Die Ankündigung hatte nicht zuviel versprochen: Wer am Sonntag zur Vesperzeit den Gottesdienst mit den Klängen des Quartetts Laseyer besuchte, hörte und spürte förmlich den Wind durch den Kirchenraum brausen.
Hier geht’s direkt zu einem kurzen Konzert-Mitschnitt auf Youtube:
Laseyer-Quartett in der Grubenmann-Kirche
Laseyer – so heisst der oft unberechenbare Fallwind im innerrhodischen Wasserauental, der mit bis zu 200 Stundenkilometern den gleichnamigen bewaldeten Abhang runtersaust und auch schon mal einen Wagen der Appenzellerbahn zum Entgleisen brachte (Januar 2007). Der Name ist auch Programm des Quartetts Laseyer, das den anKlang-Gottesdienst am 6. Oktober bereicherte.
Welches ist mein Weg?
Pfarrerin Verena Hubmann stellte die Besinnung unter das Thema Weg. Welches ist der richtige Weg für mich und wie finde ich ihn. Gibt es ihn überhaupt? Auf die Frage, welchen Lebensweg er gegangen sei, habe der Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti einmal erwidert: “ Keinen! Es war das Leben, das mit mir auf und davon ging. Was hinterher wie ein Weg aussieht, hat sich unmerklich an meine Fersen geheftet.“
In diesem Sinne gebe es auch keinen einzig richtigen, vorgezeichneten Weg. Der Weg entstehe erst im Nachhinein, wenn wir zurückblickten – und oft erst dann würden wir den roten Faden erkennen. Oder wie Sören Kierkegaard treffend bemerkt habe: „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben (aber) müssen wir es vorwärts.“
Der Mut, zu sich selber zu stehen
Wichtig sei deshalb der Mut, den eigenen Weg zu finden, sich selber einzubringen, sein Licht – wie Jesus sage – nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern es leuchten zu lassen, damit die Welt heller werde.
Auch Jesus habe keine Handlungsanweisungen gegeben, sondern sei seinen Weg ganz konkret gegangen, uns voraus gegangen, sagte Verena Hubmann.
Die Wegbesinnung wurde vom Quartett Laseyer musikalisch untermalt. Die feinfühlige, rhythmische und teils rasante Spielweise, welche dem Namensgeber vollends gerecht wurde, fand viel Applaus, und ebenso stürmisch wurde eine Zugabe gefordert.