Eine Ablehnung des Tunnels wird insbesondere mit folgenden zwei Argumenten gerechtfertigt:
1. Andernorts funktioniere das geplante Doppelspursystem auch. Stimmt dies wirklich? Warum werden denn in den Städten mit Bahnbetrieb keine Anstrengungen gescheut, um Bahn und Individualverkehr wo immer möglich zu trennen, sei es durch Bahntrasses, separate Spuren oder Ampelanlagen? Weil die gleichzeitige Nutzung derselben Spur die Bahn bremst, zu Verspätungen und zu Unfällen führt.
An den Schnittstellen zwischen Bahn und Strasse beklagen die Appenzellerbahnen jedes Jahr mehrere, mitunter schwere Unfälle.
Im Dorfzentrum Teufen mit Schulkindern zu Fuss und auf Velos, Bahnübergängen, Parkplatzausfahrten, Verkaufsläden, Dorfanlässen etc. sollen zukünftig bis zu 8 Züge pro Stunde gleichzeitig mit dem Individualverkehr dieselbe Spur benützen: Eine veraltete Lösung, wie sie z.B. in Zürich selten geworden ist. Dies macht mir Angst. Wir brauchen eine Lösung, die auch für spätere Generationen taugt. Nur der Tunnel kann unter Beibehaltung aller bestehenden Stationen die Verkehrssicherheit verbessern, der Bahn freie Fahrt gewähren und das einzige Bahn-Nadelöhr zwischen St. Gallen und Appenzell aufheben.
2. Wenn der Tunnel gebaut würde, müsse auf ein neues Schulhaus verzichtet werden. Dies stimmt nur dann, wenn Teufen um jeden Preis die steuergünstigste Gemeinde im Kanton bleiben will. Eine Erhöhung des Steuerfusses ist aber zu verantworten, wenn zwei für die Lebensqualität wichtige Grossprojekte anstehen.
Die Befürchtung, dass zahlreiche Teufener wegziehen, teile ich nicht. Denn neben dem Geld zählt auch die Lebensqualität. Viel eher befürchte ich, dass wir später eine Ablehnung des Tunnels bedauern, wenn wir die Konsequenzen einer fehlenden Verkehrstrennung zu tragen haben.
Rudolf Bleuler, Niederteufen