Wenn die Pfarrei Teufen im Gottesdienst jeweils zum „Gespräch an der Kanzel“ Menschen aus Gesellschaft, Politik und öffentlichem Leben einlädt, füllen sich die Kirchenbänke. So auch am Sonntag, 17. November, als Dr. Fauzi Kadddur, offizieller Repräsentant der autonomen Republik Kurdistan in der Schweiz, über die Lebenswirklichkeit seiner Landsleute in Kurdistan sprach. Er ist – anlässlich dem „Tag der Völker“ – der Einladung von Pfarreileiter Stefan Staub gefolgt .
Über 200 Menschen nahmen Anteil an den bewegenden Aussagen des Diplomaten, der seit dreissig Jahren in Teufen wohnt, zur Situation im Nahen und Mittleren Osten.
Teufner Bürger mit syrisch-kurdischen Wurzeln
Fauzi Kaddur hat ein bewegtes Leben. Der Zahnmediziner hat bis vor wenigen Jahren eine eigene Zahnarztpraxis in Niederteufen geführt. Sein politisches Engagement für die Autonomie der Kurden geht zurück in seine Studienjahre in Syrien. Fauzi Kaddur kennt den Nahen und Mittleren Osten wie kein Zweiter. Seine Herkunft und sein Wissen um die Schweizerische Realität haben die kurdische Regierung bewogen, ihn zum Repräsentanten der ersten Gesandtschaft der Autonomen Republik zu machen, die in Bern 2008 eröffnet wurde. Seit diesem Zeitpunkt pendelt der Diplomat zwischen Niederteufen und Bundesbern.
Eine „Insel des Friedens“
Kurdistan ist so gross ist wie die Schweiz. In der kleinen Republik leben etwas mehr als 5 Millionen Menschen. Auf dieses kleine Gebiet schaut die Weltpolitik. Nicht weil es viele Bodenschätze vorweisen kann, sondern weil Kurdistan eine Insel des Friedens ist in einem Gebiet, das von Unfriede und Zerstörung bestimmt wird.
Die Republik Kurdistan erstreckt sich lediglich über einen kleinen Teil des kurdischen Gebiets, nämlich über den Norden Iraks. Das kurdische Gebiet erstreckt sich über die Grenzregionen von Iran, Irak, Türkei und Syrien.
Bewegende Aussagen
Die Fragen von Stefan Staub drehten sich um die aktuelle Situation jener Region, von der die Welt in den letzten Monaten und Jahren immer wieder hört. Der Krieg in Syrien wirft seinen Schatten über die Menschen Kurdistans. Kaddur berichtete in bewegenden Worten über die politischen Interessen der Weltmächte, die selten das Wohl der Menschen in Betracht ziehen, sondern vielmehr geopolitische und strategische Interessen.
In Kurdistan selbst herrscht seit sechs Jahren Frieden. Christliche und moslemische Kurden leben in Akzeptanz und Solidarität miteinander, wie sie es aus ihrer Geschichte kennen. Der Frieden in Kurdistan lockt Neider auf den Platz. Die Kurdische Regierung versucht mit allen Mitteln, ihre Grenzen zu schützen. Extremistische Gruppen konnten bis heute keinen Einfluss in die tolerante Gesellschaft Kurdistans nehmen.
Ein kulinarischer Abschluss
Waffa Beku, kurdische Christin aus dem Riethüsli, hat mit einem Team die Gottesdienstbesucher bekocht. Spezialitäten aus ihrer Heimat animierten die Besucherinnen und Besucher bis in den neblig-grauen Nachmittag hinein, das Zusammensein zu geniessen.
Stefan Staub