Natalie Peter









Luzia Tschirky, die als SRF-Osteuropa-Korrespondentin den russischen Angriffskrieg über Jahre hinweg dokumentierte, teilte offen und eindringlich, wie sehr sie diese Zeit geprägt hat. «Die Erfahrung des russischen Angriffskriegs war die tiefste Zäsur in meinem Leben», sagte sie. Ihre Rückkehr nach Russland, das lange Zeit auch ein berufliches Zuhause war, hat sie seither nicht mehr angetreten.
Tschirky widersprach entschieden der Darstellung einiger US-amerikanischer Medien, es herrsche derzeit ein Waffenstillstand in der Ukraine: «Das ist nicht die Realität. Die Realität ist: Es sterben weiterhin Zivilisten, Kinder, Soldatinnen und Soldaten durch Angriffe der russischen Armee.» Ihr Anliegen sei es, diese Wirklichkeit sichtbar zu machen – auch mit Blick auf Orte wie Butscha, deren Namen heute für unfassbares Leid stehen. «Das Leben der Menschen wird nie wieder dasselbe sein wir vor dem 24. Februar 2022», erklärte sie. Der Krieg sei nicht vorbei – und dürfe auch nicht in Vergessenheit geraten.
Besonders eindrücklich war ihre Reflexion über die Nähe des Todes: «Je näher der Tod ist, desto mehr Gedanken macht man sich über das Leben.» Gleichzeitig betonte sie, dass Hoffnung ihr stärkster Antrieb bleibe: «Die Hoffnung ist die Grundlage von allem. Keine Hoffnung mehr zu haben, kommt einer Kapitulation gleich – das ist für mich keine Option.» Grosse Zuversicht schöpfe sie aus Begegnungen mit Menschen, die trotz allem weitermachen: «Eine grosse Quelle der Hoffnung ist es für mich, Menschen zu sehen, die in den widrigsten Situationen nicht aufgeben.»
Diakon Stefan Staub griff diese Gedanken auf und verband ihn mit der österlichen Botschaft des Glaubens: «Die Erfahrung des Bösen trifft in unserem Gottesdienst auf die Hoffnung der Musik. Unser Glaube sagt: Es gibt Gerechtigkeit, es gibt Leben, es wird Ostern. Wenn nicht in dieser Welt, dann in der Welt hinter Raum und Zeit.» Worte, die nachhallten – und Mut machen, den eigenen positiven Blick auf die Welt nicht zu verlieren.
Ein stiller, aber ebenso kraftvoller Gast war Mykhailo Kolomyichenko, Seelsorger der ukrainischen Armee, der derzeit auf Einladung der Höheren Kaderausbildung der Schweizer Armee in der Schweiz ist. Vor drei Jahren begleitete er ukrainische Frauen und Kinder, die im Appenzellerland Schutz fanden. Er kam direkt von der Front – sein Dasein allein war ein Zeichen tiefer Verbundenheit.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Formation Appenzeller Echo stimmungsvoll begleitet, was dem Anlass eine feierlich-erdige Note verlieh.
Der Gottesdienst bot weit mehr als Worte – er wurde zu einem Raum der Begegnung, der Betroffenheit und der stillen Hoffnung. Viele Besucherinnen und Besucher verliessen die Kirche tief berührt – mit neuen Perspektiven auf eine Realität, die zwar weit weg scheint, aber näher ist, als wir manchmal denken.
Für alle, die diesen besonderen Anlass nachverfolgen möchten, steht die Aufzeichnung auf dem YouTube-Kanal der Pfarrei zur Verfügung: www.kath-teufen.ch