Ueli Anderfuhren, der Chef des Tiefbauamts ist in seinem Element, wenn er auf die zahlreichen Reaktionen auf die Abschaltung der Strassenbeleuchtung im Watt, im Battenhaus und auf der Bühlerstrasse antwortet. Seit Jahren ist ihm die Optimierung der öffentlichen Beleuchtung ein wichtiges Anliegen. Er erlebt auch immer wieder in Diskussionen mit den Einwohnern, wie zentral für viele die Beleuchtung ist. «Wenn eine Lampe ihren Dienst versagt, wird uns das innert kürzester Zeit gemeldet.» Deshalb sei es nicht verwunderlich, wenn es Reaktionen auf diese Abschaltung gäbe.
«Wir verstehen die Zweifel an dieser Massnahme und nehmen die Argumente ernst», sagt er. «Vorläufig haben wir ja nur die Sicherungen rausgeschraubt.»
Stromsparen um jeden Preis?
Mit der Abschaltung wird 10 % des Stroms für die öffentliche Beleuchtung eingespart. Ueli Anderfuhren ist überzeugt, dass der Gemeinderat und die zuständigen Kommissionen mit diesem Entscheid den richtigen Weg eingeschlagen haben und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer/innen damit nicht gefährdet ist. «Auf allen diesen Strassenabschnitten gibt es Trottoirs oder Rad- und Gehwege, und die Beleuchtung der Fussgängerstreifen und Haltestellen des öffentlichen Verkehrs wird weiterhin sichergestellt», erklärt der Fachmann.
Überdies seien die Massnahmen vom Kantonalen Tiefbauamt wie auch von schweizerischen Fachverbänden positiv bewertet worden. Die Unfallstatistik zeige auf, dass zum Beispiel auf der Speicherstrasse, welche nie beleuchtet war, im Jahre 2010 keine nennenswerten Unfälle zu verzeichnen waren.
Einer der wesentlichen Gründe für die Gegner der Abschaltung ist die Befürchtung, dass weniger Licht in der Nacht auch weniger Sicherheit bedeutet. Ueli Anderfuhren kann diese Gefühle gut verstehen, gibt jedoch zu bedenken, dass gerade im Watt, in den ersten Abendstunden, das Verkehrsaufkommen so gross ist, allein durch die Schweinwerfer der Autos eine konstante Helligkeit vorhanden sei. So sei das «Sehen und Gesehen werden» (Sozialkontrolle) weiterhin gut möglich. Zudem dürfte ohne Strassenbeleuchtung die Geschwindigkeit der Motorfahrzeuge leicht sinken.
Wie sinnvoll ist Umrüsten auf LED?
Unter Berücksichtigung der Aspekte Lichtimmission und Energieeffizienz wurde 2006 eine Bestandesaufnahme der öffentlichen Beleuchtung vorgenommen. Im Zuge der Strassensanierungen wurde beschlossen, die Hauptstrasse Richtung Speicher, wie auch die Haslenstrasse ausserhalb der Baugebiete weiterhin unbeleuchtet zu lassen. Im Laufe von 10 Jahren wurden die meisten alten Leuchten durch Natriumdampf- Hochdrucklampen (erkennbar am orange-gelben Licht) ersetzt. Diese benötigen statt 250 nur 100–150 Watt. Die LED Leuchten, welche lediglich ca. 70–90 Watt verbrauchen, existierten damals noch nicht.
«Die Umrüstung auf LED kostet 1500 Franken pro Lampe», sagt Ueli Anderfuhren. «Eine Umstellung ist also wirtschaftlich nur dort vertretbar, wo Strassensanierungen getätigt werden, wie z.B. an der Fadenrain- und an der Hechtstrasse.»
Die Natriumdampflampen hätten jedoch den Nachteil, dass sie das Licht nicht bündeln können, weshalb sich Anwohner entlang der Hauptstrasse in ihren Schlafräumen erheblich gestört fühlten. Um diese Immissionen zu beseitigen, werden die Ampeln in Niederteufen (Sonnenrank bis Sternen) ebenfalls auf LED umgestellt.
Meinungen:
Christian Meng, Kurvenstrasse: Wenn im Watt die Fahrzeuge im gut beleuchteten Bereich beschleunigen und dann abrupt in ein «schwarzes Loch» fallen, ist das für mich äusserst fragwürdig. Handelt es sich doch um einen wirklich kleinen (800 m), aber ganz wichtigen Abschnitt in der Agglomeration der Stadt St.Gallen und die Hauptverkehrsachse ins Appenzeller Mittelland. Es ist ein Schul- und Radweg, der intensiv mit motorisiertem Verkehr tangiert wird. Ich unterstütze Energiesparen, ganz klar, doch sollte abgewägt werden, wo ein Komfort- und Sicherheitsverlust entsteht und ob dieser tolerierbar ist.
Elisabeth Eichbaum, Battenhaus: Wenn wir abends von der Postautohaltestelle Battenhaus zu unserem Haus gelangen möchten, geschieht dies in völliger Dunkelheit. Wie waren wir und unsere Nachbarn doch glücklich, als im Jahr 2000 zusätzlich zur Erstellung eines Trottoirs die Strasse endlich beleuchtet wurde! Jetzt dieser Rückschritt. Es mag eine subjektive Empfindung sein, doch es ist nun mal so, dass Licht das Sicherheitsempfinden der Fussgänger massiv erhöht. Wir bitten Sie daher, den Entscheid rückgängig zu machen und die sechs ausgeschalteten Strassenlampen, gemäss ihrer Bestimmung, wieder leuchten zu lassen im Dienst der Sicherheit der Anwohner.
Peter Meier, Fadenrainstrasse: Als innovative Gemeinde sollte man sich eher überlegen, ob man nicht eine LED-Strassenbeleuchtung anschaffen sollte. Erstens kann man beim Energiebedarf mehr wie diese 10% einsparen, zudem ist die Betriebsdauer länger und drittens gäbe es mehr Sicherheit wegen der besseren Leuchtkraft.
Andreas Küng, Schlipfweg: Die Abschaltung ist sicher ein kleiner Schritt auf dem Weg zur 2000 Watt Gesellschaft, aber er geht eindeutig in die richtige Richtung. Ich begrüsse es, wenn auch weitere Strassenabschnitte auf die Möglichkeit einer Abschaltung überprüft werden. Da gibt es bestimmt noch Potential.