Als Lesley Stuck in die Schweiz kam, war sie zweiundzwanzig Jahre alt. Davor lebte sie in England, Zypern, Malta und im arabischen Bahrain. Mit ihrem Mann und zwei Töchtern wohnt sie seit dreizehn Jahren in Teufen und fühlt sich hier zu Hause. «Die Traditionen hier finde ich mega», sagt Lesley Stuck.

Ganz besonders hat es ihr die Fasnacht angetan. Bestimmt gibt es andere Orte in der Schweiz, wo die Fasnacht viel traditioneller gefeiert wird und mehr Leute anzieht. «Gerade das Dörfliche gefällt mir so gut», sagt sie. Seit zwölf Jahren hilft sie beim Organisieren der Kinderfasnacht mit, und seit drei Jahren ist sie Präsidentin des Kinderfasnachtskomitees. Sie seien fünf Frauen im Komitee und hätten immer viel Spass zusammen. Gute Ideen sind gefragt, um jedes Jahr wieder einen lustigen Nachmittag für die Kinder und Eltern zu organisieren. Am Kinderfasnachtsball helfen dann rund fünfzehn Frauen mit.
Englisch für Kinder
Aus England hat sie den Brauch Halloween mitgebracht. Mit einer Freundin zusammen – verkleidet als Hexen – zogen sie mit rund zwanzig Kindern aus der Umgebung von Haus zu Haus. Halloween sei zu Unrecht in Verruf geraten. Die Schmierereien an den Häusern hätten nichts mit Halloween zu tun, sagt Lesley Stuck. Sie hätten vorab die Leute informiert und wer einverstanden war, bei dem wurde an Halloween geklingelt. Danach gab es dann Wienerli mit Suppe bei den Stucks in der Garage.
Die fröhliche Engländerin fühlt sich wohl mit Kindern und liebt die Spässe mit ihnen. Kinder begeistern sie und auch sie vermag Kinder zu begeistern. So gibt sie seit sieben Jahren Englisch für Kinder bis zur zweiten Klasse in Niederteufen. «Ich wollte immer nur Kinder, die freiwillig kommen und nicht, weil es die Eltern nötig fanden», sagt sie. Sie hören englische Musik, spielen zusammen oder gehen nach draussen. Alles sei sehr spielerisch ohne «Drill».
Offenes Haus
Das grosse Haus am Schützenberg bietet genügend Platz für Lesley Stucks Familie und Freunde, die sie besuchen kommen. Ihre beiden Schwestern leben in Amerika, letztes Jahr besuchte sie eine davon mit ihrer Familie. Ihre Schwester schwärme von der Landschaft. Das Essen schmecke hier nicht so künstlich wie in Amerika. «Sie nimmt immer etwa zwanzig Toni-Jogurt mit nach Hause», sagt Lesley Stuck. Auch die Sauberkeit und die solide Bauweise der Häuser in der Schweiz hätten sie beeindruckt. Da seien die Häuser in Amerika ganz anders gebaut.
Ihre Mutter ist «halbe» Inderin und ihr Vater Engländer. Er war bei der Englischen Luftwaffe, und darum zogen die Farrells oft um. Richtig zu Hause fühlte sich Lesley Stuck nirgendwo. Als Jugendliche lebte sie mit ihrer Familie im arabischen Bahrain. «Ich konnte mich dort nicht frei bewegen – das schätze ich hier so sehr. Auch für meine Kinder», sagt Lesley Stuck. Wenn sie aus dem Haus gehe, müsse sie sich keine Sorgen machen. Hier fühle sie sich sicher. Auch ihre Freunde aus England schätzten das.
Helferin für die Fasnacht fliegt aus England ein
Eine Freundin komme seit einigen Jahren regelmässig an die Fasnacht. «Sie fliegt extra aus England zu uns, um mitzuhelfen», sagt Lesley Stuck. Helfer könnte die Kinderfasnacht noch mehr gebrauchen, meint sie. Ihr hätte die Mithilfe damals geholfen, sich hier zu integrieren. «Ich lernte so viele Leute kennen », sagt sie. Nur etwas mache ihr hier Mühe, das sei die Sprache. Schreiben und Telefonieren auf Deutsch – das versuche sie noch immer zu umgehen, sagt sie mit unüberhörbar englischem Akzent.
Bevor sie sechs Jahre auf einer Schweizer Bank in St. Gallen arbeitete, musste sie die Sprache lernen. Sie arbeitete in einem Restaurant am Buffet. Mit ihrem lustigen und offenen Wesen wäre sie lieber in den Service gegangen, um näher bei den Leuten zu sein. Dafür sprach sie aber zu wenig gut Deutsch. Die Kollegen und Gäste hätten ihr dann dabei geholfen. Es seien aber Wörter gewesen, die sie nicht wirklich gebrauchen konnte. «Nicht die anständigen», sagt Lesley Stuck lachend.
Steckbrief:
Geboren: in Cambridge, Jahrgang 1962
Erlernter Beruf: KV
Verheiratet: 2 Töchter; 17 und 13 Jahre
Hobbys: Fasnacht, Porzellan malen, Kinderenglisch
Lieblingsessen: Voressen
Lieblingsgetränk: Rotwein
Buch auf dem Nachttisch: Wahre Geschichten – auf Englisch
1984 kam sie als Au-pair-Mädchen in die Schweiz nach Zürich. Dort lernte sie ihren Mann kennen. 1988 Umzug nach St. Gallen. 1999 zog die Familie in die Lustmühle. Seit 2007 wohnen sie in Teufen.