Ein Rückblick aus Anlass der Eröffnung des Café Koller Mitte Dezember 2012.
Der Drang zu Einkaufszentren und Discountläden krempelte in den 1970er Jahren auch die Teufner Ladenlandschaft grundlegend um. «An die Stelle der aufmerksamen Bedienung tritt die Selbstbedienung, anstelle der vertrauten Kundin des Kleinladens trifft man auf die motorisierte Hausfrau», hielt 1969 der Teufner Lokalkorrespondent der Appenzeller Zeitung fest.
Während im Dorfbereich neue zeitgemässe Angebote wie Migros-Neubau, Maxi-Discount (beide 1972) oder Alpstein-Mode (1977) entstanden, fand in den Aussengebieten ein ziemlicher Kahlschlag statt.
«Ist damit eine ungünstige Entwicklung Niederteufens eingeleitet?», sorgte sich derselbe Reporter Ende Oktober 1971, als er die Schliessung der seit 50 Jahren bestehenden Konsum-Filiale in Niederteufen melden musste. Er mahnte die Genossenschaft COOP-Säntis, die den Konsum-Verein Teufen übernommen hatte, an ihre Pflichten, indem er ihren Zweck, «die Förderung der sozialen Wohlfahrt und die Verbesserung der Lebenshaltung ihrer Mitglieder», aus den Statuten zitierte.
Ein Nachbar erwarb das Konsumgebäude in der Hoffnung, Nachfolger zu finden. Angesichts der nicht mehr zeitgemässen Ladenfläche von nur 60 m2 und den fehlenden Parkplätzen blieb seine Suche jedoch erfolglos. Andere Geschäfte in Niederteufen hatten schon früher geschlossen.
Ende März 1973 verschwand dann auch «die letzte Kolonialwarenhandlung Niederteufens». Frl. Klara Hörler gab ihren 1939 eröffneten USEGO-Laden altershalber auf. Nur wenig vorher hatte Familie Baumgartner ihr Lebensmittel- und Drogeriegeschäft in der Lustmühle geschlossen.
«Die nächsten Spezereiläden befinden sich für die Niederteufener ab Montag im Eggli, anderthalb Kilometer dorfwärts, wo die Familie Konrad Nef im «Frohsinn» einen USEGO-Laden führt, stadtwärts im Riethüsli, fast drei Kilometer entfernt», rapportierte der Zeitungs-Korrespondent.
Der USEGO im Frohsinn ging im Sommer 1979 ein. In Niederteufen bestehen blieben vorerst der Laden Suhner, die Bäckerei Wagner (später Koller) und der Kiosk gegenüber der Bahnhaltestelle.
Einstmals umfassendes Angebot
Bis in die 1960er Jahre präsentierte sich die Hauptstrasse in Niederteufen als kleine «Shoppingmeile». Mehrere Bäckereien, Metzgereien, Lebensmittelgeschäfte und Wirtschaften sowie eine Molkerei stellten die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sicher. Eine beliebte Ausflugsadresse war das 1933 von Ernst Jüstrich-Goebel eröffnete «Café-Conditorei mit Aussicht auf die Säntiskette» im Haus von Zahnarzt Gustav Jokel.
Weiter bot die Handlung Kirchhofer Textilien, Raucherwaren und Villars-Schokolade an, die 1938 eröffnete Papeterie von Witwe Peyer-Tobler neben Schreib- und Papierwaren ebenfalls Raucherwaren sowie Toilettenartikel. Auch eine Poststelle war vorhanden.
Bei Gottfried Keller gab es Motorräder der englischen Marke BSA und Velos. Unter der Telefonnummer 29 des Gasthauses Rössli erreichbar war die im Frühling 1930 eröffnete Autogarage von Otto Schüepp. Und wer gerne mit dem Auto anstatt mit der Bahn verreiste, konnte sich ab Mai 1931 von Johannes Niederer zu mässigen Preisen im bequemen Buick ausfahren lassen oder ab Herbst 1932 die Dienste von Konkurrent Max Amstutz-Platt in Anspruch nehmen.
Oder wäre eher eine Behandlung beim Magnetopathen Emil Schneider gefällig, der ab 1928 auch gerne im eigenen Klemm-Kleinflugzeug seine Runden drehte und später unter anderem auch sein Zusatzfutter Alkamin feilbot?
Im späten 20. Jahrhundert
Die Lücke in der Niederteufner Einkaufslandschaft zu schliessen bemühte sich ab 1978 Walter Suhner-Schreiber (1928–1983) mit einer starken Sortimentserweiterung in seinem Gemüse- und Früchteladen. Der in der Bubenrüti Aufgewachsene war schon in der Schulzeit als Ausläufer für die Gemüsehandlung Kürsteiner im Untern Gremm tätig. Später fuhr er mit Ross und Wagen und zuletzt mit dem Auto zur Kundschaft.
Im März 1954 gründete er zusammen mit seiner älteren Schwester Frieda ein eigenes Geschäft. Während er mit dem eigenenVerkaufswagen unterwegs war, bediente Frieda den im vormaligen Café Moosberger (früher Jüstrich) in Niederteufen neu eingerichteten Gemüse- und Früchteladen.
Frieda hatte zwar seit einiger Zeit auch Konserven, Trockensuppen, Schokolade, Biscuits und alkoholfreie Getränke im Angebot, in die von Konsum und USEGO hinterlassene Lücke springen wollte sie aber altershalber nicht.
Erst als Walter 1978 den Verkaufswagen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, erfolgte ein Ausbau des Niederteufner Ladens. Vier Jahre später zog sich Frieda zurück. Wenig später verstarb Walter Suhner während neuerlichen Laden-Umbauarbeiten. Ein Sohn führte das Geschäft weiter.
1989 schlossen dann die Metzgerei mit Restaurant «Schweizerbund», das aus einer Schneiderei hervorgegangene Textilwarengeschäft Niederer (siehe auch unseren Tüüfner Chopf TP 1/2013) und der Kiosk bei der Bahnhaltestelle Niederteufen.
Es verblieben die Bäckerei Wagner (seit 2001 Koller) und vorerst «Comestibles Suhner» sowie die im neuen Geschäftshaus entstandene Buchhandlung Niggli. Suhners Laden übernahmen 1996 Werner Keller und Pernille Olesen, mussten ihn aber nach fünf Jahren aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben (vgl. TP 3/2001). Eine Nachfolge liess sich nicht finden.
«Vor Ort wird nur noch eingekauft, was in der Stadt vergessen wurde. Das wiederum kann keine Existenz für einen Lädelibetreiber sein», konstatierte der enttäuschte Hauseigentümer.
Thomas Fuchs
«Konsum-Verein Filiale» in Niederteufen, um 1935. (Sammlung Werner Holderegger, Teufen)
Tüüfner Chopf
Erinnerungen der Lädelifrau aus Niederteufen
Die 89-jährige Margrit Niederer erzählt aus ihrem Leben. weiterlesen…