Jörg H. Schoch*
Für Roland Stieger ist Teufen Lebensmittelpunkt, die Buchgestaltung der neuen Ortsgeschichte liegt ihm deshalb besonders am Herzen. Bis diese im November 2014 erscheinen kann, gibt es aber noch viel zu tun. Ein Werkstattbesuch.
Identität schaffen ist eines der zahlreichen Ziele dieses Buches. Es soll ein Buch für alle Teufner werden, Freude machen und leicht lesbar sein. Eine Herausforderung für alle Mitarbeitenden, insbesondere für den Gestalter. Format, Aufbau und Erscheinungsbild erinnern denn auch eher an ein gepflegtes Magazin denn an ein herkömmliches Geschichtsbuch.
Das 300-seitige Werk ist in drei Hauptteile gegliedert, die sich auch farblich voneinander unterscheiden. Das Format ist so gewählt, dass es einerseits gut in der Hand liegt und bequem mit einer Hand gelesen werden kann. Aber auch Illustrationen und Bilder können ihre Wirkung entfalten.
Es hat eine klassische Proportion, oder wie der Fachmann sagt: einen «guten Klang», nämlich 5 : 8 bzw. 175 x 280 mm. Dieser Klang lässt sich durchaus mit Musik vergleichen, das Ohr hört Harmonie und Disharmonie unmittelbar. Mit dem Auge ist das ähnlich.
Schrift
Die Schrift Alena basiert auf einem Holzschnitt des St.Galler Typographen Jost Hochuli aus dem Jahr 1980. Die Formen der Grossbuchstaben beruhen auf den klassischen Proportionen der römischen Capitalis Monumentales, entstanden um 100–150 n.Chr. Diese sind quasi die Mutter des Alphabets – sozusagen das Original – wirken aber frisch und unverbraucht bis heute.
Die Kleinbuchstaben hingegen basieren auf der karolingischen Minuskel, die vom 8. bis etwa ins 11. Jahrhundert verwendet wurde. Die ausgezeichnete Lesbarkeit der Schrift hat Roland Stieger zur Schaffung der Alena motiviert. Das Schriftbild wirkt modern und spricht bestimmt auch die junge Leserschaft an.
Lebendige Bilder
Die Abbildungen sind ein zentraler Bestandteil. Über die Bilder lässt sich eine Zeitreise machen. Es ist deshalb wichtig, dass diese in hervorragender Qualität wiedergegeben werden. Alle aktuellen Abbildungen wird ein Appenzeller Berufsfotograf in einer einheitlichen Bildsprache aufnehmen.
Was möchte der Gestalter beim Publikum erreichen?
Ein Buch ist dann gelungen, wenn es gelesen wird. Das ist der Hauptanspruch. Dazu gehören die Gesamterscheinung ebenso wie jedes kleinste Detail und die Materialität des Buchkörpers.
Ein Buch ist ein dreidimensionales Objekt, das man gerne in die Hand nehmen will. Als überzeugter Nutzer neuer Medien stellt sich Büchermacher Stieger umso mehr die Frage, ob das Buch noch zeitgemäss ist.
Es ist! Weil es zum Beispiel eine unglaublich intuitive und schnelle Navigation erlaubt, wie es bis jetzt noch kein elektronisches Medium geschafft hat.
Die gedruckte Form ist zudem noch immer ein sicheres Speichermedium. Online-Inhalte können gelöscht oder manipuliert werden, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. Ein gedrucktes Geschichtsbuch wird noch in vielen, vielen Jahren und ohne Strom lesbar sein. Genau das möchte man der Ortsgeschichte Teufen doch wünschen.
*Der Teufner Kommunikationsfachmann Jörg H. Schoch ist Mitglied der Kulturkommission und begleitet die Herausgabe der neuen Teufner Ortsgeschichte.
Zur Person
Roland Stieger wohnt mit seiner Familie in Teufen und ist Mitglied der Kulturkommission der Gemeinde. Zusammen mit zwei Partnern hat er vor über 20 Jahren das Grafik-Atelier TGG in St.Gallen gegründet, das für seine Bücher immer wieder internationale Auszeichnungen erhält.
Dass der Typograph nun für Teufen ein Schlüsselwerk gestalten kann, dazu mit einer Schrift, die er selber entwickelt hat, freut ihn besonders.
Vernissage der Tüüfner Ortsgeschichte ist am 20. November.
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