Die Burg der Könige Oliver Pötzsch (List Verlag) Die deutschen Lande werden 1524 von den Bauernkriegen zerrissen. In den Wirren dieser Zeit suchen vier Menschen ihre Bestimmung: Agnes, die Burgherrin der einst mächtigen Stauferburg Trifels, will die Rätsel der Burg lösen. Mathis, Sohn eines Burgschmieds, träumt von der Gleichheit der Menschen. König Franz von Frankreich strebt nach der Kaiserkrone. Karl V., gewählter deutscher König und selbst ernannter Kaiser des Reiches, sieht seine Macht bedroht. Geschickt verwebt Oliver Pötzsch deutsche Geschichte, Abenteuer, Dichtung und Wahrheit zu einem eindrucksvollen Roman. Doreen Fässler
Sonntag in meinem Herzen Asta Scheib (Hoffmann und Campe) Carl Spitzweg träumt seit seiner Kindheit von der Malerei. Doch sein Vater duldet keine künstlerischen Neigungen und bestimmt, dass er Apotheker wird. Mit Unterstützung der Mutter und der Tante widersetzt er sich jedoch dem Verbot des Vaters und malt heimlich weiter. Erst als dieser stirbt und er seiner grossen Liebe Clara begegnet, kann er seinen Gefühlen freien Lauf lassen und widmet sich ganz der Malerei. Doch Clara stirbt. Carl zieht sich zurück, reist, um Bilder zu sehen, malt um sein Leben – und wird zum malenden Chronisten des 19. Jahrhunderts. Einfühlsam zeichnet die Autorin das Porträt eines aussergewöhnlichen Menschen und Künstlers. Marianne Clavadetscher
Stoner John Williams (dtv Deutscher Taschenbuch Verlag) William Stoner lebt im mittleren Westen der USA und lehrt an einer Universität Literatur. Er führt das Leben eines Menschen, der nichts falsch zu machen scheint und trotzdem von seinen Mitmenschen enttäuscht wird. Sein Leben lang sucht er nach dem Sinn und dem Gefühl des Glücks. «Er war zweiundvierzig Jahre alt; vor sich sah er nichts, auf das er sich zu freuen wünschte, und hinter sich nur wenig, woran er sich gern erinnerte.» Der Autor John Williams schrieb 1967 diesen eindrücklichen Roman darüber, was es heisst, ein Mensch zu sein. Das Buch wurde 2006 wiederentdeckt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Es fasziniert und berührt zutiefst. (Auch als Hörbuch erhältlich.) Karin Sutter
Ohne jeden Zweifel Tom Rob Smith (Manhattan) Es ist ein ganz normaler Tag, bis Daniel einen Anruf von seinem Vater bekommt: Seine Mutter Tilde leide unter Wahnvorstellungen und sei in die Psychiatrie eingeliefert worden. Die Eltern zogen vor einigen Monaten nach Schweden, in das Land, das Mutter Tilde mit sechzehn verlassen hatte. Ihr gelingt die Flucht nach London zu ihrem Sohn. Mit Hilfe der mitgebrachten Beweisstücke erzählt sie eine verbrecherische Geschichte, in die auch sein Vater involviert sei. Kann man Tilde trauen oder sind dies alles nur Lügen, wie Daniels Vater behauptet? Ein Thriller der besonderen Art. Erika Bänziger
Mr. T. der Spatz und die Sorgen der Welt – Leben in einer Mennoniten- Gemeinde. Miriam Toews (Berlin Verlag) Die kanadische Schriftstellerin Miriam Toews ist selbst in einer Mennoniten-Gemeinde aufgewachsen und verliess sie schliesslich für immer. In ihrem Buch beschreibt sie den Selbstmord ihres Vaters, der schon seit seinem 17. Lebensjahr manisch-depressiv war und das Gefühl hatte, nichts auf die Beine gestellt zu haben. Es ist ein anrührendes, aufrüttelndes Buch, ein Plädoyer für den Mut zu einem unkonventionellen Leben. Simone Koller
Der Hügel des Windes Carmine Abate (Aufbau Verlag) Schauplatz dieses wundervollen Romans ist der Rossarco, ein Hügel in Kalabrien, hoch über dem Meer gelegen. Hier lebt die Bauernfamilie Arcuri. Anfangs des 20. Jahrhunderts versucht sie, aus diesem paradiesischen Flecken Erde einen fruchtbaren Garten zu machen. Man taucht ein ins karge, mühevolle Leben dieser Menschen, leidet mit ihnen während der Not der Kriegsjahre, fiebert mit in ihrem Kampf gegen rücksichtslose Grossgrundbesitzer und freut sich immer wieder an ihrem südländischen Temperament und ihrer Liebe zur Familie. Über drei Generationen bis in die heutige Zeit werden das Schicksal dieser Menschen und die Veränderungen eines Jahrhunderts im südlichen Italien geschildert. Esther Gähler