
Hanspeter Spörri*
Der Lenkungsausschuss ist ein vielfältig zusammengesetztes Gremium. In ihm vertreten sind der Gemeinderat Teufen (mit Gemeindepräsident Walter Grob und Gemeinderat Markus Bänziger, Präsident Finanzkommission), der Kanton Appenzell Ausserrhoden (mit Regierungsrat Jakob Brunnschweiler, Kantonsingenieur Urban Keller und Departementssekretär Land- und Volkswirtschaft Lukas Gunzenreiner), die Appenzeller Bahnen (mit Direktor Thomas Baumgartner und Geschäftsleitungsmitglied Roland Steingruber) und die IG Dorfgestaltung (mit Urs Alder) sowie die mit der Prozessgestaltung beauftragte Firma Ernst Basler + Partner (mit Projektleiterin Fabienne Perret).
Ziel: Meinungsbildung ermöglichen
Es trafen also vielfältiges Fachwissen und unterschiedliche Sichtweisen zusammen. Über die Ziele war man sich allerdings einig: Die Auswirkungen und Folgen der beiden Varianten Tunnel und Doppelspur sollten in gestalterischer, planerischer und finanzieller Hinsicht so gründlich wie möglich abgeklärt werden. Dem Lenkungsausschuss oblag es also, die Organisation und den Fortgang des Prozesses zu steuern, die Arbeit der beauftragten Fachleute – darunter Architekten und Städtebauer – zu begleiten und fortlaufend zu überprüfen und bei Bedarf ergänzende Untersuchungen in Auftrag zu geben.
Ziel dieses Prozesses war und ist es nicht, die Meinungsbildung in eine bestimmte Richtung zu lenken, sondern fachliche Abklärungen zu treffen und die nötigen Fakten bereitzustellen, die eine Meinungsbildung überhaupt erst ermöglichen.
Der Gemeinderat entscheidet
Der Lenkungsausschuss übernahm damit nicht die Aufgabe des Gemeinderates. Dieser ist ein politisches Gremium. Er wird die ihm vorbehaltenen Entscheide auf der Basis der vorliegenden Daten fällen und eine Abstimmungsempfehlung aussprechen.

Der Lenkungsausschuss hingegen stellt in erster Linie sicher, dass die Abklärungen möglichst unvoreingenommen und vollständig erfolgen und die Stimmen der Fachleute gehört werden. Er muss garantieren, dass die Entscheidungsgrundlagen vorliegen. Auf deren Basis kann man selbstverständlich weiterhin zu unterschiedlichen Einschätzungen und Empfehlungen gelangen. Letztlich sind diese davon abhängig, welche Prioritäten man persönlich setzt.
«Von der Komplexität beeindruckt»
Im Lenkungsausschuss sind unterschiedliche Interessen und Haltungen aufeinandergetroffen. Das liegt in der Natur der Sache. Aber allen Mitgliedern war und ist daran gelegen, möglichst alle Vor- und Nachteile der Varianten sichtbar zu machen.

Urs Alder sagt, die Anliegen der IG Dorfgestaltung seien jederzeit gehört und ernst genommen worden. Und diese sei durch ihn und Katja Diethelm auch in den Workshops vertreten gewesen.
Ob sich seine Haltung im Laufe des Prozesses verändert habe, will IG-Mitglied Urs Alder nicht verraten: «Meine eigene Haltung ist im Moment noch nicht relevant. Sobald sämtliche Fakten sowohl hinsichtlich Vor- und Nachteilen bzw. des Mehrwerts jeder der beiden Varianten auf dem Tisch liegen, werden wir uns als IG nochmals ganzheitlich damit auseinandersetzen. Zum richtigen Zeitpunkt wird die IG dann ihre Meinung kundtun und Stellung nehmen, dazu fehlen uns zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch einige Grundlagen.»
Zu wichtigen Einsichten ist Alder hingegen schon gekommen: «Mich hat vor allem die Komplexität des ganzen Projekts und Prozesses beeindruckt. Die Arbeit, die seitens Gemeinde, Kanton und auch Bahn in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsingenieuren und uns als IG geleistet wird, ist sehr umfangreich und anspruchsvoll. Ich bin froh, dass dieses ‹Jahrhundert-Projekt› sorgfältig und professionell angegangen wird – es geht ja schliesslich um sehr viel!»

«Raum im Dorfzentrum bleibt beschränkt»
Auch Kantonsingenieur Urban Keller bezeichnet die Arbeit im Lenkungsausschuss als «sehr intensiv und wichtig». Nur Baudirektor Jakob Brunnschweiler und er seien seit dem Neubeginn der Planungen im Jahr 2004 noch dabei, alle anderen Personen hätten gewechselt. Deshalb sei es wichtig gewesen, dass im Lenkungsausschuss alle Seiten kompetent vertreten seien: «Das Tiefbauamt kann viele Informationen einbringen, die man sonst wieder mühsam zusammentragen müsste. Letztendlich bleibt der Raum im Dorfzentrum von Teufen aber beschränkt – mit und ohne Bahn, so dass wohl nur die gemeinsame Nutzung zu Verbesserungen führen kann. Die Infrastruktur allein kann jedoch nicht ein lebendiges Dorf erwirken – hier braucht es das tägliche Engagement der ganzen Bevölkerung!»

Der Entscheid liegt letztlich bei den Stimmenden. Der Gemeinderat wird zuvor auf Basis der nun erarbeiteten Grundlagen seine Empfehlung aussprechen. In der Bevölkerung, bei Parteien und Organisationen muss ein Meinungsbildungsprozess stattfinden. Im Lenkungsausschuss kam man überein, diesem mehr Zeit einzuräumen und deshalb die Abstimmung zu verschieben. Denn so oder so steht Teufen vor entscheidenden Weichenstellungen und wichtigen Investitionen.
*Der Journalist Hanspeter Spörri begleitet den Prozess im Auftrag des Lenkungsausschusses als Kommunikationsverantwortlicher.