den neuen Chef befragt.

Wie kam es zu deiner Bewerbung?

Natürlich durch die Lektüre der Tüüfner Poscht (lacht). Ich bin mit meiner Freundin vor wenigen Monaten nach Teufen gezogen. Bald darauf lag die erste TP in unserem Briefkasten. Darin stiess ich auf das Stelleninserat für Erich Gmünders Nachfolge. Da musste ich nicht mehr lange überlegen.

Warum nicht?

Weil es perfekt gepasst hat. Ich bin ein leidenschaftlicher Lokaljournalist und befasse mich seit Jahren mit der Frage: Wie funktioniert guter Journalismus auch im Mikrolokalen? In einer einzelnen Gemeinde? Die TP hat darauf eine sehr gute Antwort gefunden.

Inwiefern?

Das Produkt, sowohl das Magazin als auch die Internetplattform, gefällt mir sehr gut. Dazu kommt die Organisation als unabhängiger Verein trotz finanzieller Unterstützung der Gemeinde. Das ist als Journalist natürlich ideal.

Und was macht für dich den Reiz der Stelle aus?

Das Gesamtpaket. Um nicht allzu ausführlich zu werden, ein paar Stichworte: die Nähe zur Leserschaft, das Team, die Kombination von Print und Online, die Möglichkeit, ein bewährtes Produkt weiter zu entwickeln und und und.

Weiter entwickeln? Was wird sich denn ändern unter deiner Chefredaktion?

Am ersten Tag werde ich natürlich alles über den Haufen werfen (lacht). Nein, im Ernst: Ich bin überzeugt, dass die TP in ihrer jetzigen Form bei den Leserinnen und Lesern sehr gut ankommt. Ich habe deshalb nicht vor, überhastete Anpassungen vorzunehmen. Aber natürlich habe ich einige Ideen.

Zum Beispiel?

Für eine konkrete Antwort auf diese Frage ist es noch etwas zu früh. Zuerst muss ich mich richtig einarbeiten. Ich kann aber sagen, dass ich persönlich am liebsten Geschichten mit einer menschlichen Note lese. Solche würde ich gerne auch in der TP erzählen.

Du bist 37 Jahre jünger als der bisherige Chefredaktor – wie wird man diese Verjüngung spüren?

Ich hoffe gar nicht (schmunzelt). Aber klar, eine solche personelle Veränderung spüren auch die Leserinnen und Leser. Ob mein Alter dabei eine grosse Rolle spielt, wage ich aber zu bezweifeln. Ich schreibe ja nicht für mich, sondern für die Leserschaft.

Das bedeutet?

Dass ich meine Themen nicht aufgrund meiner eigenen Interessen aussuche. Ich frage mich stattdessen: Was fänden die Teufnerinnen und Teufner spannend?

Wie gut kennst du Teufen – gibt es Orte, die dir bereits vertraut sind?

Bisher kenne ich vor allem die wichtigsten Orte des alltäglichen Lebens: die Migros, den Metzger, die Bäckereien, die Gemeindeverwaltung und sogar den Polizeiposten. Ich musste leider meine ID als vermisst melden. Sie fiel dem Zügelchaos zum Opfer. Oh, und in der Badi war ich natürlich auch schon.

Du bist ja in Ausserrhoden aufgewachsen. Da hört man sicher einiges über Teufen…

Klar, die üblichen Vorurteile (schmunzelt).

Welche sind das?

Sowas in die Richtung einer «steuergünstigen Sonnenterrasse oberhalb von St.Gallen». Aber schon nach den wenigen Monaten hier und den Gesprächen mit dem Team der TP weiss ich, dass Teufen viel mehr ist als das. Und ich freue mich sehr darauf, dieses vielfältige Dorf bald richtig gut kennen zu lernen.

Warum hast du dich bereits in jungen Jahren für den Journalismus entschieden?

Warum nicht? Ich bin von Natur aus sehr neugierig. In welchem anderen Beruf hat man schon die Möglichkeit, diese Neugier so intensiv auszuleben?

Und wo stehst du politisch?

Ich würde mich als parteilosen Pragmatiker bezeichnen.

Wo siehst du die Tüüfner Poscht in zehn Jahren?

In zehn Jahren kann sehr viel passieren. Ich bin aber überzeugt davon, dass auch dann das Bedürfnis nach lokaler Information im Dorf gross sein wird. Die Tüüfner Poscht kommt dann vielleicht etwas anders daher. Verschwinden wird sie sicher nicht. TP